Der ungewisse Ausgang der Verhandlungen im US-Schuldenstreit hat unter den Dax-Anlegern zum Wochenschluss für Zurückhaltung gesorgt. Der deutsche Leitindex kam kaum vom Fleck und notierte bei 15.794 Punkten. 

Der EuroStoxx50 gewann 0,2 Prozent. "Solange die Einigung auf sich warten lässt, gleicht die Situation in den USA einem Ritt auf der Rasierklinge", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Jeder Tag ohne einen Kompromiss bringe mehr Unsicherheit an die Börse. Seit Montag hat der Dax bislang mehr als drei Prozent verloren.

In Washington wird seit Wochen über eine Anhebung der Schuldenobergrenze des Bundes von derzeit 31,4 Billionen Dollar gestritten. Ohne eine Einigung droht den USA dem Finanzministerium in Washington zufolge ab dem 1. Juni die Zahlungsunfähigkeit, was schwere Folgen für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte haben könnte. Zuletzt keimte wieder etwas Hoffnung auf, dass sich die Parteien bald zu einem Deal durchringen könnten. Laut einem Insider sind die Regierung von Präsident Joe Biden und Vertreter der Republikaner im Repräsentantenhaus einer Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze offenbar einen großen Schritt nähergekommen. Die Anleger seien bezüglich solcher Ankündigungen allerdings vorsichtig geworden, konstatierte Christian Henke vom Broker IG.

Kupferpreis macht Boden gut

Auch am Devisenmarkt blieben die Anleger am Freitag in Habt-Acht-Stellung. Der Euro, der zuletzt deutlich verloren hatte, notierte mit 1,0732 Dollar nur minimal im Plus. Der US-Dollar-Index gab 0,2 Prozent auf 104,0690 Punkte nach. Er notierte damit aber noch immer in Reichweite seines zuletzt erreichten Zwei-Monats-Hochs von 104,312 Stellen.

Deutlich mehr Optimismus machte sich unter den Rohstoff-Anlegern breit: Das Industriemetall verteuerte sich in der Spitze um 1,8 Prozent auf 8103 Dollar je Tonne. Die Aussicht auf Fortschritte in den Verhandlungen in Washington sorge für die Kauflaune, heißt es in einem Analystenkommentar von Dongwu Futures. Mitte der Woche war der Kupferpreis wegen der Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA ohne eine Einigung im Schuldenstreit das erste Mal seit November 2022 unter die Marke von 8000 Dollar je Tonne gefallen.




Licht und Schatten bei Prosieben

Bei den Einzelwerten tummelten sich im Dax vor allem die Verlierer des Vortages auf der Gewinnerseite. Continental, Covestro und Infineon rückten jeweils um gut ein Prozent vor. Siemens Energy notierten zeitweise 1,3 Prozent fester. Der Energietechnik-Konzern will in den USA vom milliardenschweren Stromnetzausbau profitieren und erwägt den Bau neuer Werke. Größter Verlierer waren zeitweise die Aktien von RheinmetallRHMG.DE mit einem Abschlag von 2,2 Prozent. Seit Jahresbeginn kommen die Titel des Rüstungskonzerns auf ein Plus von mehr als 30 Prozent.

Im MDax sorgten ProSiebenSat.1 für Gesprächsstoff. Das wegen der Rezession schwächelnde Werbegeschäft bescherte dem Fernsehkonzern einen ernüchternden Start ins Jahr. Die Aktie, die zunächst um 4,3 Prozent einbrach, erholte sich im Handelsverlauf und notierte am Mittag nur noch knapp im Minus. ProSieben habe an seiner Prognose festgehalten, das sei immerhin etwas, sagte ein Händler.

Bei den europäischen Chipwerten setzte sich die Rally nach dem optimistischen Ausblick des US-Chipherstellers Nvidia fort. Der entsprechende Sektorindex rückte 1,3 Prozent vor. Die Titel des Halbleiter-Ausrüsters ASM International legten in der Spitze um fünf Prozent auf 400 Euro zu, den höchsten Stand seit Dezember 2021.

rtr