von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

nach den vergangenen wirklich sehr aufregenden Handelstagen tobt nun der typische Expertenstreit in den Massenmedien. Während die eher fundamental orientierten Analysten davon ausgehen, dass jetzt eine Bodenbildung sehr wahrscheinlich ist, behaupten die technischen Analysten mehrheitlich das Gegenteil. Natürlich haben beide Seiten gute Argumente. Tendenziell bin ich auf der Seite der Befürworter einer Bodenbildung und gehe davon aus, dass wir keine neuen Tiefs mehr erleben. Vor allem deswegen, weil sich das fundamentale Umfeld trotz des Getöses rund um China noch längst nicht spürbar eingetrübt hat. Aussichtsreiche Dividendentitel, die vor der Korrektur fair bewertet waren, sind jetzt wieder preiswert. Auf dem gegebenen Kursniveau werden viele Investoren nicht lange grübeln, ob sie eher in Sachwerte oder in Schulden (also den Rentenmarkt) investieren wollen.

Auch das extrem hohe Handelsvolumen der vergangenen Tage und die sehr hohe Quote an gehandelten Verkaufsoptionen deuten darauf, dass der Markt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nach der langen sorglosen Periode ohne Konsolidierung jetzt wieder bereinigt ist.

Da wir uns aber nicht hinter den Expertenmeinungen verstecken wollen, empfehle ich einen Blick auf die Charts und die objektiven Aussagen des inneren Marktes. Diese deuten darauf, dass der Markt derzeit extrem überverkauft ist. Es stimmt zwar, dass ein Markt länger überverkauft bleiben kann als dies vernünftig wäre. Früher oder später wird der Aktienmarkt aber wie üblich wieder in seinen normalen Zustand zurückkehren und den berühmten Gummibandeffekt zeigen.

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Vola schiesst auf Rekordniveau



Auf eine Marktbereinigung deutet auch der extreme Anstieg der Volatilität, die übrigens bis auf das Crash-Niveau des Sommers 2011 gestiegen ist, als die Ratingagentur S&P die Bonität der USA plötzlich gesenkt hat. Wie Sie sich erinnern, geht ein Kursverlust grundsätzlich mit einem Anstieg der Volatilität einher. Daher wird die Volatilität auch gerne als "Panik-Glocke" bezeichnet und wegen der hohen Korrelation von fallenden Kursen und steigender Vola ist diese Bezeichnung zutreffend.



Im rechten Bereich sehen Sie, wie die Vola von trotz Griechenlandkrise verträumten 12 % abhebt und dann nach oben durch die Decke schießt. Das Angstniveau aus dem vergangenen Oktober, als die US-Indizes ein bedeutendes Tief - übrigens in der Nähe des gegenwärtigen Korrektur-Tiefs markierten, wurde am Montag förmlich überrannt. Erst bei etwa 50 entspannte sich die Situation und seither wird wieder Luft aus diesem wichtigen Indikator abgelassen. Auch dies deutet darauf, dass sich die Kurse langsam auf dem gegenwärtigen Niveau einpendeln und einen Boden bilden.

Auf Seite 3: Innerer Markt in Extrem-Zustand





Innerer Markt in Extrem-Zustand



Diese Grafik zeigt Ihnen die Relation der im wichtigen S&P 500 Index notierten Aktien, die oberhalb ihrer 200 -Tage- Linie handeln, im Verlauf der vergangenen drei Jahre. Bekanntlich ist die 200- Tage- Linie für viele Anleger und konservative Investoren der Maßstab dafür, ob ein Index oder eine Aktie in einem Aufwärts- oder einem Abwärtstrend notiert. Wenn Sie die zyklische Kurve betrachten, erkennen Sie schnell, dass in den vergangenen drei Jahren meist etwa 60-80 % der im Index enthaltenen Aktien oberhalb der 200- Tage- Linie handelten. In den vergangenen Tagen sind wir jedoch von etwa 50 %, was wirklich kein extrem hoher Wert ist, auf aktuell nur noch 17 % abgetaucht.



Dies ist wirklich beachtenswert, da z.B. während des letzten scharfen Einbruchs im vergangenen Oktober dieser Indikator bereits bei 40 % wieder blitzartig nach oben drehte. Objektiv und systematisch betrachtet sind wir also im wichtigen S&P 500 Index extrem stark überverkauft.

Und da wie oben angedeutet Aktienmärkte dazu tendieren, möglichst schnell wieder in ihren Normalzustand zurück zu gelangen, gehe ich davon aus, dass wir einer guten Kaufgelegenheit näher sind als viele technische Analysten heute vermuten. Die kritischen Analysten haben natürlich nicht unrecht, wenn sie jetzt auf die Vielzahl von nach oben hin gestaffelten Widerständen hinweisen. Der Weg nach oben scheint für die Bullen wie "zugenagelt" zu sein. Dies genau ist aber nach jedem Einbruch der Indizes der Fall, die sich nachher als gute Kaufgelegenheiten darstellten und daher nicht ungewöhnlich.

Auf Seite 4: Starkes Reversal am US-Markt





Starkes Reversal am US-Markt



Zum Ende meiner Betrachtung will ich Ihnen noch die äußere Sichtweise auf den wichtigen S & P 500 Index als P & F Chart zeigen.



Sehr gut sehen Sie in dieser übersichtlichen Sichtweise, mit welchem "Punch" der Kurs unter die Unterstützungen bei 2.060 und dann 2.050 gerast ist. Bei 2.060 wurde ein mehrfaches Verkaufssignal ausgelöst, als die aktuelle 0-Spalte unter das Niveau der vorhergehenden rauschte. Zu diesem Zeitpunkt war also der Druck des Angebots ungleich größer als in den vorhergehenden Wochen.

Nun stellt sich aber natürlich die Frage, wie hoch die Chance auf eine Stabilisierung ist und ob wir derzeit evtl. eine gute Kaufgelegenheit erleben? Gegen eine schnelle Bodenbildung spricht die Etablierung einer jungen Widerstandsgeraden und die Tatsache, dass wir deutlich unterhalb der Unterstützungsgerade handeln. Der im Herbst des vergangenen Jahres aufgenommene Aufwärtstrend ist somit Historie und Verkaufssignale wie das aktuelle sollten mit Skepsis betrachtet werden. Vorsichtige Anleger sollten also abwarten, ob sich demnächst bei 1.950 Punkten ein neues Kaufsignal bildet. Dann würde sich die Chance für das Bullenlager deutlich erhöhen, auch wenn die Gefahr bleibt, dass die Kurse am Widerstand bei 1.990 wieder nach unten drehen werden.

Auf der anderen Seite ist der breite Markt aber extrem überverkauft und deutet auf eine systematische aber antizyklische Chance. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, freie Liquidität in mehreren Schritten anzulegen und damit zu beginnen, sobald die Region von 1.950 zurückerobert wird. Denn historisch betrachtet sind Rückschläge von mehr als 10 bis 15 % stets gute Gelegenheiten für geduldige Investoren gewesen.

Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch meinen Gratis-Börsenbrief und mein E-Book.

Viel Erfolg mit Ihren Investments und herzliche Grüße

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".