Im wöchentlichen Rhythmus werden die Akteure an den Goldmärkten durch den sogenannten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission über die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures informiert. Aus dem Wochenbericht ist beispielsweise ersichtlich, wie sich gegenüber der Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Dies kann man durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen, wobei ein Gold-Future papiermäßig den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert. Besonders aussagekräftig wird das Update aber in erster Linie durch die gegenüber der Vorwoche getätigten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Daraus lässt sich dann erkennen, wie sich die Stimmung unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben und wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Unter großen wie kleinen Terminspekulanten gab es in der Woche zum 22. Mai erhöhtes Abgabeinteresse zu beobachten, was sich auch in einem nachlassenden Interesse an Gold-Futures niedergeschlagen hat. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 520.000 auf 502.900 Kontrakte (-3,3 Prozent) ermäßigt. Dabei fiel auf, dass die Terminmarktprofis sowohl ihr Long-Exposure als auch die Zahl short positionierter Futures signifikant zurückgefahren haben. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten gab es auf Wochensicht lediglich ein leichtes Minus von 117.200 auf 115.600 Futures (-1,4 Prozent) zu beobachten.

Per Saldo sind sowohl große als auch kleine Terminspekulanten auf Wochensicht skeptischer geworden. So haben zum Beispiel Großspekulanten sowohl ihre Long-Seite als auch ihre Short-Exposure um über 11.000 Kontrakte reduziert. Dies reduzierte deren Netto-Long-Position von 91.500 auf 91.000 Kontrakte (-0,6 Prozent), während bei kleinen Terminspekulanten ein Rückgang der Netto-Long-Position von 25.600 auf 24.600 Futures (-3,9 Prozent) zu Buche schlug.

Auf Seite 2: Dollarstärke verhindert Schlimmeres

An den Goldmärkten tendierte das gelbe Edelmetall zunächst einmal signifikant bergab, weil der Dollar aus den unterschiedlichsten Gründen haussierte. Für europäische Goldbesitzer fielen dadurch die Buchverluste aber weniger heftig aus als dies jenseits des Atlantiks der Fall war. Während auf Dollarbasis in den vergangenen vier Wochen ein Minus von zwei Prozent registriert worden war, gab es in Euro gerechnet ein Plus von zwei Prozent zu vermelden. Mitverantwortlich hierfür war die jüngste politische Entwicklung Italiens, wo euro-kritische Kräfte ein Regierungsbündnis geschmiedet haben. Deren Forderungen haben das Zeug dazu, der Eurokrise zu einem Comeback zu verhelfen. Dies sollte beim Goldpreis zumindest zu einer stabilen Tendenz führen.

Aus charttechnischer Sicht befindet sich das gelbe Edelmetall in einem hartnäckigen Kampf um die Marke von 1.300 Dollar. Viel wichtiger wäre allerdings eine Rückkehr über die langfristige 200-Tage-Linie, die aktuell im Bereich von 1.307 Dollar verläuft. Unter Chartisten wäre dies nämlich als klares Kaufsignal zu werten. Trotz der negativen Goldpreistendenz der vergangenen Wochen zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index bislang noch keine überverkaufte Lage an. Das heißt: Aus "dieser Ecke" kann derzeit kein Kaufsignal kommen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.