von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,
vordergründig muss man auch in diesen Tagen davon ausgehen, dass Börsianer Psychopathen oder jedenfalls launische Typen sind. Obwohl es in den vergangenen Tagen keine Indizien für eine Verbesserung der konjunkturellen Aussichten gab, arbeiten die globalen Indizes weiterhin sehr erfolgreich an der Vollendung ihrer jeweiligen Bodenbildungen. Dies alleine sollte einen erfahrenen Anleger natürlich nicht in Staunen versetzen, da die Kurse bekanntlich der Konjunktur um einige Monate vorauseilen. Dementsprechend ist es möglich, dass sich die globale Konjunktur bereits im Sommer wieder erholt und der jüngste Kurseinbruch eine maßlose Übertreibung war. Wirklich erstaunlich finde ich aber, dass einige mir bekannte Vermögensverwalter und Fondsmanager, die Anfang Januar noch sehr zuversichtlich waren, genau jetzt, wo die Kurse nach oben schiessen, ihre Aktienbestände extrem weit reduzieren und sich vollkommen sicher sind, dass wir in eine erneute Finanzkrise schlittern.

Genau dies halte ich für recht unwahrscheinlich, da heute der Bankensektor zwar unter Verlusten und Ausfällen im Kreditgeschäft leidet, diese aber keinesfalls vergleichbar mit der Kernschmelze nach dem Platzen der Blase am US-Immobilienmarkt sind. Daher tendiere ich eher zu der Meinung, dass wir heute eine interessante Investitionsgelegenheit in den meisten Sektoren erleben - auch wenn die Indizes vielleicht noch einmal ihre jüngsten Tiefs testen sollten.

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Zyklische Chipaktien deuten auf das Bullenlager



Meiner Meinung nach sollte man nicht nur die breiten Aktienindizes gut im Blick behalten, sondern vor allem auch die unterschiedlichen Branchen und Sektoren. Denn diese zeigen bekanntlich ein starkes Eigenleben und weichen häufig deutlich vom übergeordneten Index ab - im positiven als auch im negativen Sinn. Daher empfehle ich vor der Investition in eine Aktie sich ein Bild davon zu machen, in welche Richtung die entsprechende Sektor tendiert. Denn mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 85 % wird die von Ihnen identifizierte Aktie sehr stark mit dem zugehörigen Sektor korreliert sein und nur selten eine andere Richtung verfolgen.

In schwierigen Zeiten ist es wichtig, die sehr zyklischen Sektoren im Blick zu behalten, da diese häufig dem breiten Markt etwas vorauslaufen. Aus diesem Grund sind die Chipaktien stets interessant, die außerdem auch ein Gradmesser für den Risikoappetit der Investoren sind. In Zeiten, in denen die Anleger die allgemeinen Risiken höher als die Chancen bewerten, fallen die Chipaktien schneller als der Marktdurchschnitt. Und in Zeiten, in denen die Investoren wie heute eher risikofreudig sind, verhält es sich genau umgekehrt.



Hier sehen Sie den gelassenen P & F Chart der wichtigsten in den USA gehandelten Chipaktien. Interessanterweise hat der Sektor bei etwa 550 Punkten einen Boden gebildet. Das Sommer-Tief wurde also nicht mehr unterschritten und der Sektor zeigte insofern relative Stärke. Fast punktgenau auf diesem Niveau griffen die frühen Schnäppchenjäger auch im Sommer 2015 und Anfang dieses Jahres wieder zu. Die Wahrscheinlichkeit für eine Bodenbildung hat sich insofern stark erhöht, als dass sich zunächst eine neue positive Unterstützungsgerade bildete, die durch ein Kaufsignal bei etwa 615 Punkten bestätigt wurde. Ein Kaufsignal der P & F Technik entsteht übrigens, wenn sich eine positive X-Achse über das Niveau der vorhergehenden X-Achse schiebt, heute also der Druck der Käufer größer als beim letzten Mal auf diesem Kursniveau ist. Sehr wichtig ist auch, dass sich der Kurs über die negative Widerstandsgerade geschoben hat. Seither wird der wichtige Sektor der Chip Aktien wieder eindeutig von der Nachfrage gelenkt - und nicht mehr vom Angebot. Die Bullen sind hier also klar im Vorteil. Ich tippe auf ein relativ schnelles Kursziel von etwa 685 Punkten. Umgekehrt sollte die nächste Konsolidierung im Sektor möglichst nicht unter das Niveau von 590 reichen, wo ein neues Verkaufssignal etabliert wäre. Dann müsste mit einem erneuten Test der Region von etwa 565 gerechnet werden - auch wenn dies heute unwahrscheinlich erscheint.

Die Transportaktien deuteten schon früh auf eine starke Erholung Neben den Chipaktien zählen die konjunktursensitiven Transportaktien zu den interessantesten Sektoren, da auch diese in der Regel dem breiten Markt vorauslaufen. Dies ist nicht verwunderlich, da wichtige Rohstoffe und Vorprodukte zunächst transportiert, verarbeitet und erst später in den Bilanzen der Produzenten und Dienstleister erscheinen. Entsprechend der bekannten Dow-Theorie sollen sich die lokalen Hoch- und Tiefpunkte in Industrie- und im Transportsektor abwechselnd bestätigen.



Interessanterweise haben die Transportaktien schon einige Wochen vor dem Dow Jones Industrial Index eine Bodenformation und ein zumindest kurzfristiger Aufwärtstrend gebildet. Auch hier wurde schon früh die negative Widerstandsgerade überwunden, und ein Kaufsignal im Sektor gebildet.

Auch die wichtigen Transportaktien deuten darauf, dass heute die konjunkturelle Lage besser als die Stimmung der Anleger ist. Trotzdem zeigt der gelassene P & F Chart, dass der Index kurz vor einer Reihe von wichtigen Widerständen handelt. Spätestens bei 7.700 Punkten wird es schwieriger für die Bullen - und die Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Ausatmen der Kurse wird größer.

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DAX: Mehr als eine Bärenmarktrallye



Der besonnene P & F Chart erinnert heute etwas an die Formation des vergangenen September/Oktober (Ziffer 9 und Buchstabe A im linken Bereich der Grafik). Obwohl vieles an eine erfolgreiche Bodenbildung erinnert, und die Dynamik durchaus groß ist, handelt der DAX noch unterhalb der negativen Widerstandsgerade. Vorsicht ist insofern angebracht. Vor allem weil immer mehr Anleger realisieren könnten, dass die geldpolitischen Maßnahmen der EZB zuletzt nur noch kurzfristig positiv auf die Kurse wirkten.



Zunächst ist aber wichtig, dass sich eine Bodenbildung entwickelt, die einer "W-Formation" ähnelt. Vor allem aber, dass die wichtigen Widerstände bei 9.350 und 9.550 Punkten geknackt wurden. Dies sind die bisher größten Trümpfe für die Bullen, aber wie gesagt, nach wie vor handeln wir unterhalb der entscheidenden negativen Widerstandsgerade. Erst wenn diese überwunden ist, kann mit einiger Sicherheit gesagt werden, ob wir heute mehr erleben als nur eine heftige Rallye in einem Bärenmarkt. Mit größerem Widerstand sollten Sie also dort rechnen, wo der Kurs im positiven Fall von unten auf die Gerade trifft. Spätestens in der Gegend von 10.150 Punkten rechne ich mit erheblichem Widerstand der Verkäufer, halte dieses Kursniveau aber für ein sehr realistisches Kursziel binnen weniger Wochen. Umgekehrt sollten Sie sehr gut die Marke von 9.350 Punkten im DAX beachten. Unterhalb würde sich ein neues Verkaufssignal bilden und die Bären wären temporär wieder im Vorteil. Noch kritischer würde es unterhalb von 9.150 werden. Dann müsste sogar ein Test der Unterstützung bei 8.750 oder gar ein neues Tief im DAX einkalkuliert werden.

So weit ist es aber noch lange nicht und als Anleger sollten Sie sich immer ein Bild darüber machen, was heute im Markt geschieht und wer heute im Kampf zwischen Angebot und Nachfrage die Nase vorne hat. Beachten Sie in diesem Zusammenhang bitte auch mein Gratis E-Book zu den Hintergründen der Point & Figure Technologie und den Gratis Börsenbrief.

Viel Erfolg bei Ihren Investments und herzliche Grüße aus dem Rheinland Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".