Value-Investoren wie ich werden auf der Suche nach attraktiven Investments meist dann fündig, wenn wir uns Unternehmen und Branchen ansehen, die aktuell unbeliebt sind. Eine ganz einfache, aber effektive Methode, diese zu finden, ist, das Aktienuniversum nach Werten zu durchsuchen, die über drei Jahre einen Kursverlust verbuchen. Die Idee dahinter: Wenn eine Aktie eine Weile lang gefallen ist, verlieren viele Investoren die Freude an ihr. Der Pessimismus steigt. Irgendwann reagiert der Kurs über - und zwar negativ. Wenn das Unternehmen fundamental intakt ist, ist das ein guter Einstiegszeitpunkt.

Bei meinen Untersuchungen stoße ich aktuell auf viele Namen aus der Modebranche. Gerade in den USA kämpfen viele Labels wie GAP oder die junge Marke Abercrombie & Fitch mit sinkenden Umsätzen. American Apparel ist 2016 sogar zweimal in die Insolvenz gegangen. Dahinter steckt mehr als eine schwache Kollektion, die den Geschmack der Leute nicht getroffen hat. Immer mehr Menschen bestellen auch ihre Hemden, Hosen und Schuhe online, fast täglich schließt in den USA eine Mall. Weniger klassische Verkaufsflächen, mehr Onlinehandel mit völlig transparenten Preisen - das setzt die Marken unter Druck. Der Wettbewerb wird schneller und härter.

Doch die vielen schlechten Nachrichten sind bekannt, die düsteren Prognosen in den Aktienkursen berücksichtigt, die Stimmung so schlecht, dass selbst starke Marken fundamental günstig geworden sind. So wie Ralph Lauren. Die Umsätze fallen bei Ralph Lauren seit zwei Jahren, die Gewinne seit drei. Sonderabschreibungen werden das Ergebnis 2017 ins Minus drücken. Die Aktie hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren fast zwei Drittel ihres Werts eingebüßt.

Mit den Marken Polo, Lauren und Ralph Lauren hat Gründer Ralph Lauren zeitlose Mode geschaffen, die nicht so sehr vom wechselnden Geschmack abhängig ist wie beispielsweise die von Abercrombie & Fitch. Vor 50 Jahren gründete er sein Unternehmen als klassischer Selfmademan aus einfachen Verhältnissen, vor 30 Jahren ging er an die Börse. Aktuell hat das Unternehmen 26 000 Mitarbeiter und macht über sieben Milliarden Dollar Umsatz, der sich je zur Hälfte auf eigenen Einzelhandel und Großhandel verteilt.

Das Unternehmen hat gut gefüllte Kassen. Mit einem KGV von 17 für das aktuelle Jahr ist die Aktie nicht ganz billig, aber schon nächstes Jahr sollen die Gewinne steigen, das KGV soll auf 14 fallen. Die Free-Cashflow-Rendite beträgt zwölf Prozent. Das heißt, das Unternehmen erwirtschaftet einen freien Cashflow, der zwölf Prozent des Aktienkurses beträgt. Davon werden rund drei Prozent Dividende ausgeschüttet - seit mehr als zehn Jahren ist sie stabil oder steigend.

Was mir bei dem Unternehmen gefällt: Lauren ist Unternehmer. Er denkt langfristig und hat noch die überwiegende Mehrheit am Unternehmen. Weil er auf sein 80. Lebensjahr zugeht, wurde ein externer CEO ins Haus geholt und ein Restrukturierungsplan entwickelt. 50 Ladengeschäfte sollen geschlossen werden, das Unternehmen soll sich auf die drei Kernmarken Ralph Lauren, Polo und Lauren fokussieren. Eine gesunde Marke mit mehreren Jahrzehnten Historie, ein Management, das die Probleme erkannt hat und klar fokussiert ist - so eine Aktie dürfte vielen Depots gut zu Gesicht stehen.

Hinweis: Die von Max Otte beratenen Fonds Max Otte Vermögensbildungsfonds und PI Global Value Fonds sind in Ralph Lauren investiert.



Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.