von Axel Retz

In den letzten Wochen boomt in den Medien das Flüchtlingsthema. Und dabei geht es auch durchaus um handfeste wirtschaftliche Interessen. Ein Mensch, der hierzulande einen Asylantrag stellt, kostet im Monat rund 5.000 Euro. Und es kommen immer mehr. Mit oder ohne Papiere, mit oder ohne gute Absichten, mit oder ohne Vertreibungshintergrund. Und die Politik? Die einen fordern nun, hier in Bayern die Einreisekontrollen wieder zu installieren und "Schengen II" auszusetzen, die anderen hingegen pochen darauf, dass noch weniger Kontrollen durchgeführt werden sollten, um illegal Eingereiste, die Bayern nur als Transit-Bundesland nutzen, nicht selbst an der Backe kleben zu haben. Au weia! Noch abstruser wird es beim Fall des im Herbst 2014 aus dem Allgäu abgeschobenen IS-Sympathisanten Erhan A. Während der politische Mainstream immer wieder betont, wie gefährlich es sei, dass ausgereiste IS-Freunde radikalisiert wieder zurückkommen könnten, beklagen die GRÜNEN die Ausweisung von Erhan A. als "Terrorexport". Was hätten’s denn nun gerne - zugereiste oder einheimische Terroristen? Anderes Thema:

Mit welch harten Bandagen in der EU mittlerweile um einen Verteilungsschlüssel für die Flüchtlinge gekämpft wird, das spricht Bände. Die Osteuropäer möchten mehrheitlich da mal lieber nicht solidarisch sein, Großbritannien auch nicht. An das wichtigste Thema, nämlich die Waffenexporte an beide Seiten der Kriegsgebiete, traut sich allerdings niemand heran. Warum auch, damit verdient man ja. 2017 wählt Frankreich. Und 2017 stimmen die Briten über den Verbleib in der EU ab. Das sollten wir schon jetzt im Auge behalten. Denn es wird um den Fortbestand des Euro gehen. Chinas gestrige und erneut heutige Abwertung des Yuan, vom US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump fast schon als eine Art Kriegserklärung interpretiert, zeigt, wohin die Reise geht: Der Abwertungswettlauf verschärft sich. Und wer ihn vermutlich gar nicht gewinnen kann, das ist der Euro.

Auf Seite 2: Rohöl: am Ende bei 30 US$ oder tiefer





Rohöl: am Ende bei 30 US$ oder tiefer



Organisationen wie die BIZ, die Bundesbank, die EZB, der IWF und die Weltbank verblüffen mich immer wieder aufs Neue. Denn die dort arbeitenden Analysten sehen einen Bus zumeist erst kommen, wenn er längst abgefahren ist. So veröffentlichte die Weltbank gestern ihre Einschätzung, dass die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran den Ölpreis unter Druck setzen könne. Zweierlei daran finde ich bemerkenswert. Erst einmal den sehr "frühen" Zeitpunkt dieser Erkenntnis. Und dann auch die Reaktion des Ölpreises, der um 2,5 Prozent einbrach. Das heißt: Die einen sind zeitlich ein wenig verpeilt mit ihren Analysen und die Anderen einfach zu naiv, um nicht auf diese verpeilten Analysen angewiesen zu sein. Das sind sie also, unsere "effizienten" Finanzmärkte!

Anders als die Weltbank hatte ich mir Öl in meinen Börsendiensten schon seit langem vorgenommen. Natürlich auch wegen des sich abzeichnenden Deals mit dem Iran. Aber auch wegen des "international" gewollten Preisdrucks auf den Ölpreis, um die russ. Wirtschaft zu schädigen, wegen des sehr harten Konkurrenzkampfes, den es mittlerweile zwischen der konventionellen Ölförderung und dem Fracking gibt und wegen der faktischen Bedeutungslosigkeit der OPEC. Sehen wir uns einmal den (aktualisierten) Chart an, den ich dazu schon vor vielen Monaten abbildete.



Quelle: www.secretz-online.de

Das hier ist es, wo die Musik beim Ölpreis spielt! Anfang d. J. hatte der Barrelpreis der Sorte Brent erneut auf der seit 1998/1999 etablierten Aufwärtstrendlinie aufgesetzt, die nach einer Zwischenerholung nun erneut von den Bären attackiert wird.

Die Bären werden Erfolg haben. Und während die Spätaufsteher bei der Weltbank meinen, dass der Ölpreis wegen der Aufhebung der Iran-Sanktionen um bis zu zehn Dollar nachgeben könne, dann halte ich das für ausgesprochen spaßig. 30 US$/barrel als Zielmarke sind mein Minimum, zehn könnte ich mir allerdings ebenfalls vorstellen. Öl-Aktien, Rohöl selbst und habe ich deswegen in meinen Börsendiensten wiederholt als Put-Kandidaten empfohlen. Wo wir ausgestoppt werden, werden wir bald wieder neu einsteigen. Und da wir hier so einen selten schönen Fall haben, wo Fundamentals und Technik sich einmal so perfekt die Hand reichen, denke ich, dass Sie selbst dann etwas tun sollten, wenn Sie bisher noch nichts getan haben …

Auf Seite 2: Kupfer: Halbierung voraus





Kupfer: Halbierung voraus



Nun ja, Kupfer kann man nicht halbieren. Sein Preis hingegen, der kann das schon. Und auch bei diesem schönen Metall, mit dessen Hilfe sich übrigens auch recht erfolgreich Wespen vertreiben lassen, sollte sich ordentlich Geld verdienen lassen.



Quelle: www.secretz-online.de

Seit 2011 hat sich der Tonnenpreis des Industriemetalls halbiert. Und dabei zuletzt ohne jede Gegenwehr der Bullen auch die seit 2002 etablierte Haussegerade nach unten durchbrochen. Charttechnisch betrachtet, trifft Kupfer nahe 4.700 auf eine kleine Auffanglinie, danach aber ist der Preis bis zum Tief vom Jahreswechsel 2008/2008 so gut wie ohne Unterstützung.

Auf Seite 3: E.ON: Noch hält die Sicherung





E.ON: Noch hält die Sicherung



Energieversorger-Aktien, früher für Aktionäre einmal so etwas wie eine sichere Bank, haben heute ein ganz anderes Standing. Und innerhalb einer weltwirtschaftlichen Abkühlung wird sich ihre Situation weiter verschlechtern. Einfach weil die Nachfrage sinkt. Anleger sollten sich das zunutze machen.



Quelle: www.secretz-online.de

Eine feine Chance bahnt sich da aktuell bei E.ON an. Die Aktie des Energieriesen hat sich wieder bis in unmittelbare Nähe des Tiefs vom Frühjahr 2003 abgeschwächt, das für die Bullen so etwas wie die letzte Sicherung darstellt. Wird dieses Tief unterkreuzt, ist beim Kurs nach unten alles drin. Neben Rohöl und Kupfer sollten Sie m. E. auch diese Aktie im Auge behalten. Denn in diesen drei Werten sind mehr als die berühmten einhundert Prozent drin - selbst wenn Sie für Ihre Puts nur einen moderaten Hebel wählen.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .