Nach dem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen gingen die Preise von Gold und Silber zunächst auf Tauchstation. Vom Status als sicherer Hafen konnten die Edelmetalle da zunächst nicht profitieren, stattdessen drückten steigende Aktienkurse in Verbund mit einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank sowie steigende Anleiherenditen auf die Stimmung. Von dem Mitte Dezember bei 1.128 Dollar markierten Zwischentief könnte sich der Goldpreis zuletzt aber erholen.

Mit einem Anstieg von in der Spitze 5,8 Prozent gegenüber dem Niveau zum Ende des Vorjahres reichte es im Januar phasenweise sogar zu einem deutlich besseren Jahresauftakt als sonst üblich. Denn im Schnitt der vergangenen 15 Jahre legte Gold im Januar um 3,3 Prozent zu. Anders als noch zum Ende des Vorjahres sorgten neben dem Gold-typischen positiven Januar-Effekt Unsicherheiten rund um die von Trump voraussichtliche betriebene Politik ebenso für Irritationen wie der offene Ausgang des EU-Ausstiegs der Briten. Außerdem legten sich auch die Zinsängste etwas.





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Trump bringt Unsicherheit - Inflationsdruck steigt



Die Haltung der Trump-Administration gegenüber den Märkten, zu den Fiskalausgaben, den Steuern und gegenüber der US-Notenbank kann alles große Folgen für Gold nach sich ziehen, heißt es von Seiten der Société Générale. Die von Trump im Wahlkampf gemachten Versprechungen, die Staatsausgaben zu erhöhen und die Steuern zu senken, hatten bei den Anlegern eine ausgeprägte Wettbereitschaft auf reflationäre Tendenzen ausgelöst. Das sei den Industriemetallen zu Gute gekommen, die Anleiherenditen seien deswegen gestiegen und der Goldpreis sei deshalb gefallen. So wie es momentan aussehe, halte Trump an seine im Wahlkampf gemachten Aussagen zum Handel und zur Außenpolitik fest. Die ersten Amtstage hätten bereits einen Ausstieg aus dem TTP gebracht sowie Neuverhandlungen zu NAFTA, noch keinen neuen Informationen gebe es dagegen bisher zur Fiskalpolitik.

Die US-Konjunkturdaten seien zuletzt zwar positiv ausgefallen, der Dollar habe davon aber auch deshalb nicht mehr profitiert, weil Trump die US-Devise als zu stark eingestuft habe. Sehr wichtig werde es sein, welche Haltung Trump zum Handel einnehmen wird. Sollte deswegen der Protektionismus zunehmen, profitiert anders als von Trump versprochen aus Sicht der Société Générale niemand. Vielmehr drohe dann eventuell sogar ein weltweiter Handelskrieg. Als sicherer Hafen könnte Gold davon profitieren, allerdings voraussichtlich nur in einem echten Extremfall. Sollte es dagegen lediglich darum gehen, unfaire Handelspraktiken zu beenden und darum, die Chancen für negativ von der Globalisierung betroffene Amerikaner über bessere Bildung und höhere Löhne zu verbessern, dann könnten die Folgen davon sogar positiv sein. Für Gold wäre das dann lediglich eine neutrale Entwicklung, so das Urteil.

In den USA haben sich zuletzt verstärkte wirtschaftliche Aktivitäten und steigende Inflationsraten gezeigt. Das gilt auch für Europa, wo ein höherer Ölpreis sowie ein schwacher Euro die Mitgliedsstaaten dazu bringen, ihre Inflationsprognosen zu erhöhen. Auch die Zusammenfassung des Verlaufs der jüngsten Fed-Sitzung hat laut der Société Générale deutlich gemacht, dass sich die geldpolitisch Verantwortlichen wegen der von Trump geplanten Erhöhung der Fiskalausgaben auf weitere Inflationsrisiken einstellen würden. Mit einem etwas erhöhten Tempo bei den geplanten Zinserhöhungen habe die US-Notenbank zu verstehen gegeben, dass mehr Fiskalausgaben in einer Volkswirtschaft, die nahe an der Kapazitätsgrenze operiert, die Inflation anziehen könnte. Zumal das Risiko höherer Preise dadurch noch verstärkt werden könnte, falls Trump seine Idee von höheren Importsteuern umsetzen sollte. Unter dem Strich seien die Inflationserwartungen am Anleihemarkt jedenfalls seit September gestiegen und im November habe sich dieser Trend nach dem Wahlsieg von Trump noch verstärkt.

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Gedämpfte physische Nachfrage - restriktivere Fed-Zinspolitik



Die physische Nachfrage nach Gold bewegte sich 2016 auf einem Siebenjahrestief. Auch wenn das Interesse im vierten Quartal im Jahresvergleich um 29 Prozent erhöht habe, bezeichnet die Société Générale den vom Goldspezialisten GFMS letztlich auf zehn Prozent bezifferten Nachfragerückgang gegenüber 2015 als eine Enttäuschung. In Indien sei das Interesse relativ gering gewesen, was mit der Entmonaterierung, also dem Einzug von Banknoten durch den Staat, zu erklären sei. Aber auch in China sei die Goldnachfrage laut GFMS um 9,2 Prozent auf 864 Tonnen gefallen. Beides habe sich in diesen Ländern in vergleichsweise niedrigen Prämien gegenüber den Spot-Preisen bemerkbar gemacht. Im Dezember sei diese Prämie allerdings in China wegen der Abwertung der Landeswährung und den von der chinesischen Notenbank verhängten Gold-Import-Restriktionen allerdings stark gestiegen.

Im staatlichen Bereich seien die Käufe im Vorjahr wieder angesprungen, weil Russland die tieferen Goldpreise zu Käufen genutzt habe. Insgesamt seien aber die Käufe durch Zentralbanken 2016 von 437 Tonnen auf 252 Tonnen gesunken. Für die nächsten fünf Jahre taxiert GFMS diese Käufe auf 250 Tonnen p.a. Verglichen mit den 400-500 Tonnen in den vergangenen zehn Jahren würde das ein Minus darstellen. Größeres Interesse dürften aber vermutlich nur wenige Staaten wie China, Russland, Kasachstan und die Mongolei zeigen.

Ansonsten erinnern die Analysten daran, dass es zum Auftakt in diesem Jahr zunächst zu einer Gegenreaktion bei den US-Anleiherenditen nach unten gekommen sei und der Dollar wieder etwas an Wert verloren habe. Das habe mit der Angst am Markt zu tun gehabt, die Geschichte könnte sich wiederholen und sich die Prognosen bezüglich eines weiter steigenden Dollars und steigender Renditen könnten sich erneut als falsch erweisen. Beides habe sich zuletzt stützend auf den Goldpreis ausgewirkt, heißt es. Doch mit dem vom Dow Jones Industrial Average vollzogenen Sprung über die Marke von 20.000 Punkten habe das Sentiment unter den Marktteilnehmer jetzt womöglich wieder gedreht, auch wenn es sich dabei um eine mehr symbolische Bewegung gehandelt habe.

Aktieninvestoren würden jetzt jedenfalls wieder von der Hoffnung angetrieben, die Politik von Trump könnte den Unternehmensgewinnen auf die Sprünge helfen. Im Gegenzug würden dagegen die Renditen am Anleihemarkt neuerdings wieder zulegen. Auch der Dollar zeige sich wieder in besserer Verfassung, insbesondere gegenüber dem japanischen Yen. Was die bevorstehende Sitzung der US-Notenbank angeht, dann seien mit Blick auf die Risiken diese eher in negativer Richtung zu suchen, das heißt, sollte es Überraschungen geben, dann dürfte sich die Fed eher geldpolitisch restriktiver als expansiver zeigen.

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Preise hängen am Risikoappetit der Anleger



Die im November entfachten "Animal Spirits" zeigen laut Société Générale nach wie vor Wirkung an den Finanzmärkten. In der ersten Woche in der Trump im Amt war, habe sich das unter anderen an neuen Kursrekorden am US-Aktienmarkt gezeigt sowie an erneut steigenden Anleiherenditen. In einem Umfeld mit steigenden Zinsen, einem starken Dollar und den zunehmenden Hoffnungen auf ein anziehendes Wirtschaftswachstum sei Gold einfach als weniger attraktiv einzustufen. Für die weitere Preisentwicklung werde es wichtig bleiben, wie sich die jüngsten politischen Entwicklungen auf Einflussfaktoren wie Wirtschaftswachstum, Inflation und Inflationserwartungen, die Fed-Geldpolitik sowie die Realzinsen auswirken werden. Die als gestiegen wahrgenommen Unsicherheiten könnten dem Gold dank seiner Funktion als Absicherungsinstrument und als Mittel zur Depotdiversifizierung zwar helfen, doch letztlich hänge der Goldpreis am Risikoappetit der Anleger, heißt es.

Aus Sicht der Société Générale dürfte Gold zwar von den vermutlich anhaltenden Unsicherheiten profitieren, die von der Präsidentschaft Trumps ausgehen, dem Brexit und den in diesem Jahr anstehenden Wahlen in wichtigen EU-Staaten wie Frankreich und Deutschland. Doch vorerst dürften die Marktteilnehmer noch nicht dazu bereit sein, die eng auch mit dem Namen von Trump verbundene Wette auf eine Reflation aufzugeben. Vor diesem Hintergrund gehen die Analysten bei der französischen Großbank davon aus, dass der Goldpreis wieder an Dynamik verliert. Ein höheres Tempo bei den Zinserhöhungen durch die US-Notenbank, ein anhaltend fester Dollar und eine nicht sehr dynamische Goldnachfrage von Seiten der Schwellenländer und der Notenbank sollten die Preise belasten, so die Annahme. Ähnlich würden auch die Überlegungen zum Silber aussehen und deshalb würden in beiden Fällen die Preisprognosen nach unten korrigiert.

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Die Goldpreisprognose im Einzelnen



Den Goldpreis sehen die Experten nunmehr im ersten Quartal 2017 bei 1.175 Dollar je Feinunze und anders als bisher nicht mehr bei 1.275 Dollar. Das Zwischentief wird dann im vierten Quartal bei 1.125 Dollar gesehen - eine deutliche Revision nach unten verglichen mit den bisher erwarteten 1.325 Dollar. Nach unten ging es außerdem auch mit den Vorhersagen für die kommenden Jahre. Die Preisprognose für 2018 beträgt 1.125 Dollar und für 2021 sogar lediglich 1.050 Dollar je Feinunze. Das vergleicht sich mit bisherigen Vorgaben von 1.275 Dollar bzw. von 1.200 Dollar.



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Die Silberpreisprognose im Einzelnen



Was Silber angeht, kalkuliert die Société Générale neuerdings für das erste Quartal nur noch mit 16,50 Dollar. Das ist eine deutliche Rückstufung verglichen mit den bisher erwarteten 19,0 Dollar je Feinunze. Für das vierte Quartal 2017 stehen Preise von 16,00 Dollar angeschrieben. Nicht gerüttelt wurde an der Preisprognose für 2018. Hier wird unverändert mit einem Durchschnittspreis von 17,0 Dollar gerechnet. Nach oben ging es sogar für die Vorhersage für 2021. Mit 21,00 Dollar bewegt sich die Projektion um einen Dollar über den bisherigen Vorgaben. Ob das die Silber-Fans allerdings von den Sitzen reißt, ist fraglich. Denn falls sich die Vorhersage erfüllt, würde der Silberpreis in den nächsten Jahren gemessen am aktuellen Ausgangsniveau letztlich weitgehend nur stagnieren.



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Julius Bär hält an einer vorsichtigen Einschätzung zum Gold fest



Zum Gold und dessen weiteren Aussichten hat sich auch Julius Bär zu Wort gemeldet. Die Schweizer Privatbank hält fest, dass Gold trotz seines Rufes als Inflationsschutz zuletzt nicht von der aktuellen Reflationseuphorie profitieren konnte. Aus Sicht des zuständigen Analysten Carsten Menke dürfte dies daran liegen, dass Gold einen Schutz gegen Inflations- und Deflationsunsicherheit bietet, nicht aber gegen Inflation an sich.

Ein Beispiel dafür sei der letzte Bullenmarkt. Während diesem stieg der Goldpreis zunächst aufgrund von Inflationsängsten an, hervorgerufen durch die extrem lockere Geldpolitik. Anschließend konnte er weiter zulegen, als die Euro-Schuldenkrise und die damit verbundenen Deflationssorgen um sich griffen. Ausserdem ist Menke der Meinung, dass eine Unterscheidung in «gute» und «schlechte» Inflation hilft, die jüngste Goldpreiskorrektur zu erklären. «Gute» Inflation sei eine Folge höheren Wachstums. Sie führe zu Zinserhöhungen, die auf der Nachfrage der Anleger nach sicheren Häfen laste. «Schlechte» Inflation entstehe durch Geldentwertung und steigere die Attraktivität von Fremdwährungsanlagen.

Für Anleger außerhalb der USA sei Gold eine Fremdwährungsanlage, da es in US-Dollar denominiert ist. Die Wertentwicklung einer Anlage in Gold sei demnach die Summe der Goldpreisentwicklung in Dollar und die Auf- oder Abwertung der heimischen Währung zum Dollar. Historisch zeige sich, dass zwischen dieser währungsbedingten Entwicklung einer Anlage in Gold und der Inflationsrate verschiedener Länder ein Zusammenhang bestehe. Dieser werde aber primär durch die Abwertung der heimischen Währung bestimmt. Bei «schlechter» Inflation biete primär der Dollar den Schutz, weniger das Gold.

Angesichts des besseren Wachstumsausblicks, steigender Zinsen und eines stärkeren USD hält Julius Bär an der vorsichtigen Einschätzung zum Gold fest. Trumps Politik bleibe das größte Risiko für diese Prognose. Denn die Handlungen des neuen Us-Präsidenten könnten zu größeren Unsicherheiten führen und die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen befeuern.