von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

seit einigen Tagen verlaufen die globalen Märkte in überraschend ruhigen Bahnen. Die international tonangebende US-Börse hat sich still und heimlich bis in die unmittelbare Umgebung ihres Allzeit-Hochs geschoben und steht nun vor hartnäckigen Widerständen. Auch der DAX schlägt sich angesichts der verschiedenen Risiken und des saisonal ungünstigen Umfeldes sehr gut. Insofern ist die aktuelle Börsenlage ein gutes Beispiel dafür, dass die Indizes fast immer denjenigen Weg einschlagen, der der Mehrheit der Anleger die größten Schmerzen zufügt. Sicherlich hat auch das seit einigen Wochen sehr negative Sentiment in den einschlägigen Medien die Märkte beflügelt. Kein Wunder wenn die Kursentwicklung der globalen Aktienmärkte in den vergangenen Monaten sehr stark an einen manisch depressiven Patienten erinnerte. Ich jedenfalls kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der relativ gute konjunkturelle Nachrichten und eine weltweite Stabilisierung bzw. Normalisierung so skeptisch beurteilt wurden - und daher fast zwangsläufig die Kurse entlang der berüchtigten Mauer der Angst nach oben kriechen können.

Trotzdem muss man aber anerkennen, dass die wichtigsten charttechnischen Wegweiser in einer nur selten beobachteten Ausprägung in verschiedene Richtungen weisen. Damit meine ich nicht nur die klassischen äußeren Charts, sondern auch die hier häufig von mir abgebildeten Indikatoren des inneren Marktes.

Der innere Markt deutet überraschend auf die Defensive



Während nämlich wichtige Indizes wie der S & P 500 und die Nasdaq 100 in unmittelbarer Nähe ihrer absoluten Hochs notieren, mahnt der wichtigste Risikoindikator des inneren Marktes, der NYSE Bullish Percent, zu großer Vorsicht. Wie die folgende Grafik Ihnen zeigt, verschlechtert sich die Marktbreite und eine steigende Anzahl von Aktien gerät unter den Einfluss des Angebots. Genauer gesagt erhöht sich die Relation der an der New Yorker Börse NYSE gehandelten Aktien systematisch, die von einem definiertem Kauf- auf ein Verkaufssignal der P & F Technik wechseln.



Die Grafik zeigt Ihnen, dass heute nur noch etwa 67 % der notierten Aktien auf einem Kaufsignal der P & F Technik handeln. Ende April waren es noch 70 %. Eine substantielle Anzahl von Aktien ist also seither von einem Kauf - auf ein Verkaufssignal gewechselt, bzw. unter den Einfluss des Angebots geraten. Eine systematisch ansteigende Zahl von Aktien hat also in den vergangenen Tagen die wichtigste Unterstützung verloren. (der P & F Technik, bitte erinnern Sie sich daran, dass es in dieser Technik nur Kauf - oder Verkaufssignale gibt)

Wenn wie derzeit zu beobachten, in der oberen extremen Zone sich plötzlich die Anzahl der Verkaufssignale erhöht, bedeutet dies, dass der Markt von immer weniger "schweren" Aktien oben gehalten wird. Die Gefahr eines Rückschlags bzw. einer baldigen Distributionsphase wird größer - und gleichzeitig ist die potentielle Fallhöhe relativ groß.

Dies alleine ist noch kein Grund um in Panik zu verfallen. Aber relativ eindeutig befinden wir uns in einer Zeit, in der Sie sich auf die Risiken und nicht auf die Chancen des Marktes konzentrieren und Ihr Kapital beschützen sollten. Es gibt bessere Zeiten, nach den sogenannten "Tenbaggern" Ausschau zu halten.

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Healthcare weiterhin ein starker Sektor



Eine empfehlenswerte Strategie in schwierigen Marktphasen ist es, sich auf die jeweils stärksten Sektoren zu konzentrieren. Die verschiedenen Konzepte der relativen Stärke geben uns dafür gute Werkzeuge an die Hand. Denn mindestens genauso wichtig wie eine gute Diversifikation ist es, sich auf die relativ stärksten Sektoren zu konzentrieren, die aus bestimmten Gründen aktuell gesucht sind. Irgendetwas läuft hier richtig, was wiederum von großen Kapitalanlegern honoriert wird. Daher ist es meist viel erfolgreicher, die relativ starken und sich gut entwickelnden Aktien und Sektoren zu verfolgen und nicht diejenigen, die aus fundamental meist gerechtfertigten Gründen nach unten gereicht werden.

Wie Ihnen der gelassene P & F Chart zeigt, befindet sich die Gruppe seit etwa zwei Jahren in einem breiten Seitwärtstrend. Innerhalb davon hat sich in den vergangenen knapp zehn Monaten ein schmaleres Seitwärtsband gebildet. Beide Kanäle liegen noch komfortabel oberhalb der wichtigen positiven Unterstützungsgerade.

Insofern ist der dynamische Aufwärtstrend der vergangenen sieben Jahre noch vollkommen intakt und könnte sich nun sogar nach oben hin auflösen. Dafür müsste aber zunächst der sehr hartnäckige Widerstand bei etwa 72 geknackt werden. Dann wäre relativ schnell der Weg frei bis zum Verlaufshoch bei 76. Aber auch dies muss noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn die breite des Seitwärtskanal deutet auf ein Kursziel bei etwa 82, also auf ein neues Hoch.



Auf eine weiterhin dynamische Entwicklung deutet auch die Tatsache, dass die positive und aufsteigende Unterstützungsgerade bisher nicht berührt oder gar unterschritten wurde. Temporäre Verkaufssignale oberhalb dieser Geraden richten technisch keinen großen Schaden aus und sind harmloser als diejenigen unterhalb davon. Da es auch bei dynamischen Kursverläufen vollkommen normal ist, dass sich Trendphasen mit trendlose Phasen abwechseln, ist es wahrscheinlich, dass die sehr positive und auch fundamental untermauerte günstige Entwicklung des Sektors noch längst nicht vorbei ist. Daher ist es auch in einer schwierigen Marktphase wie jetzt günstig, sich mit Sektor ETF`s oder attraktiven Einzelaktien mit hoher relativer Stärke zu engagieren.

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DAX weiter robust trotz nachlassender Dynamik



in den vergangenen Wochen wurde immer wieder kritisiert, dass nach der dynamischen Rallye die Dynamik des Aufschwungs nachlässt. Dies wiederum ist angesichts des schwieriges saisonalen Umfeldes und der vor uns liegenden Entscheidungen kein großes Wunder. Auch die Tatsache, dass wir in jüngster Zeit zweimal wieder unter die wichtige 200 -Tage Linie zurückgefallen sind, spricht nicht eindeutig gegen das Lager der Bullen. Denn wie Ihnen der folgende emotionslose P & F Chart zeigt, sind die Käufer trotzdem noch im Vorteil.



Dies zeigt Ihnen die im rechten Bereich markierte positive X-Säule, die bei 10.100 Punkten ein Kaufsignal erzeugt hat. Dieses ist nach wie vor gültig - trotz der jüngsten 0-Spalte, die auf den bisher nur sehr kurzfristigen Überhang der Nachfrage deutet. Übergeordnet und systematisch zeigt auch die aufsteigende positive Unterstützungsgerade auf den Vorteil der Käufer.

Sollte der Verkaufsdruck in den kommenden Tagen weiterhin anhalten, gilt es die Unterstützung bei 10.100 zu verteidigen. Unterhalb davon steigt das Risiko, dass wir das Niveau der Unterstützungslinie testen werden - oder sogar die sehr wichtige Marke von 9.800 Punkten. Umgekehrt gilt es für das Lager der Käufer, das bisherige Verlaufshoch bei 10.450 zu überwinden, was Ihnen der P & F Chart sehr gut verdeutlicht. Zwischen dem letzten Hoch und der aufsteigenden Trendgerade sehe ich das Verhältnis der Marktkräfte ausgeglichen und keinen Grund zu übertriebener Panik. Eher sind sogar die Bullen wegen des bei 10.100 Punkten aktivierten und nach wie vor intakten Kaufsignals leicht im Vorteil. Trotz und gerade wegen des schlechten Sentiments würde ich mich nicht wundern, wenn wir in einigen Wochen die Umgebung des nächsten wichtigen Zwischenhochs bei 10.800 testen werden.

Das allergrößte Problem für die Bullen dieses Ziel zu erreichen ist der innere Markt für die US- Börse, hier bezüglich des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage im DAX aber noch nicht zu erkennen. Falls Sie sich für die Philosophie des inneren Marktes und der P & F Charts interessieren, beachten Sie bitte auch meinen freien Börsenbrief zu diesem Thema.

Nun wünsche ich Ihnen einen schönen Tag und viel Erfolg mit ihren Positionen.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,

ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".