Das sind wilde Tage, gerade an den Börsen der Welt. Und durchaus beunruhigende. Vor allem wenn man etwas tiefer blickt. Was die breiten Indizes angeht, etwa den DAX oder den amerikanischen S & P 500, da hat sich gar nicht so viel getan in den Tagen seit Neujahr. Oberflächlich betrachtet tendieren sie mehr oder weniger seitwärts, leicht negativ, mal einen Tag rauf, dann wieder einen Tag runter. Aber insgesamt ohne klare Richtung. Wenn man jedoch die einzelnen Branchen unter die Lupe nimmt, dann scheint sich etwas zusammenzubrauen.

Denn es wird extrem zwischen den Sektoren hin- und her- und umgeschichtet. Mit entsprechend großen Unterschieden in der Wertentwicklung. Tech-Aktien beispielsweise haben ordentlich Prügel bezogen, während klassische Value-Titel etwa aus dem Energiebereich sehr gut liefen. Das ist die eine, vermutlich noch sehr offensichtliche Beobachtung. Die andere ist dagegen überraschender: Defensive Aktien etwa aus dem Immobiliensektor oder Werte aus dem Gesundheitswesen, ebenso Versorger, die vor dem Jahreswechsel noch sehr gefragt waren, werden schon wieder verkauft. Von wegen sichere Häfen. Verrückte Welt der Algorithmen. Vermutlich wird das Hin und Her in den kommenden Tagen nicht besser werden. In den USA hat nämlich die Berichtssaison begonnen. Und schon die ersten Tage deuten gewisse Verwerfungen an.

Gleichschritt geht anders


In Summe war der Start in die neue "Earnings Season" nämlich enttäuschend. Den Anfang machten die vier großen Finanzunternehmen der Wall Street. JP Morgan übertraf dabei sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzerwartungen, Blackrock wiederum toppte lediglich die Gewinnschätzungen, verfehlte aber die Umsatzprognosen. Ein echter Ausfall war Citigroup - hier wurden sowohl die Erwartungen an den Umsatz als auch an den Gewinn verfehlt. Besser lief es wiederum bei Wells Fargo, wo die Erwartungen an beide Kennzahlen übertroffen wurden. Allerdings, und das gibt zu denken: Von den vier Aktien legte nach Bekanntgabe der Zahlen nur Wells Fargo zu.

Vermutlich ist es noch zu früh, um aus den wenigen Zahlen und den Reaktionen der Anleger bereits Rückschlüsse zu ziehen, wie die Berichtssaison insgesamt ausfallen wird. Doch eines deutet sich an: Es gibt zwar weiter teils gute Ergebnisse, aber die Dynamik lässt nach. "Da die Pandemie langsam in den Hintergrund rückt, dürften sich die bisher exorbitanten Zahlen der vorangegangenen Quartale in banaleren Gefilden einpendeln", heißt es dazu in einem Kommentar im viel gelesenen "Grant’s Interest Rate Observer" des langjährigen amerikanischen Finanzmarktbeobachters James Grant.

Seine Sorge: Bislang konnten Unternehmen mit starken Marken wie beispielsweise Nike oder mit Größenvorteilen wie Walmart und Target Probleme wie die mit den Lieferketten noch ausgleichen. Doch, wie lange noch?

Kommt jetzt die Korrektur?


Und schließlich ist da noch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine mit all seinen komplexen Auswirkungen auf den Gas- und Ölmarkt. Ganz abgesehen von der tatsächlichen Gefahr einer militärischen Eskalation. Insgesamt jedenfalls scheinen sich Stimmung und Fundamentaldaten an den Märkten zu verschlechtern. In Anlehnung an den hier veröffentlichten Marktbericht der vergangenen Woche sollten Anleger also damit rechnen, dass eine Korrektur im Bereich von fünf bis zehn Prozent durchaus möglich ist.