Was die bis jetzt von den USA vorgelegten Beweise für einen Abschuss von MH17 durch pro-russische Separatisten betrifft, fühle ich mich wie in einer Zeitschleife an die Präsentation früherer "Beweise" aus der Zeit kurz vor dem Irakkrieg erinnert: Gezeigt wurde diesmal eine Luftaufnahme (im vorliegenden Fall von einer Bildagentur), in die man von Hand ein paar Striche hineingemalt hat. Quelle der Skizze: "Geheimdiensterkenntnisse".

Auf solche Geheimdiensterkenntnisse stützte sich am 5. Februar 2003 auch US-Außenminister Colin Powell in seiner Rede vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die Schlapphüte der USA und Großbritanniens so Powell, hätten Belege dafür, dass es zwischen dem Terrornetzwerk Al Qaida und der irakischen Führung eine enge, konspirative Verbindung gebe.

Aber nur einen Tag zuvor hatte ein FBI-Mitarbeiter auf eine entsprechende Frage der Financial Times Deutschland geantwortet: "Wir haben über ein Jahr lang in dieser Sache ermittelt. Wir glauben nicht, dass es diese Verbindung gibt." Und die New York Times berichtete, dass sich Mitarbeiter der CIA darüber beklagten, "dass die US-Regierung den Eindruck erwecke, es gebe klare Beweise, obwohl derartige Erkenntnisse nicht vorlägen".

Sechs Wochen später begann (Zitat aus Wikipedia) "eine völkerrechtswidrige Invasion des Irak durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sowie des Vereinigten Königreichs" - ohne UN-Mandat des US-Sicherheitsrates und ohne sich einen Dreck um das Verbot eines Angriffskriegs in der UN-Charta zu scheren. Colin Powell, um daran zu erinnern, bezeichnete seinen Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat später als "den größten Fehler seines Lebens". Und der US-Senat stellte im September 2006 fest, dass keinerlei Hinweise einer Verbindung des irakischen Regimes zum Terrornetzwerk Al Qaida, kein Nachweis eines irakischen Atomprogramms und auch keine Massenvernichtungswaffen.

Der daran erinnernden, ebenfalls wenig phantasievollen US-Skizze zum Abschuss von MH17 stehen bis heute ein paar wesentlich konkretere Fragen gegenüber: Warum hält die Ukraine den Funkverkehr mit dem Flieger unter Verschluss? Warum und auf wessen Anordnung hin musste das Flugzeug kurz vor dem "Zwischenfall" seinen Kurs ändern? Warum gibt die Ukraine keine Auskunft über den den Flieger unmittelbar vor dem Absturz begleitenden Kampfjet? Und warum bombardiert die Ukraine seit Tagen das Gebiet um den Absturzort, obwohl die sgn. Separatisten dort eine Waffenruhe (man beachte die Wortwahl des deutschen Fernsehens) "verhängt" hatten? Wo bleibt die bereits für das vergangene Wochenende angekündigte Auswertung des Flugschreibers und des Voicerecorders? Und warum erfolgt diese Auswertung ausgerechnet in einer britischen Behörde statt von neutraler, unparteiischer Stelle? Last but not least: Wo ist die vierte Gewalt im Staate (die Presse), die eine Antwort auf diese Fragen einfordert?

Den Finanzmärkten wird gerne nachgesagt, dass ihnen menschliche Schicksale sehr egal sind und es den Akteuren einzig um Profitmaximierung geht. Der erste Punkt dürfte sich so nicht verallgemeinern lassen. Und der zweite würde es nahelegen, dass sich die Anleger ein wenig mehr mit den Vorgängen in der Ukraine beschäftigen und dabei historische Präzedenzfälle mit berücksichtigen sollten. Denn dieser scheinbar regionale Konflikt trägt mittlerweile Züge, die auf ein mögliches größeres "Projekt" hindeuten. Denn kranke Gehirne gibt es auf diesem Planeten genügend.

Auf Seite 2: DAX: Der Juli ist noch nicht vorbei

DAX: Der Juli ist noch nicht vorbei

Dass es fatal ist, innerhalb eines intakten Aufwärtstrendkanals "nur" aufgrund fundamentaler wirtschaftlicher oder geopolitischer Ereignisse die Putkarte auszuspielen, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Aber: Je länger eine Hausse andauert und umso hartnäckiger sie alle Belastungsfaktoren abschüttelt, umso stärker steigt die Überzeugung vieler Marktteilnehmer, dass diese Aufwärtsbewegung niemals zu Ende gehen wird. Womit wir beim DAX-Chart sind:

Quelle: www.private-profits.de

Wie Sie sehen, hat der DAX gestern eine Punktlandung auf der unteren Begrenzung des seit gut zwei Jahren etablierten, an Perfektion nicht zu übertreffenden Aufwärtstrendkorridors hingelegt. Und bis zum Beweis des Gegenteils haben Trends nun einmal als intakt zu gelten. Ab heute Abend aber könnten sich die Ereignisse überschlagen. Denn dann wird in den USA die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals vorgelegt. Dem ersten, schwachen Quartal hielten Analysten den strengen Winter zugute. Die Erwartungen an die neuen Zahlen sind also durchaus ambitioniert. Zu positiv dürfen die Zahlen aber auch nun wieder nicht sein, denn ebenfalls heute beginnt die Federal Reserve mit ihrer zweitätigen Sitzung. Dass der Abbau des Quantitative Easing fortgesetzt werden wird, ist so gut wie sicher. Fällt das BIP allerdings zu gut aus, könnte die Fed auch eine baldige Anhebung der Leitzinsen signalisieren - und damit die Vertreibung aus dem monetären Paradies einläuten. Heute und morgen haben also durchaus etwas Entscheidendes …

Auf Seite 3: Deutsche Bank: Zwischen Erblast und Silberstreif

Deutsche Bank: Zwischen Erblast und Silberstreif

Das gestern vom deutschen Branchenprimus vorgelegte Zahlenwerk hat, wenn überhaupt, dann positiv überrascht. Denn das die Deutsche Bank eine ganze Perlenkette von Altlasten um den Hals hängen hat, die leider immer länger zu werden scheint), ist ja nicht neu. Und dass diese juristischen Auseinandersetzungen jede Menge Geld verschlingen, ist ebenfalls bekannt. Positiv aber war, dass das Geldhaus seinen Vorsteuergewinn im operativen Geschäft im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent steigern konnte.

Quelle: www.private-profits.de

Im Vergleich zum Montagsschlusskurs legte die Aktie gestern im Kurs eine Nullnummer hin. Wichtiger als der Blick auf die ersten Reaktionen ist aber auch hier der Blick auf das große Ganze. Und im abgebildeten Wochenchart zeigt sich, dass die Aktie kürzlich exakt auf der vom Frühjahrstief ausgehenden Aufwärtstrendlinie aufgesetzt hat. MACD und Money Flow-Indikator haben sich in den letzten Wochen zwar verbessert, aber noch keine neuen Kaufsignale gegeben. D. h.: Die Aktie ist noch keinen Kauf wert. Angesichts eines möglichen Trendbruchs des DAX könnte der Wert aber sehr interessant werden. Denn geht der Index in den Abwärtsmodus über, dürfte Deutsche Bank die im Chart eingezeichnete Aufwärtstrendlinie reißen. Und dann Luft bis mindestens 20 Euro haben.

Auf Seite 4: Plädoyer für den Aktienmarkt

Plädoyer für den Aktienmarkt

Gestern erhielt ich einen Anruf einer Dame mittleren Alters: Die xy-Bank biete momentan einen Zinssatz von 2,50 Prozent an, die Mindestanlage betrage nur 2.500 Euro. Da könne sie doch einmal für ein Jahr ihr Geld "zwischenparken", bis die politischen Krisen vorbei seien.

Meine kurze Recherche ergab zum einen, dass der Zinssatz nicht 2,50, sondern nur 2,05 Prozent betrug. Und diese Rendite gab es nur bei einer Anlage über sechs Jahre. Würde die Dame 2.500 Euro für ein Jahr anlegen, ergäbe sich ein effektiver Jahreszins von 0,30 Prozent bzw. ein Gewinn von 14,39 Euro. Klingt das prickelnd? Aber mal andersherum gesehen: Der DAX eröffnete am 2. Januar de. J. bei 9.598 Punkten und schloss gestern bei knapp 9.654 Zählern. Rechnerischer Gewinn (ohne Gebühren) 0,58 Prozent. Und erkauft wurde dieser Gewinn seit Jahresbeginn durch sieben gegenläufige Kursschübe von jeweils über 500 Punkten. Klingt das in etwa prickelnder?

Nein, ganz und gar nicht. Aber während Sie bei Festverzinslichen aus heutiger Sicht bis zum Sankt Nimmerleinstag warten müssen, bis Sie wieder eine vernünftige Rendite erzielen (falls der Emittent nicht pleitegeht), können gerade langfristige Anleger am Aktienmarkt exponentiell höhere Gewinne einfahren - wenn sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen mit von der Partie zu sein. Hierzu ein ganz einfacher DAX-Chart, garniert mit einem gleitenden Durchschnitt von 365 Tagen.

Quelle: www.private-profits.de

Anleger, die immer beim Aufwärtsbreak des DAX über den gleitenden Durchschnitt beispielsweise ein Long-Indexzertifikat kaufen und beim Abwärtsbreak unter den GD ein Short-Indexzertifikat gekauft hätten, hätten mit dieser sehr einfachen Methode in den vergangenen 32 Jahren sowohl den Großteil aller Haussen als auch den Löwenanteil aller Baissebewegungen gewinnbringend umgesetzt. Auf der Stelle getreten bzw. vermutlich sogar etwas ins Minus gelaufen wäre die Strategie nur Mitte 1994/Mitte 1995 und 1999, also in zwei von 32 Jahren. Aktuell wären Sie seit rund 6.500 Punkten auf der Longseite engagiert. Sie sehen: Wer wirklich eine sichere UND ordentliche langfristige Rendite erzielen will, kommt an den Aktienmärkten nicht vorbei. Heute schon einmal gar nicht mehr.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

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Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.