Woche für Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission in der Regel am Freitagabend, welche Transaktionen bei Silber-Futures an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) von welchen Marktakteuren getätigt wurden. Dabei erfahren Anleger zum einen, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Dies wird durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) angezeigt, wobei ein Silber-Future den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber repräsentiert. Zum anderen interessieren sich die Akteure an den Silbermärkten aber vor allem dafür, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht verändert haben. Die Daten zeigen nämlich auf, wer per Saldo optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 25. Juli hat das Interesse an Silber-Futures spürbar nachgelassen. Auf Wochensicht war bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Rückgang von 209.689 auf 206.347 Futures (-1,6 Prozent) registriert worden. Per Saldo hat sich unter den spekulativen Marktakteuren allerdings ein markanter Stimmungswechsel bemerkbar gemacht. Auf Wochensicht erfuhr nämlich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten einen kräftigen Zuwachs von 21.914 auf 29.532 Futures (+34,8 Prozent), was allerdings ausschließlich auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen war.

Diese haben nämlich vor allem ihre Short-Seite um rund 10.000 Futures reduziert, wodurch sich deren Netto-Long-Position von 9.376 auf 19.417 Kontrakte mehr als verdoppelt hat. Damit ist deren Optimismus erstmals seit sieben Wochen wieder gewachsen. Unter den Kleinspekulanten war auf Wochensicht hingegen eine erhöhte Skepsis zu beobachten. Diese haben ihr Long-Exposure um über 2.700 Kontrakte zurückgefahren und dadurch die Netto-Long-Position von 12.538 auf 10.115 Kontrakte (-19,3 Prozent) einbrechen lassen. Der charttechnische Blick auf den Silberpreis, der sich von seinem Jahrestief mittlerweile mehr als sieben Prozent erholt hat, legt ebenfalls die Vermutung nahe, dass nach mehrmonatiger Talfahrt das Schlimmste überstanden sein dürfte.

Auf Seite 2: Silber - Analysten prognostizieren höhere Preise

Die ersten sieben Monate waren bei Silber von einem heftigen Auf und Ab in mehreren Schüben gekennzeichnet. Insgesamt dreimal generierte das Edelmetall mit dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie ein charttechnisches Kaufsignal. Diese erwiesen sich aber allesamt als "Bullenfallen" und führten somit nicht zu einem Trendwechsel nach oben. Analysten rechnen für die kommenden Jahre im Konsens mit steigenden Silbernotierungen, wobei aber auch die Spanne der abgegebenen Prognose kräftig ausgedehnt wird. Auf Basis von insgesamt 28 von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Kurszielen reichen die Prognosen für 2017 beispielsweise von 15,74 (Emirates NBD JPC) bis 23,78 Dollar (Incrementum). Dabei stellt sich ein durchschnittlicher Erwartungswert von 17,50 Dollar ein. Für das Jahr 2018 dehnt sich die Spanne deutlich aus. Bei 25 abgegebenen Schätzungen ergibt sich eine Bandbreite von 14,07 (Natixis) bis 32,48 (Incrementum). Der Mittelwert sämtlicher Kursprognosen beläuft sich auf 18,21 Dollar. Noch stärkere Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Kursziele von Silber sind für das Jahr 2019 erkennbar. So reicht die pessimistischste bzw. optimistischste Prognose unter den insgesamt 16 Schätzungen von 15,35 (Westpac Banking) bis 38,40 Dollar (Incrementum). Der durchschnittliche Mittelwert beläuft sich für dieses Jahr auf 20,11 Dollar. Summa summarum kann man dem "kleinen Bruder von Gold" ein erheblich höheres Kursrisiko attestieren. Sowohl die historische 200-Rage-Volatilität als auch der CBOE-Volatilitätsindex auf Silber fällt derzeit um den Faktor 1,7 höher als der Vergleichswert von Gold aus. Dies können Anleger ausgleichen, indem sie innerhalb der Edelmetallkomponente eines Portfolios Gold stärker gewichten als Silber. 80 Prozent Gold und 20 Prozent Silber scheint eine sinnvolle Aufteilung zu sein.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.