Einmal pro Woche blicken die Akteure an den Goldmärkten gespannt auf den sogenannten Commitments of Traders-Report. Dieser zeigt nämlich unter anderem auf, welche Trends und Stimmungen bei Gold-Futures besonders auffällig waren. Goldinteressierte erfahren zum Beispiel, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Aufschluss darüber gibt die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Gold-Future den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt - zumindest auf dem Papier. Interessant wird der wöchentliche Bericht aber vor allem durch die Möglichkeit, größere Positions- bzw. Stimmungsveränderungen diverser Gruppen von Marktakteuren zu erkennen und entsprechend zu interpretieren. So erfahren Goldinteressierte einmal pro Woche, wie sich die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dies zeigt dann auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 21. November war beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures ein leichter Rückgang zu beobachten. Auf Wochensicht sank die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 533.100 auf 531.600 Futures (-0,3 Prozent). Ein signifikanter Anstieg war hingegen bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten registriert worden, die sich von 215.800 auf 225.100 Futures (+4,3 Prozent) erhöht hat. Während große Terminspekulanten ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 195.100 auf 201.800 Kontrakte (+3,4 Prozent) erhöht haben, schlug bei kleinen Terminspekulanten ein deutlich stärkerer Zuwachs von 20.700 auf 23.200 Futures (+12,1 Prozent) zu Buche. Fazit: Angesichts rekordhoher Aktienkurse kann man diese Entwicklung durchaus als Zeichen relativer Stärke interpretieren.

Auf Seite 2: US-Investmentbanken in Kauflaune

Mitte November veröffentlichte die US-Wertpapieraufsicht SEC ihren Quartalsbericht über die aktuellen Besitzverhältnisse des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares zum 30. September 2017. Dieser lieferte so manche interessante Erkenntnis. In diesem Jahr haben sich US-Investmentbanken nicht gerade als Fürsprecher für ein Investment in Gold erwiesen. Beim jüngsten Update über die größten Einzelinvestoren des physisch besicherten SPDR Gold Shares sind die Geld- und Investmentexperten vor allem durch eines in Erscheinung getreten: durch massive Zukäufe. So hat zum Beispiel Morgan Stanley mit dem Kauf von 3,38 Millionen Anteilen unter den Top 15 den stärksten Goldappetit verspürt. Dadurch haben sich die Bestände der Bank um 73,4 Prozent auf 7,98 Millionen ETFs erhöht, was einem Marktwert von über 970 Millionen Dollar entsprach. Morgan Stanley galt Ende September als drittgrößter Einzelinvestor, nach dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock (1) und der Bank of America (2).

Letztgenannte stockte ebenfalls ihre Bestände deutlich auf. Hier war gegenüber dem Vorquartal (Q2 2017) ein Zuwachs um 31,5 Prozent auf 9,41 Millionen Anteile registriert worden. Daneben haben vier weitere US-Banken ihr Goldinvestment via SPDR Gold Shares mitunter massiv nach oben gefahren. Dabei handelte es sich um die folgenden Finanzinstitute: JPMorgan Chase (+28,5 Prozent auf 2,63 Millionen ETFs), Wells Fargo & Company (+8,4 Prozent auf 1,89 Millionen ETFs), Goldman Sachs (+62,2 Prozent auf 1,27 Millionen ETFs) sowie Citigroup (+35,6 Prozent auf 1,20 Millionen ETFs). Dies lässt im Grunde genommen nur einen Schluss zu: Ein Investment in Gold sollten auch "ganz normale Anleger" in Erwägung ziehen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.