Von dem Mitte Januar zwischen China und den USA unterzeichneten Teilabkommen im Handelsstreit dürften vor allem US-Farmer profitieren. China soll innerhalb von zwei Jahren US-Waren für zusätzliche 200 Milliarden Dollar kaufen.

Dazu zählen insbesondere Agrarprodukte. Welche landwirtschaftlichen Erzeugnisse in welchen Mengen erworben werden sollen, wurde in dem Abkommen nicht festgelegt. Baumwolle spielt dabei aber bestimmt eine große Rolle. Der Preis für den Textilrohstoff legte nach der Bekanntgabe des Teilvertrags um zwei Prozent zu.

Der Aufwärtstrend ist schon seit Anfang September im Gang. Von 57 US-Cent pro Pfund Baumwolle ist der Preis auf 70 Cent ­gestiegen. Das hat verschiedene Gründe. Zuvor war der Preis auf das Dreieinhalbjahrestief von 57 Cent gefallen, vor allem weil sich der Handelskonflikt immer mehr zuspitzte. Die Entspannung seit einigen Monaten ließ den Preis wieder anziehen.

Dazu trug aber auch bei, dass die Prognosen für die weltweite Produktion in der Erntesaison 2019/2020 ständig nach unten revidiert wurden. Die Ernten in China, Indien, den USA und Pakistan fallen schlechter aus als erwartet.

Brasilien steigt auf


Beim wichtigsten Exporteur USA soll die Anbaufläche laut einer Umfrage unter US-Landwirten auf ein Vierjahrestief sinken. Falls das eintrifft, kann das auch nicht durch Brasilien kompensiert werden. Das Land verdoppelte seine Baumwolle-Ausfuhren zwar in den vergangenen beiden Jahren und stieg damit zum zweitgrößten Exporteur weltweit auf - aber mit weitem Abstand zu den USA. "Die Landwirte vom Zuckerhut dürften dabei zumindest teilweise von den Handelsrestriktionen der US-Farmer im China-Geschäft profitiert haben", vermutet Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank.

Bedingt durch die höhere Nachfrage aus China und die schwachen Ernten sollte die Hausse bei Baumwolle vorerst weitergehen. Jedoch rechnen Experten mit geringeren Preissteigerungen als zuletzt. Ähnlich sieht es bei Zucker aus. Nach einer längeren Baisse ist sein Preis seit September von elf auf 14,60 Cent je Pfund geklettert. Ursache für den Preisverfall war zum einen die De­regulierung auf dem europäischen Zuckermarkt und zum anderen, dass die Ernte in Indien im Vorjahr hervorragend war und das Land deswegen viel ausführen konnte. Inzwischen stellt sich die Situation anders dar. In der laufenden Erntesaison 2019/2020 wird es wohl ein Angebotsdefizit am globalen Zuckermarkt geben.

Die internationale Zucker­organisation ISO schätzt, dass die Nachfrage das Angebot um sechs Millionen Tonnen übersteigt. Auch für die Folgesaison prognostiziert die ISO ein An­gebotsdefizit von 3,5 Millionen Tonnen. Das liegt weniger an der Nachfrage als an voraussichtlich schlechten Ernten in den wichtigsten Anbaugebieten Brasilien, Indien, Thailand und Europa.

Kritische Verbraucher


Wegen der zunehmend kritischen Haltung vieler Verbraucher gegenüber zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wird erwartet, dass die globale Nachfrage in diesem Jahr nur um 1,3 Prozent auf 176,5 Millionen Tonnen anzieht. Die Produktion wird laut ISO jedoch ­voraussichtlich um rund drei Prozent auf 170,5 Millionen Tonnen zurückgehen.

Im größten Erzeugerland Brasilien soll es in der laufenden Saison 27 Millionen Tonnen des süßen Stoffs geben. Das ist nur minimal mehr als in der Vor­saison. In der wurde jedoch so wenig von dem weißen Produkt geerntet wie in der gesamten abgelaufenen Dekade nicht.

Die Produktion in Indien, dem zweiten bedeutenden Anbaustaat, fiel in den ersten dreieinhalb Monaten der Saison um 26 Prozent gegenüber der Vorperiode wegen schlechten Wetters. Auch in der EU wird eine etwas schwächere Ernte erwartet und in Thailand wegen Trockenheit ein deutlich niedrigerer Ertrag.

Optimismus noch verhalten


Das alles spricht für eine Fortsetzung der Hausse bei Zucker. Hinzu kommt, dass auch von den Terminmärkten noch keine gewichtigen Warnsignale kommen. Die Zahl der Spekulanten, die auf anziehende Preise setzen, ist zwar auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2018, aber noch weit von früheren Extremständen entfernt.

Dennoch dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen. "Die inzwischen wieder lukra­tiveren Preise könnten Zucker­fabriken in Brasilien dazu verleiten, mehr Zuckerrohr zu Zucker als zu Ethanol zu verarbeiten", warnt Aneeka Gupta, Analystin beim Anbieter von Anlageprodukten für Rohstoffe, WisdomTree. In den vergangenen Jahren war dagegen Ethanol profitabler als Zucker.

Alles in allem dürfte der Süßstoff aber noch teurer werden. Allerdings sollten Investoren, die sich in dem Agrarprodukt engagieren wollen, nach dem steilen Anstieg besser eine ­Korrektur abwarten, bevor sie einsteigen.

Investor-Info

DZ Turbo-Long-Zer. Baumwolle
Gewinne hebeln


Mit einem Turbo-Long-Zertifikat der DZ Bank setzen Anleger auf einen höheren Baumwollpreis. Da nach der kräftigen Hausse die Kurszuwächse moderater ausfallen dürften, macht ein Hebel von knapp zwei Sinn, um die Erträge zu verdoppeln. Dieser wirkt aber auch vice versa, was hohe Verluste bedeuten kann. Das Papier ist nicht devisengesichert. Die Barriere bei knapp 34 US-Cent je Pfund ist fast 50 Prozent vom aktuellen Kurs entfernt.

WISDOMTree Sugar ETC
Zwei Defizite in Folge


In den kommenden beiden Erntejahren drohen am globalen Zuckermarkt gleich zwei Angebotsdefizite hintereinander. Derzeit besteht nach dem kurzfristigen steilen Preisanstieg zwar eine überkaufte Situation. Wenn sich diese aber wieder entspannt hat, sollte es mit dem Wert von Zucker weiter nach oben gehen. Mit einem ETC von WisdomTree können Investoren den Zuckerpreis nachbilden. Das Produkt ist nicht währungsgesichert und hat auch keinen Hebel.

ishares Agribusiness ETF
Agrarmultis im Paket


Auf weltweit agierende Unternehmen, die in der Landwirtschaft tätig sind, setzen Inves­toren mit dem iShares Agribusiness ETF. Zu den größten Positionen zählen etwa die Traktorenhersteller John Deere und Kubota, der Getreide- und Sojaverarbeiter Archer Daniels Midland und der kanadische Düngemittel­konzern Nutrien. Geografisch dominiert Nordamerika mit fast 60 Prozent Gewicht vor Europa und Asien. Eine Währungssicherung gibt es nicht. Auf Sicht von drei Jahren hat der kostengünstige ETF eine jährliche Rendite von 7,3 Prozent erzielt.