Die Entscheidung der thailändischen Regierung im Juli 1997 die eigene Währung nicht länger zu stützen, war der Auslöser für eine Reihe von Abwertungen in der Region, mit denen die Finanzkrise in Asien ihren Anfang nahm. Thailand, Indonesien, Südkorea und Malaysia - allesamt schnell wachsende Volkswirtschaften in der Region - waren besonders schwer betroffen. China hingegen überstand die Krise vergleichsweise glimpflich. Es entging der sogenannten asiatischen Ansteckung und blieb in der von Thailand ausgelösten Krise isoliert. Doch die entscheidende Frage lautet: Blieb China wirklich von der Krise verschont oder tritt sie mit Verzögerung ein?

Diese wirtschaftlich schwierige Phase brachte für die ehemaligen Tigerstaaten und die schnell wachsenden asiatischen Volkswirtschaften viele Veränderungen mit sich. Das Ausmaß der Krise setzte Reformprozesse in Gang, die eine milde Rezession nicht ausgelöst hätte. Doch je weniger stark betroffen ein Land von der Krise war, desto geringer schien der Lerneffekt zu sein.

In China stieg die Verschuldung im Verlauf der vergangenen acht Jahre am stärksten. Kapitalverkehrskontrollen, eine schwächere Währung und eine niedrigere Verschuldung schützten China womöglich vor 20 Jahren vor der Krise. Heute aber wächst die Besorgnis, dass das Land aufgrund seiner Finanzlage anfällig für eine schwere Krise sein könnte, die möglicherweise auf die gesamte Region übergreift. Immer, wenn im vergangenen Jahrzehnt ein Abschwung unmittelbar bevorzustehen schien, stützte die Regierung die Konjunktur, meist durch höhere Infrastrukturausgaben. Doch diesen Ausgaben sind Grenzen gesetzt, da diesmal weniger Argumente vorliegen als in der Vergangenheit.

Die staatliche Schuldenquote Chinas stieg bis Ende 2016 auf fast 280 Prozent. Im System baut sich eine Verschuldung in nie zuvor erreichter Höhe auf. Meiner Ansicht nach ist das kreditfinanzierte Wachstum Chinas auf Dauer schlichtweg untragbar - eine Ansicht, die auch die Ratingagentur Moody’s erst kürzlich mit der Abstufung chinesischer Staatsanleihen demonstrativ vertrat. Es ist äußerst schwierig, die Zukunft einer Planwirtschaft vorherzusagen. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass früher oder später jede Wirtschaft eine Rezession durchlaufen muss. Sollte die chinesische Wirtschaft schrumpfen, würden viele andere Länder, allen voran die direkten geografischen Nachbarn, in Mitleidenschaft gezogen, da China bei Weitem die größte Volkswirtschaft in der Region ist. Auch die engen Handelspartner wären stark betroffen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Krise von damals und einer potenziellen Krise heute würde darin bestehen, dass Letztere von Regionen mit wirtschaftlich vollkommen anderer Größe ausgehen würde. Eine vergleichsweise kleine Volkswirtschaft wie Thailand würde nicht die gleiche Ansteckungswirkung haben wie vor 20 Jahren. Ein Abschwung bei einem zentralen Akteur wie China könnte jedoch gewaltige Auswirkungen auf Asien und die übrige Welt haben.

Wir sind uns der Probleme, die in einer Planwirtschaft wie China bestehen, vollkommen bewusst. Dies bedeutet aber nicht, dass wir kein Anlagepotenzial sehen. Jedoch mahnt unsere mittel- bis langfristige Einschätzung zur Vorsicht. Insbesondere achten wir auf mögliche Marktblasen. Die Kapitalverkehrskontrollen in China verhindern, dass Sparer ihr Geld auf einfache Weise außer Landes bringen können. Infolgedessen tendieren sie dazu, ihr Kapital in Vermögenswerte zu investieren, die gerade angesagt sind. So lange, bis sich eine Dynamik und schließlich eine Blase bildet. Wenn diese Blase platzt, ziehen sie weiter zur nächsten trendigen Anlagemöglichkeit. Für Anleger mit mittel- bis langfristiger Ausrichtung sind diese Blasen gefährlich. Eine solide Anlagestrategie sollte einen großen Bogen hierum machen.

Jason Pidcock wechselte im Jahr 2015 zu Jupiter. Derzeit ist er Head of Strategy Asian Income sowie Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income und von einem in Großbritannien domizilierten Investmentfonds. Der börsennotierte Investmentmanager Jupiter mit Boutique-ähnlichem Anlagestil und Sitz in London wurde 1985 gegründet und gehört heute zu den renommiertesten Vermögensverwaltern Großbritanniens.