Einmal pro Woche blicken die Akteure an den Goldmärkten gespannt auf den von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) erstellten Commitments of Traders-Report. Dieser zeigt nämlich auf, wie sich bei Gold-Futures das Marktsentiment entwickelt hat. Dadurch erfährt die Finanzwelt beispielsweise, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures im Vergleich zur Vorwoche verstärkt oder reduziert hat, was durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt. Zur Erinnerung: Einem Future liegen (zumindest auf dem Papier) 100 Feinunzen Gold zugrunde. Besonders aussagekräftig wird der Stimmungsbericht für Investoren aber vor allem dadurch, dass man konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren ablesen und interpretieren kann. So erfährt man zum Beispiel, wie sich gegenüber der Vorwoche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Dies lässt dann erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Relativ erfreulich entwickelte sich In der Woche zum 10. Juli das allgemeine Interesse an Gold-Futures, schließlich hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 491.200 auf 503.600 Kontrakte (+1,9 Prozent) erhöht. Nach drei Wochen mit wachsender Skepsis hat sich die Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten wieder deutlich verbessert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem markanten Plus nieder. Auf Wochensicht war hier ein Zuwachs von 93.200 auf 100.400 Futures (+7,7 Prozent) registriert worden.

Besonders optimistisch präsentierten sich im Berichtszeitraum kleine Terminspekulanten, die ihre Long-Seite markant erhöht und zugleich das Short-Engagement signifikant reduziert haben. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 14.800 auf 19.000 Futures (+28,4 Prozent) kräftig erhöht. Unter den Großspekulanten fiel die Zuversicht etwas verhaltener aus. Auf Wochensicht war hier bei der Netto-Long-Position lediglich ein Plus von 78.300 auf 81.400 Kontrakte (+4,0 Prozent) registriert worden. Nun darf man gespannt sein, ob die Goldmärkte damit die seit Wochen zu beobachtende Verkaufswelle überstanden haben.

Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung bei Gold

Aus charttechnischer Sicht befindet sich das gelbe Edelmetall derzeit in einer ausgesprochen spannenden Lage. Grund: Anfang des Monats generierte der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent ein klares Kaufsignal. Wenige Tage später drehte der Goldpreis jedoch wieder nach unten. Höchste Priorität hat nun das erfolgreiche Verteidigen der im Bereich von 1.240 Dollar verlaufenden Unterstützungszone. Im Dezember vergangenen Jahres wechselte der Goldpreis genau hier wieder in den Aufwärtsmodus und verteuerte sich innerhalb weniger Monate in der Spitze um 120 Dollar. Sollte aber dieser Boden "wegbrechen", droht erheblicher chartinduzierter Verkaufsdruck. Fazit: Unter charttechnischen Aspekten überwiegen eher die "Molltöne", während man mit Blick auf die Fundamentaldaten zahlreiche Kaufargumente ausmachen kann.

Angesichts der jüngsten Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und dem Rest der Welt könnten sich die Konjunkturperspektiven für die kommenden Jahre spürbar eintrüben. Das Vertrauen in ungedeckte Währungen, Immobilien oder Aktien scheint zwar weiterhin relativ ausgeprägt zu sein, eine Garantie für die Zukunft gibt es allerdings nicht. Der Konfrontationskurs von Donald Trump gegenüber China, Russland, Nordkorea, Venezuela, Mexiko und dem Iran macht die Welt unter geopolitischen Aspekten sicherlich nicht sicherer. Ob der Dollar auf Dauer bei Anlegern den Ruf eines "sicheren Hafen" bewahren kann, darf bezweifelt werden. Während zahlreiche Wertpapiere oder manche Papierwährung in der Vergangenheit einen Totalverlust erlitten hat, blieben Barren und Münzen von diesem Schicksal seit tausenden von Jahren verschont. Gold mag bei Anlegern derzeit nicht sonderlich gefragt sein, von minderer Qualität ist ein Goldinvestment deshalb noch lange nicht.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.