Es ist wieder etwas ruhiger geworden an den Aktienmärkten. Und doch fragt man sich als Anleger, ob denn die alten Rekordstände noch einmal in Angriff genommen werden. Was wichtig wäre. Denn wie ein schlauer Börsianer mal festgestellt hat, läutet nicht eine heftige Korrektur einen längeren Börsenumschwung ein, sondern der darauffolgende Anstieg. Die Korrektur der Korrektur sozusagen. Konkret: Fällt dieser Anstieg, also die Reaktion auf die Korrektur, enttäuschend aus, scheitert sie also an den bisherigen Rekorden, dann wird es knifflig.

Diese Möglichkeit ist nicht ganz abwegig, immerhin haben die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten nicht mehr so regelmäßig die Erwartungen der Ökonomen übertroffen wie noch im zurückliegenden Jahr. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex, der - vielleicht auch wegen des langen politischen Stillstands in Berlin - erneut gefallen ist. Das dritte Mal in Folge übrigens. Das ist schon ein deutliches Warnsignal.

Woran liegt’s? Zum einen sind es die steigenden Zinsen, die verunsichern. Dazu kommt, dass die gerade im Januar so stark gestiegenen Aktienkurse die hohen Erwartungen längst widergespiegelt haben, die etwa mit den Steuererleichterungen in den USA verbunden werden. Die Unternehmen müssen diese Erwartungen jetzt erfüllen. Sie müssen "liefern", wie es etwas unschön im Bankerjargon heißt.

Die Kurseinbrüche von Anfang Februar jedenfalls haben viele Anleger durchgeschüttelt. So was ist man einfach nicht mehr gewohnt. Doch vielleicht ist die Korrektur einfach auch nur Ausdruck eines rationaleren Verhaltens an den Märkten. In den zurückliegenden Jahren waren Anleger durch die immer niedrigeren Zinsen praktisch gezwungen, in anderen Marktsegmenten nach Erträgen zu suchen. Etwa mit Unternehmensanleihen und eben auch mit Aktien. Hauptverantwortlich dafür war die expansive Geldpolitik der Notenbanken. Jetzt, da Wirtschaft und Inflation zulegen, scheint die Zeit gekommen, die geldpolitischen Maßnahmen zurückzufahren, sodass die Zinsen wieder auf ein normales Niveau steigen.

Und so ist es auch. Die wichtigsten Zentralbanken sind bereit, ihre ultralockeren Maßnahmen langsam, aber sicher zu reduzieren oder gar einzustellen. Das ist zweifellos eine gute Nachricht für die Wirtschaft. Allerdings müssen sich Anleger jetzt darauf einstellen, dass die gewohnten Wachstumsfaktoren - also vor allem die Liquidität - nicht mehr so funktionieren wie bislang. Panisch muss man aber dennoch nicht werden. Jetzt muss sich die Wirtschaft eben langsam selbst tragen. Dass dies gelingen kann, zeigt letztlich die Stimmung an den Börsen selbst. Trotz Korrektur schneiden nämlich jene Anlageklassen auch weiterhin unterdurchschnittlich ab, die in der Regel dann zulegen, wenn die Inflation aus dem Ruder läuft und drastische Zinsmaßnahmen zu erwarten sind: Gold etwa oder Aktien aus dem Energiesektor.

Letztlich bleiben wir - noch - bei unserer optimistischen Einschätzung für das Jahr. Mag sein, dass es in den kommenden Wochen noch unruhig bleibt und sich kein rechter Trend etablieren mag. Für eine Stabilisierung spricht aber der Fakt, dass sich Techaktien bislang am deutlichsten erholt haben, was für steigenden Risikoappetit spricht. Allerdings wird die Korrektur der Korrektur noch von zu wenigen Aktien mitgetragen, als dass man von einer vernünftigen Marktbreite sprechen könnte. Man kann es nur wiederholen: 2018 ist und bleibt ein schwieriges Jahr für Aktienanleger.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com