Smart-Beta-Strategien kombinieren in der Regel ein Long-Markt-Exposure mit einer oder mehreren Risikoprämien, die sich empirisch am Kapitalmarkt nachweisen lassen und auf Faktoren wie etwa Größe oder Qualität eines Unternehmens beruhen. Damit bewegen sie sich in der Regel mit dem Gesamtmarkt. Alternative-Beta-Strategien in Form von Fonds für institutionelle wie private Anleger hingegen neutralisieren das Markt-Exposure und isolieren somit die Risikoprämie beziehungsweise die Risikoprämien. Dies macht solche Strategien weitestgehend unabhängig von der Marktrichtung und Duration.

Die wissenschaftliche Analyse von Risikoprämien als Grundlage faktorbasierter Anlagestrategien reicht weit zurück. Beispielsweise zeigt die akademische Forschung, dass Aktien kleinerer Unternehmen im Schnitt höhere risikoadjustierte Renditen bieten als Aktien größerer Unternehmen (Größenprämie). Ähnlich verhält es sich bei Titeln mit niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnissen (Bewertungsprämie) gegenüber hoch bewerteten - und bei Aktien mit starken Kursgewinnen in der jüngsten Vergangenheit (Momentumprämie) im Vergleich zu Nachzüglern.

Im Rahmen von Alternative-Beta-Ansätzen lassen sich Risikoprämien auf vielfältige Weise nutzen. Zum einen lassen sie sich durch unterschiedliche nicht-traditionelle Anlagestrategien erschließen, etwa durch regelgebundene Long/Short-, Relative-Value- und Arbitrage-Strategien. Zum anderen sind sie in allen Anlageklassen vorhanden. So lässt sich der Faktor Momentum als Quelle für Risikoprämien in allen Anlageklassen beobachten. Die Faktoren Größe und Bewertung beispielsweise wirken bei Aktien, der Faktor Carry (durch Halten zwei sich ausgleichender Positionen) bei Anleihen, Kreditprodukten, Währungen und Rohstoffen. Durch eine Kombination der möglichen Strategien mit den verschiedenen Anlageklassen ergibt sich ein breites Spektrum, wie Anleger vorhandene Risikoprämien nutzen können.

Hinzu kommt, dass verschiedene Alternative-Beta-Strategien sich tendenziell voneinander unabhängig entwickeln. Unsere internen Renditeanalysen signalisieren eine sehr geringe Korrelation der Renditen untereinander sowie gegenüber dem breiten Markt - im Schnitt liegt die Korrelation für den Betrachtungszeitraum 31. März 2003 bis 31. Dezember 2015 bei 0,05. Dieser niedrige Durchschnittswert ist das Ergebnis einer Vielzahl negativ korrelierter Beziehungen. Das macht Alternative-Beta-Strategien zu einem wertvollen Portfoliobaustein für Anleger auf der Suche nach Diversifikation ihres Portfolios - vor allem im Vergleich zu Smart-Beta-Ansätzen.

Alternative-Beta-Strategien können Portfolios auf vielfältige Weise optimieren. Erstens können sie als Ersatz von Multi-Strategy- beziehungsweise Multi-Manager-Lösungen Risikoprämien vereinnahmen, die für einen großen Teil der Performance traditioneller Multi-Strategy-Portfolios verantwortlich sind - bei niedrigeren Kosten sowie höherer Liquidität und Transparenz. Zweitens ermöglichen sie eine klare Alpha-Beta-Separierung, also Unterscheidung von reinen Renditeanlagen und Investments, die auf passive Renditen aus den Märkten abzielen. Die Auswahl der Investmentmanager für den Alpha-Anteil des Portfolios kann sich somit auf Manager konzentrieren, die echte Alpha-Kompetenz bieten. Drittens eignen sich Alternative-Beta-Strategien, um gegebene Portfoliostrukturen zu ergänzen. Damit können sie im Ergebnis zu einem ausgewogeneren, diversifizierteren Gesamtportfolio beitragen, das sich an veränderte Marktgegebenheiten anpassen lässt. Als Erweiterung eines traditionellen Multi-Asset-Portfolios ermöglichen sie viertens, alternative Risikoprämien in Ergänzung zu einem traditionellen Markt-Beta-Portfolio zu vereinnahmen. Dies kann eine größere Diversifikation ermöglichen und das Verlustrisiko in Phasen hoher Korrelationen zwischen Anlageklassen reduzieren.