Woche für Woche werden die Akteure an den Goldmärkten darüber informiert, wie sich kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures positioniert haben und welche Stimmung sich daraus ablesen lässt. In der Woche zum 6. September herrschte unter großen und kleinen Terminspekulanten ein hohes Maß an Uneinigkeit. Besonders auffällig: Großspekulanten sind deutlich optimistischer geworden.

Per Saldo hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure von 301.213 auf 329.973 Futures (+9,5 Prozent) auf den höchsten Stand seit Ende Juli erhöht. Dies war aber ausschließlich den Großspekulanten zu verdanken, die ihr Long-Engagement um fast 30.000 Kontrakte ausgebaut und zugleich ihre Short-Seite um über 1.700 Futures reduziert haben. Dadurch stieg ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 276.341 auf 307.860 Futures (+11,4 Prozent) auf ein neues Sechswochenhoch.

Bei Kleinspekulanten nahm hingegen die Skepsis zu. Sie haben nämlich ihr Short-Exposure um mehr als 3.000 Futures ausgebaut und dadurch ihre Netto-Long-Position von 24.872 auf 22.113 Kontrakte (-11,1 Prozent) kräftig reduziert. Dies lässt vor allem einen Schluss zu: Anleger mit besonders viel Kapital scheinen hinsichtlich der Stabilität der globalen Finanzsysteme verunsicherter zu sein als kleine Terminspekulanten. Eines sollten aber beide Gruppen von Marktakteuren auf keinen Fall vergessen. Nur ein kleiner Teil der Berge von Gold, die an den Terminmärkten Tag für Tag bewegt werden, ist mit physischem Gold hinterlegt. Bei der Commodity Exchange sind aktuell lediglich knapp 2,4 Millionen Feinunzen als Sicherheiten registriert, während der Open Interest von über 590.000 Gold-Futures einen Goldberg von immerhin 59 Millionen Unzen repräsentiert. Echter Krisenschutz funktioniert so eher nicht.

Auf Seite 2: Ungereimtheiten bei Xetra-Gold Bislang haben verunsicherte Investoren hierzulande vor allem auf physisch hinterlegtes Papiergold wie zum Beispiel Xetra-Gold vertraut. Seit der Emission im Jahr 2007 kletterte dessen "Goldberg" auf über 90 Tonnen. Allein im ersten Halbjahr hat sich die verwahrte Goldmenge laut der Emittentin Deutsche Börse Commodities GmbH um über 50 Prozent erhöht. Die starke Nachfrage dürfte auch von dem damit verbundenen verbrieften Recht zur Auslieferung von physischem Gold profitiert haben. Doch Anfang September gab es hier erhebliche Misstöne, weil eine Filiale der Deutschen Bank einem Kunden diese verweigert hatte.

Die Deutsche Börse Commodities GmbH, an der übrigens auch die Deutsche Bank beteiligt ist, stellte klar, dass "Inhaber von Xetra-Gold-Anteilen jederzeit das Recht auf Auslieferung des verbrieften Goldes geltend machen können." Voraussetzung sei allerdings, dass die Geschäftsstelle diesen Service anbietet, da die Auslieferung nur über die depotführende Bank des Anlegers erfolgen könne. Seit der Einführung von Xetra-Gold im Jahr 2007 hätten Anleger von der Möglichkeit zur Auslieferung bereits 900 Mal Gebrauch gemacht und sich somit insgesamt 4,5 Tonnen Gold ausliefern lassen.

Das Problem scheint eher bei der Deutschen Bank zu liegen. Dort war in einer Stellungnahme folgendes kommuniziert worden: "Die Deutsche Bank kommt als eines der emissionsbegleitenden Institute selbstverständlich den im Verkaufsprospekt von Xetra-Gold genannten Verpflichtungen nach. Dies schließt die Erfüllung des durch Xetra-Gold verbrieften Lieferanspruchs auf physisches Gold ein." Zugleich empfiehlt das Institut aber "eine individuelle Überprüfung der Wirtschaftlichkeit." Zum konkreten Lieferproblem äußerte sich die Bank ebenfalls und erklärte: "Sollte es in Einzelfällen dazu gekommen sein, dass dem Wunsch eines Anlegers nach Aushändigung physischen Goldes nicht sofort entsprochen wurde, wird dies überprüft und eine individuelle Lösung mit dem Kunden gefunden." Wirtschaftlich scheint aber folgende Vorgehensweise sinnvoller zu sein: Der möglichst zeitgleiche Verkauf von Xetra-Gold bzw. Kauf der entsprechenden physischen Goldmenge über einen etablierten Goldhändler - online oder in einer Filiale.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.