Die Algen nehmen CO2 aus der Umgebung auf und geben Sauerstoff ab. Mit einem Verbrauch von gut einer Tonne CO2 im Jahr wirkt die Anlage besser als ein Baum. Und doch ist es vorerst ein großes Experiment. Entwickelt hat diese Anlage der Franzose Pierre Calleja. Der Biochemiker und Algenspezialist hatte 2009 auch den Algenproduzenten Fermentalg gegründet. Seit 2014 notiert das Unternehmen an der Börse. Der Aktienkurs hat sich seitdem gedrittelt. Jetzt könnte allerdings wieder ein Wachstumsschub anstehen.

Um zu gedeihen, brauchen Algen tatsächlich nur Sonne, Wasser und Luft. Aus der Biomasse werden dann wertvolles Fischfutter, Zusätze für Nahrungsmittel und für Kosmetikprodukte gewonnen. Fermentalg kultiviert hochwertige Omega-3-Fettsäuren. Sie zählen zu den essenziellen Fetten, die der Körper selbst nicht herstellen kann. Der Markt für Omega-3-Fettsäuren wird auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Der Anteil von Fettsäuren aus Algen beträgt heute rund 18 Prozent. Der größere Teil wird traditionell aus Fisch gewonnen. Aufgrund der sich verschlechternden Umweltbedingungen, Stichwort Plastikmüll und Überfischung, könnte sich das Verhältnis aber immer mehr umkehren.

Geschäft mit den Branchengrößen

Fermentalg ist gut aufgestellt. In den kommenden fünf Jahren liefern die Franzosen an den führenden Spezialchemiekonzern DSM ihr Premium-Omega-3-Produkt. Ein Meilenstein für die kleine französische Firma. Jetzt wird auch mit großen US-Unternehmen über Lieferverträge verhandelt. Als Multitalent spielt die Alge auch mit ihrer Farbe. Aus dem Grün der Biomasse kann ein natürlicher blauer Farbstoff gefiltert werden. Die Lebensmittelindustrie ist begeistert - verlangen doch Konsumenten verstärkt natürliche statt künstliche Farbstoffe. Fermentalg filtert neben Proteinen auch das blaue Pigment Phycocyanin aus der Algenmasse. Zusammen mit der japanischen DIC, einem Spezialisten für organische Chemie, Farben und Pigmente, baut Fermentalg eine industrielle Produktion auf, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Markteinführung soll 2020 sein.

Fermentalg wird an der Börse mit rund 46 Millionen Euro bewertet. Dem steht ein Barmittelbestand von 12,5 Millionen Euro gegenüber. Die Zahlen zeigen, wie schnell sich der Umsatz entwickeln kann. 2018 stiegen die Erlöse um 44 Prozent auf 246 000 Euro. Hier machen sich die ersten Verkäufe von Produkten und Lizenzeinnahmen bemerkbar. Die Analysten von Kepler Cheuvreux sehen für Fermentalg gute Jahre kommen.