von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

autsch, da gibt es nichts zu beschönigen. Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt und schon liegen wir Investoren um etwa 7 % unter Wasser und gegenüber "Mr. Market" im Nachteil. Das hat sich die Mehrheit der Anleger natürlich ganz anders vorgestellt, vor allem da der Jahreswechsel zu den lukrativsten Zeitabschnitten an der Börse gehört. Kein Wunder, dass man heute in den Medien schon wieder sehr viel über den berüchtigten Januar-Effekt lesen kann, demzufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen schlechten Januar ein enttäuschendes Börsenjahr folgt. Immerhin erleben wir aktuell den schwächsten Start in ein neues Jahr seit dem Crash-Jahr 2008.

Die Ursache für den diesjährigen Fehlstart ist natürlich schnell in den politischen Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, dem weiter schwachen Ölpreises sowie dem Einbruch der chinesischen Börse gefunden. Kein Wunder, dass viele Anleger sofort reflexartig an eine Wiederholung des Kursgemetzels vom August des vergangenen Jahres denken und sich durch Verkäufe in Sicherheit bringen. Wieder einmal ist der Fluchtinstinkt der Anleger stärker als die Vernunft - vor allem wenn man sich vergegenwärtigt, dass das gleiche Ereignis an der Börse in der Regel nur einmal einen nachhaltigen Schrecken verbreitet. Daher gehe ich übrigens auch davon aus, dass der DAX die wichtige Unterstützung zwischen 10.200 und 10.000 Punkten verteidigen wird, obwohl das Umfeld für die Bullen keinen guten Eindruck macht.

Ich gebe gerne zu, dass es an schwachen Tagen nicht einfach ist, sich gegen die Mehrheit der Pessimisten zu stellen. Trotzdem sollten Sie aber bedenken, dass Aktienkurse direkt die Emotionen der Anleger reflektieren. Und seit Wochen ist der Pessimismus der Investoren fast mit den Händen zu greifen. Eine wichtige Frage muss also heute lauten: welche neuen Probleme können heute oder in den nächsten Tagen auftauchen, um die Kurse noch weiter nach unten zu drücken? Solange keine wirklich neuen schlechten Nachrichten zu erkennen sind, gehe ich davon aus, dass auch im neuen Jahr schwache Marktphasen in einem volatilen Umfeld gute Kaufgelegenheiten sind. Auch wenn es heute nicht danach aussieht.

Da Sie heute wenig positives über die Börse lesen und hören, beginne ich zwar mit einem sehr düsteren Chart des Dow Jones Transportindex, liefere Ihnen aber später auch einige positive Argumente und Grafiken für den weiteren Börsenverlauf.

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Transportindex taucht ab



Wie hier schon mehrfach berichtet, ist der Transportindex ein wichtiger vorauslaufender Indikator für den Konjunkturverlauf. Meist eilt sowohl in schlechten als auch in guten Börsenzeiten der Transportindex dem Dow Jones Industrieindex voraus. Entsprechend der klassischen Dow Theorie verfolgen und bestätigen sich beide Indizes in Trendphasen. Daher sollte der heutige Chart des Transportindex mit dem neuen Tief durchaus als Warnhinweis interpretiert werden. Dies macht auch fundamental durchaus Sinn, da nicht ausgelastete Transportkapazitäten zu fallenden Preisen für den Transport von Rohstoffen, Halbzeugen und fertigen Waren führen.



Dieser Kursverlauf macht eine freundliche Konjunkturprognose nicht gerade einfach. Während sich die Transportaktien im Dezember noch in Reichweite des August-Tiefs halten konnten und ein Happyend möglich erschien, wurde dieses nun praktisch pulverisiert. Ohne Gegenwehr des Bullenlagers fiel der Kurs in einer dynamischen 0- Spalte unter das vorhergehende Zwischentief und bildete ein weiteres Verkaufssignal der P & F Technik aus. Damit ist der Weg nach unten und frei und aufgrund der Breite des Rechtecks zwischen 7.500 und 8.350 muss mit einem weiteren Kursrutsch von etwa 800 Punkten gerechnet werden. Sollte sich dieses Szenario so entfalten, wäre eine schnelle Erholung des breiten Marktes natürlich Makulatur.

Auf Seite 3: Trotzdem bietet der innere Markt positive Aspekte





Trotzdem bietet der innere Markt positive Aspekte



Mehrfach bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, warum denn überhaupt die Kurse steigen könnten. Diese Frage ist aber falsch gestellt. Die richtige Frage lautet: wie viel Kraft haben heute noch die Verkäufer und die Spekulanten der Hedgefonds, um die Kurse weiter nach unten zu treiben? Ich gehe davon aus, dass die Verkäufer nicht mehr viel Kraft haben um die Kurse weiter zu drücken, weil dafür derzeit die Nachrichtenlage nicht ausreicht. Dann wäre eine blitzschnelle Gegenbewegung durch den Rückkauf der zuvor leer verkauften Positionen bald zu erwarten.

Aber auch fundamentale Gründe für eine Gegenbewegung in der Umgebung des unteren Bereichs der bestehenden Seitwärtstrends gibt es einige.

Immerhin bleiben die Märkte extrem liquide trotz der jüngsten Zinsanhebung in den USA. Auch sollte die Abkühlung des chinesischen Wirtschaftswachstums sich längst herumgesprochen haben und eingepreist sein. Und auch ein baldiges Ende des Preisrutschs bei Rohstoffen und Öl halte ich für wahrscheinlich. Darauf deutet auch das extrem negative Sentiment der Anleger. Mittlerweile kann sich ja kaum noch jemand vorstellen, dass der Ölpreis keine Einbahnstraße nach Süden ist. Wer hätte dies noch vor wenigen Jahren und einem Ölpreis von über 150 $ gedacht?

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der im S & P 500 Index gehandelten Aktien, die oberhalb der wichtigen 200- Tage- Linie notieren, ihrer wichtigsten Unterstützung.



Oberhalb von 70 % befindet sich der Risikoindikator in der überhitzten Phase, unterhalb von 30 % in der zyklisch überverkauften. In diesem Bereich finden Sie üblicherweise die besten Kaufgelegenheiten - obwohl natürlich genau dann die Medien und die Analysten sehr pessimistisch sind. Genau in diesem Umfeld aber positionieren sich die ersten hartgesottenen Anleger und die "Shorties" lauern auf den günstigsten Zeitpunkt, ihre Positionen wieder einzudecken. Eine Bärenmarkt-Rallye liegt also in der Luft.

Schnell erkennen Sie im rechten Bereich der Grafik, dass nur noch etwa 37 % der Indexmitglieder oberhalb ihrer wichtigen 200- Tage- Linie handeln und damit eindeutig von der Nachfrage gelenkt werden. Ebenfalls erkennen Sie, dass die Marktbreite abnimmt, also immer weniger Aktien oberhalb der 200- Tage- Linie handeln, ein negatives Zeichen welches, auf den Vorteil des Bärenlagers deutet. Alleine gestern haben 11 % der gehandelten Titel ihre 200-Tage-Linie verloren.

Es gibt aber auch positive Aspekte - zuerst nämlich, dass wir heute, trotz des aktuellen Rückschlags, nach wie vor ganz komfortabel oberhalb des Sommer- Tiefs handeln. Ebenfalls ist die positive und aufsteigende Unterstützungsgerade intakt und verläuft in sicherer Entfernung des heutigen Kurses. Wir befinden uns außerdem schon sehr nahe der unteren extremen Zone, in der eine zyklische Gegenbewegung immer wahrscheinlicher wird.

Sehr bemerkenswert an dieser Grafik ist aber, dass wir im vergangenen August ein seltenes Kaufsignal erlebt haben, als die Kurse tief in der unteren extremen Zone wieder nach oben gedreht haben. Ein derartiges Kaufsignal bildet sich nur etwa alle drei Jahre und hat eine Trefferquote von ca. 90 %. Da gute Investitionen weniger vom Bauchgefühl und der allgemeinen Stimmungslage beeinflusst werden als von systematischen Erwägungen und Wahrscheinlichkeiten, sollten wir davon ausgehen, auch im vergangenen Sommer eine gute Kaufgelegenheit bzw. den Beginn einer freundlichen Phase erlebt zu haben. Auch wenn es heute nicht danach aussieht. Relativ sicher bin ich mir jedenfalls, dass wir uns eher in der Umgebung einer guten Kaufgelegenheit als einer guten Verkaufsgelegenheit befinden.

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Weiteres Verkaufssignal im DAX



Während sich gestern im späten Handel die Kurse zu stabilisieren schienen, gab es heute wegen des erneuten Kursrutsches in China einen weiteren Dämpfer für die Anleger. Und dabei war der gelassene P & F Chart ohnehin schon in einer schwierigen Situation für die Bullen. Immerhin schaffte es der Index bereits im Dezember nicht - trotz des eigentlich saisonal günstigen Umfelds - die fallende Abwärtstrendgerade zu erreichen. Bereits deutlich unterhalb davon drehten die Kurse nach Süden und durchschlugen gestern bei etwa 10.250 die junge Aufwärtstrendgerade. Außerdem bildete sich ein neues Verkaufssignal im DAX als die vorhergehende 0-Spalte bei etwa 10.150 Punkten zumindest vorrübergehend unterschritten wurde.



Trotzdem muss aber betont werden, dass ein Bodenbildungsprozess nach wie vor nicht weniger wahrscheinlich ist als noch gegen Jahresende. Aufgrund des seit Wochen andauernden negativen Sentiments haben die Pessimisten schon längst Positionen abgebaut, während die Shorties auf der Lauer liegen um ihre leerverkauften Positionen wieder einzudecken. Obwohl heute alles sehr trist aussieht, würde ich mich über eine gute Gelegenheit bzw. einen Umkehrtag am morgigen Freitag nicht wundern. Falls Sie sich für die Philosophie des inneren Marktes und die Technik der P & F Charts interessieren, beachten Sie bitte auch mein Gratis E-Book und den freien Newsletter.

Viel Erfolg nicht nur an der Börse und ein gesundes und fröhliches neues Jahr wünsche ich Ihnen ganz herzlich,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".