von Axel Retz

Liebe Leserinnen und Leser,

lassen Sie mich heute einmal etwas unkonventionell beginnen. Es gibt ältere Herrschaften vornehmlich männlichen Geschlechts, die sich trotz immer offenkundiger werdenden Defiziten ihres Seh- und Hörvermögens und ihrer Reaktionsfähigkeit einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden können, vielleicht doch einmal die Finger vom Auto zu lassen.

Ob mein Gegenüber vom vergangenen Sonntagmittag dieser Spezies zuzurechnen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ein älterer Herr (86) missachtete am Sonntagmittag auf der Landstraße meine Vorfahrt, übersah mich trotz eingeschalteten Fahrlichts und freier Sicht und überhörte auch mein Hupsignal. Das Ergebnis sehen Sie hier:



Quelle: Axel Retz

Ergebnis: Zwei dank Sicherheitsgurten und Airbags weitgehend unverletzte Fahrer, Totalschaden an beiden Fahrzeugen. Wäre ich nach mittlerweile rund 600.000 km auf zwei und vier Rädern und dem Wissen, noch nie einen Flensburger Punkt eingesammelt oder einen Unfall gehabt zu haben, davon ausgegangen, dass "ich" irgendetwas besser könnte als andere oder gar über den Gesetzen der Physik stünde und daher auch schneller fahren dürfe als vorgeschrieben, hätte der Ausgang des Geschehens ein anderer sein können.

Womit wir beim Brückenschlag zu den Märkten sind. Dort glauben heute (wieder einmal) so gut wie alle, die Gesetze des Marktes weit hinter sich gelassen zu haben. Amerika befindet sich im Aufschwung. Und Mario Draghi ist Gott.

Dass irgendjemand, der bei Goldman Sachs über dem Bodenpersonal steht, Gott ist oder auch nur "Gottes Werk auch Erden verrichtet" (Sie erinnern sich), das ist wenig wahrscheinlich. Ob Gott in all seiner Allmacht einen Stein erschaffen könnte, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht mehr tragen könnte, das ist ein uraltes Paradoxon. Mario Draghi hingegen ist für die Anleger derjenige geworden, vor dem Chuck Norris zittert. Womit er mehr als nur ein wenig überschätzt wird. Aber auf dem letzten Loch zu pfeifen und sich dennoch als Retter zu verkaufen, ist zugegebenermaßen ja auch nicht ohne. Das kann er, der Mario.

Auf Seite 2: USA: Es war Winter



USA: Es war Winter

Wären die Leute nicht nur gar so vernagelt und über Jahre hinweg durch Analysten, Notenbanken und Medien konditioniert, hatten sie es nicht nur sehen können, sie hätten es sehen müssen! Hier und auch in einigen meiner Börsendienste hatte ich wiederholt darauf hingewiesen, dass die Nachfrage nach Hypotheken in den USA auf ein "zweites Bein" der US-Immobilienkrise hinweist. Hier noch einmal der Chart:



Quelle: markt-daten.de***

Hypothekenanträge sind nun einmal ein Frühindikator der zu erwartenden Aktivitäten am Häusermarkt. Wie angesichts dieses Charts "Analysten" wirklich davon überzeugt und Anleger dem auf den Leim gehen konnten, dass es im US-Immo-Markt nach oben gehe, das muss man mir einmal jemand erklären.

Die gestern veröffentlichten Zahlen zu den Baubeginnen im Februar waren für die faktenresistenten Aufschwungsfreunde ein besonders harter Schlag ins Kontor. Sie sackten um sage und schreibe 17 Prozent ab. Aber unsere Analysten, deren Konsens-Prognose im Vorfeld bei minus 2,5 Prozent gelegen hatte, trumpften mit dem gleichen Argument auf, das ihnen auch in den Vormonaten schon als Erklärung gut genug war: Es war ja Winter.

Nun ja. Übermorgen um 23:45 MEZ wird es Frühling. Und seit dem 21. Dezember war es Winter. Irgendwie, Ihr lieben Analysten, war das aber, soweit ich mich erinnere, doch schon mal so. Und wenn Ihr damit überfordert seid, die Jahreszeiten und einfache Charts der Hypothekennachfrage zu begreifen, dann solltet Ihr der Berechnung Eurer Boni vielleicht etwas weniger Zeit widmen als bisher. Lassen wir den berechtigten Zynismus einmal weg und sehen wir uns das an, worauf rund drei Viertel der Berechnung des US-BIP fußt, die Binnennachfrage. Di e bemisst sich natürlich nicht nur an den Einzelhandelsumsätzen, aber eben auch.



Quelle: www.marktdaten.de

Dass der Ansturm auf die Shopping Malls schon im umsatzstärksten Jahresmonat Dezember rückläufig war, hatte man ja als Weckruf verstehen können. Und dass Januar und Februar ebenfalls abwärts wiesen, auch. Aber nein: Die Analysten predigen unbeirrt das "Wachstum". Seit gestern steckt die FED wieder die Köpfe zusammen. Und obwohl man dort bis zuletzt schon sehr neben der Kappe war, denke ich doch, dass das heute anstehende Statement mal realistischer ausfallen wird.

Auf Seite 3: EUR/USD: Fed entscheidet



EUR/USD: Fed entscheidet

Am Wochenende hatte ich in meinem pp-Newsletter (https://www.private-profits.de/newsletter.html) darauf hingewiesen, dass EUR/USD nun wie erwartet in Richtung Paritätskurs ist, alle Gewinn sichernden Stopps aber nachgezogen werden sollten. Meine Stopps habe ich auch - natürlich - in meinen Briefen nachgezogen. Warum?



Quelle: www. secretz-online.de

Dass die Fed nicht weiß, dass die von ihr als Hauptargument für Zinserhöhungen vorgetragene Verbesserung der Arbeitslosenstatistik einzig statistischen Zaubertricks zu verdanken ist, darf eigentlich ausgeschlossen werden. Dass sie nicht weiß, dass der Immobilienmarkt gerade wieder den Bach heruntergeht, ist ebenfalls auszuschließen. Und dass sie keine Ahnung davon hat, dass die US-Wirtschaft dank abstürzender Rohstoff-, Großhandels- und Verbraucherpreise auf dem besten Weg in eine Deflation ist, das mag ich auch nicht glauben. Mein Fazit:

Die Federal Reserve, an deren Zinserhöhung ich wie auch hier vorgetragen noch nie geglaubt habe, wird das heute Abend relativieren (müssen). Genau deswegen habe ich meine EUR/USD-Stopps so eng nachgezogen!

Auf Seite 4: Edelmetalle: Absturz oder Revival



Edelmetalle: Absturz oder Revival

Fundamental betrachtet, ist es derzeit recht einfach: Der Aufschwung ist ein Fake. Das Deflations-Gespenst wird vor allem in den USA real, während sich der Euroraum über den abgewerteten Euro Inflation einzukaufen versucht.

Gold und auch Silber stehen genau jetzt auf dem Prüfstand. Ein falsches Wort heute Abend von Janett Yellen und der Spuk geht los. Zieht die FED ihre Zinserhöhungen zurück oder relativiert sie sie, bekommen wir neue, starke Verkaufssignale für die Edelmetalle.

Wie tradet man das?

So:



Quelle: www.secretz-online.de

Beispielsweise so. Für hyperventilierende Daytrader taugt das gar nicht. Wohl aber für Zeitgenossen, die auch mal über Wochen hinweg in der Lage sind, zu warten. Zu warten, bis ich "zuschlage".

Wie gut das seit Gründung dieses sehr konservativen Briefs funktioniert hat, sehen Sie. Man kann sich den Wolf traden. Für das Konto meiner kleinen Tochter ist Secretz bestimmt. Noch 13 Jahre lang

Viel Erfolg und beste Grüße

Ihr Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .