Wegen des mittlerweile aufgehobenen Stillstands der US-Regierungsgeschäfte (Shutdown) wurden seit dem 21. Dezember keine sogenannten Commitments of Traders-Reports erstellt. Nun will die Regierungsbehörde sukzessive aufholen, indem sie dienstags und freitags die fehlenden Updates komplettiert. Diese basieren in der Regel auf den Daten vom vorherigen Dienstag. Dies hätte zur Folge, dass bei dieser Arbeitsweise der Rückstand erst am 8. März wieder aufgeholt wäre. Problem dabei: Die Aufhebung des Shutdown gilt nur bis zum 15. Februar. Dann könnten die Goldmarktakteure erneut gezwungen sein, auf diese wichtigen Marktinformationen zu verzichten.

In der Woche zum 24. Dezember ging es mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures, welches durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt, stark bergauf. Sie hat sich nämlich von 412.500 auf 442.700 Kontrakte (+7,3 Prozent) erhöht. Dies stellte den kräftigsten Anstieg seit Mitte November dar. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es zum vierten Mal in Folge nach oben. Innerhalb einer Woche war hier ein Zuwachs von 92.700 auf 128.200 Kontrakte (+38,3 Prozent) registriert worden. Nur zur Erinnerung: Mitte November waren große und kleine Terminspekulanten per Saldo lediglich mit 1.800 Kontrakten netto long.

In der Woche vor Weihnachten war vor allem unter Großspekulanten (Non-Commercials) ein erhöhter Optimismus zu beobachten. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 76.000 auf 111.000 Kontrakte (+46,0 Prozent) besonders kräftig erhöht. Noch optimistischer war diese Gruppe von Terminmarkakteuren letztmals im Juni 2018. Unter kleinen Terminspekulanten hat sich die wachsende Zuversicht jedoch erheblich weniger dynamisch entwickelt. Hier legte die Netto-Long-Position von 16.700 auf 17.200 Kontrakte (+3,0 Prozent) zu. Da sich der Goldpreis seit Weihnachten kräftig erhöht, dürfte sich der Optimismus der spekulativen Marktakteure seither nochmals deutlich verstärkt haben.

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World Gold Council meldet höhere Goldnachfrage

An den Goldmärkten überwiegen derzeit eindeutig die positiven Nachrichten. In dieses Bild passt auch der am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Jahresbericht ("Gold Demand Trends") des World Gold Council (WGC). So hat sich im Jahr 2018 die physische Goldnachfrage von 4.159,9 auf 4.345,1 Tonnen (+4,5 Prozent) erhöht und entspricht damit in etwa dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Vor allem ein starkes viertes Quartal war für die positive Gesamtjahrestendenz verantwortlich. Auf der 18 Seiten umfassenden Studie machten die WGC-Analysten einige Highlights aus.

So wurde zum Beispiel den Notenbanken ein besonders starkes Kaufinteresse attestiert. Deren Nettokäufe kletterten nämlich mit 651,5 Tonnen auf den höchsten Wert seit rund 50 Jahren. Starke Veränderungen gegenüber dem Vorjahr gab es aber auch im ETF-Sektor zu beobachten. Mit Zuflüssen in Höhe von 68,9 Tonnen gab es dort einen heftigen Einbruch zu beklagen, da im Jahr 2017 in die physisch besicherten Finanzprodukte noch 206,4 Tonnen geflossen waren. Im Gleichschritt zur Gesamtnachfrage entwickelte sich auch das Interesse an Barren und Münzen, wo ein Plus von 1.045,2 auf 1.090,2 Tonnen (+4,3 Prozent) registriert worden war.

Besonders interessant: Das globale Goldangebot hat sich 2018 weniger dynamisch nach oben entwickelt. So meldete der World Gold Council insgesamt einen Anstieg von 4.447,2 auf 4.490,2 Tonnen (+1,0 Prozent). Bei der Minenproduktion stellte sich ein Plus von 3.318,9 auf 3.346,9 Tonnen (+0,8 Prozent) ein, während im Recyclingsektor ein Zuwachs von 1.156,1 auf 1.172,6 Tonnen (+1,4 Prozent) zu Buche schlug. Fazit: Da die Nachfrage offensichtlich dynamischer wächst als das Angebot an Gold, sollte man sich über steigende Goldpreise nicht zu sehr wundern.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.