von Martin Blümel

Zwei wichtige Termine sind durch: Die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und das Treffen der amerikanischen Notenbank Fed. Erstere will weiterhin ordentlich Geld in den Markt pumpen. Und Letztere nimmt sich erst mal zurück, was weitere Zinserhöhungen angeht - Folker Hellmeyer von der Helaba sprach ja so passend wie spöttisch vom "Zinswendchen" in den USA. Wie wahr. Mehr ist das bisher wirklich nicht.

An der Börse geht es seither sehr volatil zu. So recht weiß man mit den beiden Beschlüssen wohl noch nichts anzufangen. Der DAX jedenfalls blieb jetzt doch einige Male bei 10 050 bis etwa 10 100 Punkten hängen und korrigierte zurück in den vierstelligen Bereich. Die 10 000-Punkte-Marke bietet ganz offensichtlich ordentlich Widerstand. Allein die "Alimentierung durch billiges Geld", so Robert Halver von der Baader Bank, reiche eben nicht aus, um die Kurse jetzt noch weiter anzutreiben. Es bedarf dann doch dringend des einen oder anderen Signals von Seiten der Konjunktur, das bestätigt, dass all das Bemühen der Notenbanker denn auch etwas bewirkt in der Realwirtschaft. Nicht, dass sich die Aktionen als vergeblich herausstellen.

Die EZB bemüht sich zwar, die Wirtschaft durch Förderung der Kreditvergabe anzukurbeln. Doch die Nachfrageseite hinkt nach wie vor hinterher. Die Verbraucher geben zwar mehr Geld aus, und die Konjunkturerholung ist weitgehend auf eben diesen Anstieg zurückzuführen. Doch die Unternehmensinvestitionen stagnieren. Das ist ein Problem. Da die EZB nun so ziemlich ihr ganzes Pulver verschossen hat, ist es zusätzlich auch an den Regierungen, das Wachstum mit anzuregen. Die Regierungen können bereits seit geraumer Zeit zu historisch niedrigem Zins Geld leihen und haben dadurch eigentlich die Möglichkeiten für Investitionen.

Sollte es tatsächlich zu solchen Schritten kommen, dürfte dies helfen; ist doch die Gemengelage bestenfalls gemischt. Positiv ist, dass sich mit dem steigenden Ölpreis und der Stabilisierung der chinesischen Konjunktur zwei Verbesserungen zeigen. Gleichzeitig jedoch drückt die Angst vor einem möglichen Brexit auf die Stimmung, ebenso die Deflation in der Eurozone.

Ebenfalls nicht so toll - zumindest für den deutschen Aktienmarkt - ist die Tatsache, dass nach dem verbalen Rückzug der Fed, was weitere Zinserhöhungen angeht, der Euro aufwertet. Dadurch befürchtet man hierzulande ganz offensichtlich eine Schwächung des deutschen Außenhandels. Eine Art Reflex. Dabei ist der Effekt vermutlich weit weniger schwerwiegend als angenommen. Schließlich war es in der Vergangenheit immer so, dass deutsche Exportunternehmen auch bei weit ungünstigeren Euro-Kursen trotzdem gut abschnitten bei Umsatz und Gewinn.

Was weiterhin für deutsche Aktien spricht, sind die Dividenden. Im DAX haben 24 der 30 Unternehmen ihre Ausschüttungen erhöht. Summa sumarum wird somit die höchste Dividendensumme aller Zeiten ausgeschüttet. Im Schnitt beträgt die Dividendenrendite im deutschen Leitindex inzwischen 3,3 Prozent. In anderen Börsensegmenten ist sogar noch mehr drin: vier, fünf Prozent sind keine Seltenheit - BÖRSE ONLINE wird daher in der nächsten -Ausgabe pünktlich zum Start der Dividendensaison ausführlich auf die besten Dividendenaktien eingehen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com