An der Börse sind sie Superstars: Die Techkonzerne Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google. Jeder von uns nutzt ihre Produkte, viele möchten sich ein Leben ohne Whatsapp und Facebook nicht mehr vorstellen oder auf die Präzision der Google-Suche verzichten. Gleichzeitig eilen ihre Aktien von Rekord zu Rekord. Diese US-Techriesen scheinen die Zukunft abonniert zu haben, die sicheren Gewinner der nächsten Jahre zu sein. Sogar Warren Buffett hat massiv Apple-Aktien gekauft. Der Ritterschlag: Die Wall Street hat den Techaktien ein eigenes Kürzel verpasst  - FAANG. Was sollen Anleger davon halten? Lohnt sich der Einstieg jetzt noch?

Im neuesten seiner legendären Memos schreibt Howard Marks, Gründer des Vermögensverwalters Oaktree Capital, der mehr als 150 Milliarden Dollar verwaltet: "Die offizielle Krönung einer bestimmten Gruppe von Aktien als ‚die größten‘ ist oft eine Begleiterscheinung von Bullenmärkten." Vergleichen kann man den Hype um FAANG mit den Nifty Fifty in den frühen 1970er-Jahren, Internetaktien um 2000 herum oder Aktien aus den BRIC-Staaten Mitte der 2000er - jedes Mal waren Anleger gut beraten, die Finger vom Hype zu lassen.

Doch heute liegt die Sache anders: Zunächst einmal sind die Bewertungen bei Apple, Alphabet und Facebook angesichts des Wachstums nicht überzogen. Facebook scheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) um 36 bereits teuer. Zieht man aber den Kassenbestand ab und nimmt den erwarteten Gewinn von 2018, liegt das KGV knapp unter 25 - günstiger als Nestlé. Und das für ein Unternehmen, dessen Gewinne zuletzt mit über 100 Prozent wuchsen. Alphabet wächst zwar nicht ganz so stark, aber auch hier liegt das um Barreserven bereinigte KGV für 2018 nur leicht über 20. Apple notiert bei einem KGV von ungefähr 15. Nur Amazon und Netflix sind teurer. Sie machen noch keine so exorbitanten Gewinne wie die ersten drei, wachsen aber beim Umsatz rasant.

Ich bin mit meinen Fonds in FAANG-Aktien investiert, beobachte die Entwicklung aber besonders aufmerksam. Denn kein Trend währt ewig. Im Jahr 2000 überschritt die Cisco-Aktie kurzfristig die 80-Dollar-Marke. Der Markt traute dem Netzwerkunternehmen zu, als erster Konzern der Welt eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar zu erreichen. Es kam anders: Die Aktie stürzte um über 90 Prozent ab. Seit dem Tief hat sie sich wieder verdreifacht, ist von alten Höchstständen aber weit entfernt.

Ähnlich wie Cisco früher müssen auch die FAANG-Titel massive Investitionen tätigen, die sich zum Teil im Zahlenwerk jedoch nicht als solche niederschlagen. Etliche geben sehr viele Aktienoptionen aus, was künftige Gewinne verwässert. Start-ups muss man oft zu horrenden Preisen übernehmen, um sie sich vom Leib zu halten. Ob sich das rechnet, bleibt abzuwarten. Auch vonseiten des Gesetzgebers drohen neue Belastungen: Wenn Social-Media-Unternehmen etwa verpflichtet werden, die Inhalte zu kontrollieren, müssen Facebook und Co auf einmal sehr viel mehr Mitarbeiter einstellen. Das geht auf die Marge.

Trotzdem glaube ich, dass die guten Geschäftsmodelle von Apple, Alphabet, Facebook oder Amazon noch eine Weile tragen werden und einer aus dieser Reihe demnächst die Marke von einer Billion Dollar Börsenwert knacken wird.

Hinweis: Die von Max Otte beratenen Fonds Max Otte Vermögensbildungsfonds und PI Global Value Fonds sind in Apple, Alphabet und Amazon investiert.

Der in Princeton promovierte Ökonom lehrte nach Tätigkeiten an den Hochschulen Worms, Boston und Würzburg -zuletzt an der Universität Graz. Er ist ordentlicher Professor an der Hochschule Worms und als Vermögens- und Fondsberater tätig. Otte ist Mitbegründer des Instituts für Vermögensentwicklung und des Zentrums für Value Investing. Er schreibt an dieser Stelle jeden Monat über die aktuelle Börsenentwicklung und Leitlinien für erfolgreiches Anlegen.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.