Einmal pro Woche werden die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) darüber informiert, welche Tendenzen an den Terminmärkten zu beobachten waren. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report liefert zum Beispiel aktuelle Zahlen zum allgemeinen Interesse an Gold-Futures. Dieses kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, wobei ein Future stets den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert, zumindest auf dem Papier. Besonders nützlich und informativ wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich ein Bild über die aktuelle Stimmung der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren machen kann.

Der Stimmungsbericht zeigt auf, wie sich auf Wochensicht die Positionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Auf diesem Weg erfahren die Anleger, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist und können daraus Strategien zum Ein- oder Ausstieg ableiten.

Während sich das Interesse an Gold-Futures seit Wochen bergauf bewegt, herrscht unter großen wie kleinen Terminspekulanten weiterhin erheblicher Verkaufsdruck. In der Woche zum 21. August hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zum sechsten Mal in Folge reduziert.

Auf Wochensicht kam es zu einer Reduktion von 7.400 auf 1.700 Futures (-77,1 Prozent). Hierfür waren vor allem große Terminspekulanten verantwortlich, die ihr Short-Exposure mit über 222.000 Kontrakte auf ein neues Rekordniveau gehievt haben. Dadurch hat sich deren Pessimismus verstärkt und zu einer von minus 3.700 auf minus 8.700 Futures ausgedehnten Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) geführt.

Kleinspekulanten fallen trotz ihrer wachsenden Skepsis vor allem durch ihren weiterhin ausgeprägten Optimismus aus. Ihre Netto-Long-Position hat sich nämlich im Berichtszeitraum lediglich von 11.000 auf 10.400 Kontrakte (-5,5 Prozent) reduziert. Fazit: Als absolutes Novum kann man aktuell den Umstand betrachten, dass große Terminspekulanten per Saldo bereits die zweite Woche in Folge netto short positioniert sind. Eine solch extrem schlechte Stimmung gab es letztmals Ende 2001 zu vermelden, als das Platzen der Dotcom-Blase einen markanten Run auf Gold ausgelöst hatte.

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Charttechnische Bodenbildung in Arbeit



In den vergangenen vier Monaten reagierte das gelbe Edelmetall auf den starken Dollar ausgesprochen negativ. Während der Dollarindex, der die US-Währung mit sechs anderen Währungen vergleicht, auf den höchsten Stand seit 14 Monaten geklettert war, musste der Goldpreis im August den niedrigsten Wert seit 19 Monaten hinnehmen. Diese Talfahrt vollzog sich ohne größere Erholungsphasen.

Nach dem Verletzten der 100-Tage-Linie (April 2018) folgte im Mai bereits der Rutsch unter die langfristige 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre als besonders starkes Verkaufssignal gilt. Auch die Unterstützungszonen im Bereich von 1.240 bzw. 1.220 Dollar erwiesen sich als nicht tragfähig. Erst bei 1.170 Dollar, wo absolut kein charttechnischer Boden auszumachen war, drehte der Goldpreis wieder nach oben.

Dabei wurde sogar vom Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) ein klares Kaufsignal ausgelöst. Dieser überwand nämlich relativ dynamisch die Hürde von 30 Prozent und verließ dadurch die überverkaufte Zone. Im Juli erwies sich ein solches Signal zwar als "Bullenfalle", im Herbst 2015 und Ende 2016 folgten auf die beiden RSI-Signale Kurssprünge um über 300 bzw. 200 Dollar. Alles in allem überwiegen bei Gold ganz klar die negativen Aspekte. Vor allem das zur Jahresmitte zu beobachtende Drehen der 200-Tage-Linie sieht alles andere als gut aus.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.