Zu schön um wahr zu sein, ist das erste, was mir im Kontext der Pressemeldung als alter Sympathisant des Sustainability-Gedankens einfällt. Im nächsten Augenblick erinnere ich mich der geringen Bedeutung, die nachhaltige Investments bis heute gemessen am gesamten Investment- und Fondsmarkt haben und stelle mir in der Folge vier Fragen zu dieser Untersuchung:

1. Wie aktiv bieten die gefragten Finanzberater SRI-Produkte wohl an? Frei nach dem Motto, "ich kann Ihnen alle Fonds anbieten (unausgesprochen "also auch SRI-Fonds, Sie müssen nur danach fragen") oder im Sinne von "ich empfehle Ihnen die Anlage in einem SRI-Fonds"? 2. Wenn 60% der Befragten überzeugt sind, dass SRI Mehrerträge erzielen kann, - ist dann damit die Möglichkeit gemeint, dass sie es tun kann oder die Erwartung, dass sie es tatsächlich tun wird? 3. Wenn 70% ein Wachstum des SRI Marktes in den kommenden Jahren erwarten, inkludiert dies Investments der eigenen Person, Kunden (Institut) oder wird die Verhaltensweise lediglich anderen unterstellt? 4. Und schließlich stelle ich mir die Frage, ob die Candriam Investors Group, die gerade zwei neue SRI Fonds für Emerging Market Anleihen und High Yields auflegt, die Umfrage auch dann veröffentlicht hätte, wenn sie anders ausgefallen wäre.

Meine gedanklichen Antworten behalte ich für mich und will an dieser Stelle nur so viel verraten: sie lehnen sich an die kognitive Dissonanz der meisten Anleger und Berater an: jenen unangenehmen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass gewisse Wahrnehmungen, Wünsche, Meinungen und Einstellungen nicht miteinander vereinbar sind. Wenngleich ich den Umstand, dass Candriam sich seit nunmehr 20 Jahren für nachhaltige Investments stark macht und im Rahmen einer internetbasierten Akademie zukünftig einen noch größeren Beitrag zur Aufklärung in Sachen SRI leisten will, positiv hervorheben möchte.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).