Im wöchentlichen Rhythmus erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Trends und Stimmungen bei Gold-Futures aktuell zu beobachten sind. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report informiert Woche für Woche, wie sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Gold-Future stets den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert. Besonders aussagekräftig wird der Stimmungsbericht durch die gegenüber der Vorwoche getätigten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Daraus lässt sich nämlich ableiten, wie sich die Stimmungen unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Kurz gesagt: Man erfährt, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Kräftig bergauf ging es In der Woche zum 17. Juli mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 503.600 auf 528.300 Kontrakte (+4,9 Prozent) erhöht. Der Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten hat dies aber keineswegs geholfen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war nämlich auf Wochensicht ein dickes Minus von 100.400 auf 73.600 Futures (-26,7 Prozent) zu beobachten.

Einen regelrechten Ausverkauf gab es bei großen Terminspekulanten zu vermelden. Vor allem das Hochfahren der Short-Seite um mehr als 27.000 Kontrakte auf ein Rekordniveau von über 160.000 Futures schlug hier besonders negativ auf die Stimmung. Ihre Netto-Long-Position hat sich dadurch von 81.400 auf 57.800 Futures (-29,0 Prozent) besonders kräftig reduziert. Unter den Kleinspekulanten trübte sich die Stimmung ebenfalls ein, wenngleich weniger heftig. Innerhalb einer Woche ermäßigte sich deren Netto-Long-Position von 19.000 auf 15.800 Kontrakte (-16,8 Prozent). Vor genau einem Jahr war die Skepsis unter den spekulativen Marktakteuren ähnlich ausgeprägt. Besonders interessant: Damals drehte der Goldpreis innerhalb weniger Monate fulminant nach oben.

Auf Seite 2: Erneutes charttechnisches Verkaufssignal bei Gold

Aus charttechnischer Sicht rutschte der Goldpreis am Donnerstag mit 1.212 Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwölf Monaten ab. Damit hat das gelbe Edelmetall in diesem Jahr in der Spitze auf Dollarbasis mehr als zehn Prozent und in Euro gerechnet sieben Prozent verloren. Seit dem Jahreswechsel gab es charttechnische Verkaufssignale en masse. So verletzte der Krisenschutz Ende April bzw. Anfang Mai zunächst die im Bereich von 1.320 Dollar angesiedelte Unterstützung und danach die langfristige 200-Tage-Linie. Beides interpretieren chartorientierte Investoren als klares Verkaufssignal. Das nachfolgende Drehen dieser Durchschnittslinie nach unten wird zudem als Signal für einen Trendwechsel interpretiert. Auch der charttechnische Boden bei 1.270 Dollar erwies sich als wenig resistent. In der vergangenen Woche erfolgte nun auch noch der Bruch der Unterstützung bei 1.240 Dollar. Ein bisschen Grund zur Hoffnung liefert lediglich der Timingindikator Relative-Stärke-Index. Mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent generierte der RSI am Freitag ein Kaufsignal und somit ein hohes Maß an Spannung.

Unter fundamentalen Aspekten gibt es ebenfalls Kaufargumente. Die geldpolitische Zinswende in den USA und leicht restriktivere Maßnahmen in Europa und Japan dürften der seit zehn Jahren andauernden Liquiditätshausse zunehmend Probleme bereiten. Ob der Dollar auf lange Sicht seine Rolle als Weltleitwährung behaupten wird, bleibt abzuwarten. Der Boom bei Kryptowährungen zeigt auf, dass das Vertrauen in Papierwährungen zunehmend auch von jungen Anlegern in Frage gestellt wird. Gold verkaufen sollte deshalb nur derjenige, der die globalen Finanzsysteme als völlig gesund einstuft und vom richtigen Handeln der Regierungen und Zentralbanken völlig überzeugt ist.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.