An den Terminmärkten ist ein Stimmungswechsel weiterhin nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. So hat sich in der Woche zum 2. Oktober die kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Auf Wochensicht gab es einen Rückgang von minus 7.100 auf minus 8.900 Kontrakte zu vermelden. Dies stellte den niedrigsten Wert seit fast 17 Jahren dar und bringt die extrem schlechte Stimmung der Terminspekulanten sehr gut zum Ausdruck. Wieder einmal waren für diese Negativentwicklung ausschließlich große Terminspekulanten (Non-Commercials) verantwortlich, die bei marginal gesunkener Long-Seite ihr Short-Exposure um mehr als 3.700 Futures nach oben gefahren haben. Dadurch hat sich deren Netto-Short-Position von minus 17.600 auf minus 21.800 kräftig ausgedehnt.

Völlig konträr stellt sich hingegen die Gemütslage unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) dar. Deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) hat sich nämlich zum vierten Mal in Folge erhöht. Innerhalb einer Woche kam es hier zu einem Anstieg von 10.600 auf 12.900 Kontrakte. Seit dem Jahreswechsel schwankte dieser Wert zwischen 7.000 (Anfang September) und 27.500 Kontrakte (Anfang Mai). In der Vergangenheit waren im Vorfeld eines nachhaltigen Trendwechsels nach oben häufig starke Verkaufswellen großer Terminspekulanten vorausgegangen. Wann diese vom "Bärenlager" wieder ins "Bullenlager" wechseln, lässt sich nur schwer prognostizieren. Eines dürfte aber relativ sicher sein: Sobald beim Goldpreis ein unerwarteter Kurssprung - aus welchen Gründen auch immer - erfolgen sollte, könnte es zu massiven Short-Eindeckungen kommen. Entweder, weil die Großspekulanten ihre Buchgewinne realisieren oder, weil sie Verlustbegrenzung betreiben. Ein solches Phänomen wird unter Experten "Short-Squeeze" bezeichnet und geht in der Regel mit einem kräftigen Anstieg des Goldpreises einher.



Auf Seite 2: Gold bleibt auf lange Sicht ein "Must-Have" In der abgelaufen Handelswoche eroberte der Goldpreis die Marke von 1.200 Dollar zurück, weil Italiens Regierung mit Blick auf die Haushaltspläne für die Jahre 2020 und 2021 ein geringeres Haushaltsdefizit von 2,1 bzw. 1,8 Prozent in Aussicht gestellt hat. Ursprünglich plante man für die Jahre 2019 bis 2012 Schuldendefizite von jeweils 2,4 Prozent ein. Dadurch hat das generelle Misstrauen gegenüber dem Euro im Allgemeinen und gegenüber italienischen Staatsanleihen im Besonderen wieder abgenommen. Weil zugleich aber starke US-Konjunkturdaten und "falkenhafte" Kommentare diverser US-Notenbanker zeitweise zu einem "Run" auf den Dollar geführt haben, konnte die Marke von 1.200 Dollar als wieder zurückerobert werden. Nach wie vor sollten Anleger aufgrund des allgemein zu beobachtenden Ausblendens potenzieller Risiken ein Teil ihres Vermögens aber weiterhin in der traditionellen Krisenwährung Gold halten.

Zuletzt haben wichtige Institutionen wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die US-Notenbank Fed und der Internationale Währungsfonds vor erheblichen Finanzmarktrisiken gewarnt. Das Motto lautet offensichtlich: Nach der Krise ist vor der Krise. In diesem Zusammenhang nannten die IWF-Experten vor allem potenzielle Risiken in Verbindung mit neuartigen Fintech-Firmen, die zu einer Verlagerung der Geldströme ins Internet führen und dadurch erhöhte Cyber-Risiken mit sich bringen. Auch rein wirtschaftlich und finanzpolitisch seien die Folgen der Finanzkrise noch nicht überstanden. Hier identifizierte der IWF das höhere Niveau der Staatsschulden sowie die Einbußen bei Wirtschaftswachstum und Produktivität als Problem.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.