von Andreas Meyer, www.cashkurs.com

Warren Buffett gilt als einer der erfolgreichsten und wohl vor allem bekanntesten Investoren aller Zeiten. Das "Orakel von Omaha" - so sein Spitzname - prägt die internationalen Finanzmärkte wohl so sehr wie kaum ein anderer. Als Value-Investor sagte der heute 85-Jährige einst: "Sei gierig, wenn die anderen Angst haben, und ängstlich, wenn sie gierig sind." Diese Strategie hat dem Starinvestor immer wieder zu exzellenten Investmententscheidungen verholfen und ihn zu dem gemacht, was er heute ist.

Wie jedoch weiß ich nun, ob die Masse derzeit pessimistisch ist oder gar in Panik verfällt? Oder anders herum: Wie kann ich messen, ob und vor allem welche Investorengruppe eher auf der Bullenseite steht, wenn nicht sogar in gefährliche Euphorie verfällt? Um diese qualitative Aussage Buffetts für jedermann greifbar zu machen, gibt es einige interessante Ansätze.

Fangen Sie die Stimmung ein



Für einen ersten Überblick eignen sich oftmals qualitative Eindrücke aus dem Kapitalmarktumfeld. Wie sieht die Berichterstattung aus, wird über einen Basiswert viel, wenig oder gar nicht diskutiert, und was besagen die Schlagzeilen der gängigen Fachzeitschriften? Beobachtungen wie die Verbreitung großer Angst, eine durchweg negativ erscheinende Marktmeinung oder das vollständige Verschwinden eines Anlagebereichs aus der Berichterstattung der Medien können dabei erste Hinweise sein.Am Beispiel des Rohstoffes Gold sehen wir, wie gut sich diese Methode auszahlen kann. Es ist noch nicht allzu lange her, dass Schlagzeilen wie "Die Rally des sicheren Hafens Gold ist vorbei" (07.12.2015) oder "Gold: Wenig berauschende Aussichten" (22.12.2015) die Medienlandschaft bestimmten. Seitdem sind die Einschätzungen jedoch immer seltener geworden, und über Gold war kaum noch etwas zu lesen.

Pessimismus Schwarz auf Weiß



Oftmals benötigen wir jedoch quantitative Hinweise, die uns sozusagen "Schwarz auf Weiß" auf eine euphorische Entwicklung aufmerksam machen. Eine Möglichkeit dafür bietet die Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Dabei handelt es sich um eine unabhängige Behörde zur Regulierung und Überwachung der Future- und Optionsmärkte in den USA. Jede Woche publiziert die CFTC die aktuellen Positionierungen unterschiedlichster Investorengruppen. Diese Daten auszuwerten und zu interpretieren ist eine spannende und zugleich hilfreiche Methode.

Die Grafik rechts zeigt zwei Gruppen von Marktteilnehmern: die Produzenten und die Händler. Diese tätigen vor allem zu Absicherungszwecken Geschäfte am Derivatemarkt. Einer nachvollziehbaren Interpretation gemäß darf man sicherlich unterstellen, dass diese beiden Gruppen absolute Experten für den Goldmarkt sind und dementsprechend als Marktinsider beschrieben werden können. Sich diese Markteinschätzung zunutze zu machen erscheint daher einleuchtend.





Marktexperten sind zunehmend bullish



In der Grafik ist dabei erkennbar, wie viel Prozent aller getätigten Transaktionen bullish ausgelegt sind, also auf steigende Kurse setzen. Demnach lässt sich ablesen, dass die Produzenten und Händler im Monat Oktober und November 2012 beispielsweise eher pessimistisch waren. Hätte man sich dieser Meinung zu diesem Zeitpunkt bei einem Goldpreis von über 1 700 US-Dollar pro Feinunze (31,10 Gramm) angeschlossen und wäre tatsächlich Shortpositionen eingegangen - hätte man also damals auf sinkende Kurse gesetzt -, wäre dies im Rückblick betrachtet ein lohnender Einstiegszeitpunkt gewesen. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt, so fällt auf, dass die beiden Insidergruppen die Longpositionen in den vergangenen Wochen massiv ausgebaut haben. Ähnlich stark war der Anstieg zuletzt im August des vergangenen Jahres. Daraufhin stieg der Goldpreis immerhin um stolze 100 US-Dollar, sodass eine ähnliche Positionierung der Insider auch jetzt für ähnliche Kursentwicklungen sprechen könnte.



Auf Seite 2: Spekulanten geben Hoffnung auf





Spekulanten geben Hoffnung auf



Auf der anderen Seite stehen die Hedgefonds. Die alternativen Anlagevehikel sind unter anderem dafür bekannt, sowohl von steigenden als auch von sinkenden Kursen profitieren zu wollen. In der Grafik wird dabei eindeutig ersichtlich, dass sich die angeblichen Meister der Spekulation so pessimistisch aufgestellt haben wie selten zuvor. Jedoch immer, wenn genau dies der Fall war und ein Extrempunkt erreicht wurde, hat dies auch einen Wendepunkt markiert. So war es zuletzt im August 2015, als die Produzenten und Händler gleichzeitig immer optimistischer wurden - und so könnte es heute wieder sein.



Bleiben Sie widerspenstig



Anhand der Positionierung dieser unterschiedlichen Parteien zu ein und demselben Basiswert lassen sich in Extremsituationen wie derzeit interessante Wendepunkte identifizieren. Die aktuellen Unruhen in China, Nordkorea und weiterhin natürlich auch in der Ukraine dienen dann in der Summe nur als Auslöser einer Trendumkehr. Im Falle des gelben Edelmetalls könnte diese nun eingeleitet sein.

Die Marktmeinung zu beobachten und sich ein Bild der Schlagzeilen zu machen, um somit ein eigenes Gespür für den Markt zu entwickeln, erscheint also ratsam. Unter dem Strich ist dann nur noch wichtig, sich nicht von eben diesen Marktmeinungen leiten zu lassen und sich stets mit gesunder Skepsis eine eigene Meinung zu bilden.