Treiber dieser Entwicklung sind demnach neben der Digitalisierung der Fondsindustrie vor allem die geringe Kostenbelastung und die Fungibilität der Produkte, sowie die mittlerweile erreichte Breite und Produktvielfalt des ETF-Angebots.

Dazu passt auch die jüngste Auswertung des "BlackRock Global ETP Landscape", der zufolge allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres weltweit 124,2 Mrd. US-Dollar in ETF flossen. Europaweit ist von etwa 18 Mrd. US-Dollar die Rede.

Lehnt man sich an die Technik an, könnte man von einem "Nachbrenner" sprechen, den der ETF-Absatz schon vor einiger Zeit gezündet hat. Ein Nachbrenner ist die Zusatzeinrichtung eines Turbinenstrahltriebwerks, die eine Verbrennung des hinter die Turbine eingespritzten Treibstoffs erlaubt und so den Schub des Triebwerks erhöht.

Will sagen: die ETF-Industrie erfreut sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr nur der Mittelzuflüsse frisch investierter Gelder bestehender und neuer Anlegerschichten (wie beispielsweise den Notenbanken), sie absorbiert zudem immer häufiger auch bestehende Investments aktiv gemanagter Fonds, aus denen unzufriedene Anteilinhaber ihre Gelder in ETF umschichten. Eine Trend-/ Schubumkehr steht bis auf weiteres nicht zu erwarten.

Die aus dieser Entwicklung resultierenden Wunden lassen sich mittlerweile branchenweit im aktiven Fondsmanagement erkennen, - ebenso übrigens die Konzentration der ETF-Zuflüsse auf einige wenige diesen Markt beherrschende Investmenthäuser, die sich frühzeitig positioniert haben.

Aktiven Managern kann man daher nur raten, ihr Heil in höherer Aktivität abseits der Benchmark zu suchen, um dem Siechtum zu entgehen. Wer den Kopf in den Sand steckt, mit den Indizes schmust und nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen müssen.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).