Einmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), wie sich bei Gold-Futures das Marktsentiment entwickelt hat. Der normalerweise am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report zeigt zum Beispiel auf, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures im Vergleich zur Vorwoche zugenommen oder abgenommen hat. Erkennbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte - dem sogenannten Open Interest - wobei einem Future 100 Feinunzen Gold zugrunde liegen. Besonders interessant ist für Investoren aber die Tatsache, dass man konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren erkennen und interpretieren kann. So zeigt das Update auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Daraus kann man dann ablesen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 24. Oktober haben das allgemeine Interesse an Gold-Futures sowie der Optimismus der spekulativen Marktakteure nachgelassen. Innerhalb einer Woche sank die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) marginal von 528.800 auf 526.700 Futures (-0,4 Prozent). Deutlich stärker bergab ging es allerdings mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Sie hat sich nämlich von 235.200 auf 210.700 Futures (-10,4 Prozent) reduziert. Besonders kräftige Einbußen gab es unter den Großspekulanten zu beobachten, die ihre Netto-Long-Position von 214.300 auf 191.400 Kontrakte (-10,7 Prozent) zurückgefahren haben, während bei den Kleinspekulanten auf Wochensicht lediglich ein Rückgang von 20.900 auf 19.300 Futures (-7,8 Prozent) zu beklagen war. Damit erwies sich der in der Woche zuvor gemeldete gestiegene Optimismus als "Strohfeuer", schließlich rutschte die Netto-Long-Position der spekulativen Marktakteure auf einen Schlag auf das niedrigste Niveau seit zwei Monaten ab.

Auf Seite 2: Heißer Kampf um 100-Tage-Linie

Aus charttechnischer Sicht erwies sich der Oktober bislang als ausgesprochen ereignisreich. Mitte des Monats scheiterte das gelbe Edelmetall zum Beispiel an der Marke von 1.300 Dollar und musste nachfolgend eine Verbilligung um in der Spitze 40 Dollar hinnehmen. Mehrfach rutschte der Krisenschutz sogar unter seine 100-Tage-Linie, was Chartisten als Ausstiegssignal interpretieren. Weiteres Ungemach droht auch, weil die steigende Tendenz der mittelfristigen Durchschnittslinie zum Erliegen gekommen ist. Sollte sie nach unten drehen, gilt dies in der Chartlehre als Indiz für einen bevorstehenden Trendwechsel. Erheblicher Verkaufsdruck könnte allerdings aufkommen, falls die aktuell bei 1.260 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie markant unterschritten wird. Ende 2016 reagierte der Goldpreis auf ein solches Verkaufssignal mit einem Kursrutsch im zweistelligen Prozentbereich. Die beiden im Mai generierten Ausstiegssignale waren hingegen weniger ergiebig und können daher als "Bärenfalle" eingeordnet werden.

Aufgrund der am Freitag erfolgten Unabhängigkeitserklärung Kataloniens und der nachfolgenden Entmachtung des Regionalparlaments durch die Zentralregierung in Madrid, drehte der Goldpreis knapp oberhalb der 200-Tage-Linie wieder nach oben. Besonders interessant dabei: Nahe der unteren Begrenzung des seit Ende 2016 gebildeten Aufwärtstrendkanal setzte eine markante technische Erholung ein. Dadurch hat sich für den Goldpreis erhebliches Aufwärtspotenzial eröffnet.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.