Wichtige Stunden noch: Am Mittwoch tagt die US-Notenbank Fed und gibt vermutlich Hinweise darauf, ob, wann und wie oft sie in diesem Jahr die Leitzinsen senken wird. Dass sie dazu bereit ist, hatte sie unlängst in Aussicht gestellt. Allerdings kamen in der Vorwoche Sorgen über eine Beeinflussung der Fed durch die US-Regierung auf, nachdem Präsident Donald Trump - mal wieder - eine Zinssenkung gefordert hatte. Eine Einmischung, die ihm nicht zusteht. Der oberste Währungshüter, Jerome Powell, ist jetzt in einem Dilemma: Muss er Zeichen setzen und mögliche Zinsschritte verschieben?

Ohnehin wird am Markt viel erwartet. Geht es nach den Signalen, die Anleihekurse und Zinsentwicklung senden, dann rechnen die meisten Investoren ab Juli mit bis zu drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in diesem Jahr. Eine Menge Holz! Und eigentlich positiv für Aktien. Allerdings - und das ist die Krux an der Sache - könnte ein allzu aggressiver Notenbankchef Powell den Eindruck erwecken, er rechne mit dem Schlimmsten, etwa mit einem ausgewachsenen Handelskrieg mit China und einer dadurch stark nachlassenden Konjunktur. Und das wiederum dürfte dann zu einer Belastung für die Aktienmärkte werden.

Anders gelagert wäre die Sache, wenn es Powell schaffte, eine oder mehrere Zinssenkungen als eine Art "Versicherung" zu etikettieren, die notwendig ist, um angesichts der ins Stocken geratenen Gespräche zur Beilegung des Handelsstreits eine potenzielle wirtschaftliche Schwäche auszugleichen. Und weil die Weltkonjunktur eigentlich passabel läuft, wäre es dann vielleicht sogar mit lediglich einem Zinsschritt getan und die Fed könnte ab 2020 wieder zu einem strengeren Kurs in der Geldpolitik zurückkehren. In einem solchen Szenario würden die Aktienkurse wohl steigen. Ein höheres Wirtschaftswachstum würde an den Börsen die bearishen Auswirkungen eines höheren Zinsniveaus wohl mehr als wettmachen.

Dass es Zeit wird, den Handelsstreit beizulegen, zeigt der simple Fakt, dass man jetzt schon ein ganzes Jahr damit beschäftigt ist. Am 16. Juni 2018 begann der US-Präsident damit, chinesische Produkte mit Strafzöllen zu belegen. Damals dachten wohl die wenigsten Beobachter, dass dieser Konflikt solche zeitlichen Dimensionen annehmen würde. Jetzt wartet man gespannt darauf, ob es bei dem G-20-Treffen in Osaka Ende des Monats zu einer Einigung zwischen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping kommen wird. Diese Unsicherheit belastet nun einfach schon zu lange die US-Unternehmen. Wer will unter solchen Bedingungen schon investieren oder neue Arbeitskräfte einstellen? Daher haben am Donnerstag mehr als 500 US-Konzerne und 140 Vereinigungen einen Brief an den US-Präsidenten geschickt, in dem sie ein Ende der Spirale von immer neuen Zöllen ebenso fordern wie die Rückkehr an den Verhandlungstisch mit China.

Die Konzerne, darunter auch Walmart und Target, befürchten, dass zusätzliche Zölle "signifikante negative und langfristige Folgen für die Unternehmen, die Landwirtschaft, Familien sowie die gesamte US-Wirtschaft haben", heißt es in dem Brief mit dem Titel "Tariffs Hurt the Heartland". Trump wird das nicht ignorieren können, denn die Bevölkerung jener "Heartlands" - das sind die US-Staaten, die nicht an der Küste liegen - hat Trump 2016 ins Amt gehievt.