von Uwe Lange, Inhaber des unabhängigen Finanzvermittlers AVL

Täglich sind neue Einschätzungen zum Niedrigzins zu lesen, und Anleger zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie sich gegen eine Vermögensentwertung schützen können. Bei aller Berechtigung für die Diskussion kommt dabei jedoch ein Aspekt viel zu kurz: die Auseinandersetzung mit dem Thema Kosten. Denn was nutzt eine Rendite, die wegen hoher Kosten zum Beispiel durch Provisionen und Depotgebühren aufgefressen wird? Deshalb gilt: Genauso intensiv wie man die Renditen und Risiken verschiedener Anlagen vergleicht, sollten die damit verbundenen Kosten überprüft werden.

Wie aktuell das Thema ist, zeigt ein Vorstoß der Sparkassen, die ihre Geschäftsbedingungen kürzlich zuungunsten ihrer Kunden geändert haben und Vermittlungsprovisionen künftig nicht mehr an diese weitergeben. Die Provision einzubehalten ist bei vielen Banken üblich und beruht auf der Begründung, ihren Kunden damit eine kostenlose Beratung zu ermöglichen. Ob die Qualität der Beratung der Höhe der Kosten entspricht, sei dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass die Kunden, die bewusst auf eine Beratung verzichten, für eine Dienstleistung bezahlen müssen, die sie nicht in Anspruch genommen haben. Damit folgt die Bankenbranche der Logik der Versicherungswirtschaft, die sich ebenfalls ein Stück vom Provisionskuchen sichern möchte. Vergangenes Jahr versuchte die Versicherungslobby, das Provisionsabgabeverbot zu verschärfen - obwohl es bereits 2011 erfolgreich gekippt wurde. Da das höchstrichterliche Urteil jedoch bis heute aussteht, herrscht in diesem Bereich nach wie vor Rechtsunsicherheit.

Generell sind Provisionen ein wesentlicher Kostenfaktor, der die Rendite empfindlich schmälern kann. Allein 2014 haben Anleger nach einer Hochrechnung, basierend auf Daten des deutschen Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI), rund 1,2 Milliarden Euro für Abschlussprovisionen bezahlt. Im am stärksten nachgefragten Segment der Mischfonds beträgt diese üblicherweise vier Prozent. Geht man für 2014 von Anteilsneukäufen in Höhe von 22,7 Milliarden Euro aus, wurden Abschlussprovisionen von mindestens 908 Millionen Euro bezahlt.

Wie stark die Ausgabeaufschläge zu Buche schlagen, zeigt folgendes Beispiel: Ein Sparer legt über einen Zeitraum von zehn Jahren rund 100 Euro monatlich in Investmentfonds mit einer jährlichen Rendite von sechs Prozent an. Rechnet man mit einer Abschlussprovision in Höhe von fünf Prozent, kann der Sparer nach zehn Jahren 15 646 Euro erwarten, ohne Abschlussprovision käme er dagegen auf 16 470 Euro - eine Differenz von mehr als 800 Euro, die allein auf den Kostenfaktor Abschlussprovision zurückgeht. Um diese mit einer entsprechend höheren Rendite auszugleichen, müsste der Anleger ein deutlich höheres Risiko eingehen.

Da nach wie vor rund 80 Prozent der Privatanleger ihre Fondsanteile direkt bei Banken, Sparkassen oder Fondsgesellschaften erwerben, kann man davon ausgehen, dass sie den vollen Ausgabeaufschlag bezahlen. Nicht zu vergessen: Neben den Ausgabeaufschlägen kommen beim Kauf von Fondsanteilen noch jährliche Kosten wie zum Beispiel Kauf- und Verkaufsgebühren, Honorare und Depotgebühren hinzu. Dieses Kaufverhalten widerspricht jedoch eindeutig ihren eigentlichen Präferenzen. Denn wie eine repräsentative GfK-Studie zu den größten Sorgen der Anleger zeigt, stehen die Kosten bei der Geldanlage an dritter Stelle.

Kostenbewussten Anlegern bietet sich heute durchaus die Möglichkeit, mithilfe von Online-Finanzvermittlern dieselben Anlageprodukte und Fonds, die Banken, Vermögensberater oder Versicherungsvertreter anbieten, ohne zusätzliche Kosten in ihr Depot zu legen. Voraussetzung dafür ist jedoch, auf eine Beratung zu verzichten und sich selbst sorgfältig über das Chance-Risiko- Profil der Anlage zu informieren. Dabei sollte der Leitspruch von Warren Buffett gelten: "Kaufe nur, was du verstehst."

Uwe Lange

Mit dem Ziel, versteckte Kosten bei Kapitalanlagen zu reduzieren, gründete Lange 1997 AVL Finanzvermittlung e.K. Das Unternehmen ist ein unabhängiger Vermittler von Produkten mit Investmentansatz und zählt 43 000 Kunden. AVL gewährt bei über 21 500 Fonds Rabatte von 100 Prozent auf den Ausgabeaufschlag und finanziert sich ausschließlich über einen Teil der Verwaltungsgebühr der jeweiligen Fonds.