Woche für Woche beobachten die Akteure an den Goldmärkten mit Argusaugen den von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlichten Commitments of Traders-Report. Dieses Update zeigt auf, wie sich die Stimmung an den Terminmärkten entwickelt hat. Unter anderem beinhaltet der Wochenbericht zum Beispiel aktuelle Zahlen zum allgemeinen Interesse an Gold-Futures, welches sich durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen lässt. Zur Erinnerung, ein Future repräsentiert zumindest auf dem Papier den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold. Besonders interessant werden die erfassten Daten aber vor allem dadurch, dass man sich ein aktuelles Bild über die Stimmung der verschiedenen Marktakteure machen kann. Anleger erfahren dadurch, wie sich innerhalb einer Woche die Positionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dies erlaubt Rückschlüsse, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 31. Juli gab es erneut markante Stimmungsveränderungen zu beobachten. Kräftig gelitten hat unter anderem das allgemeine Interesse an Gold-Futures. Mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ging es nämlich von 496.600 auf 452.700 Kontrakte (-8,8 Prozent) deutlich bergab. Darunter hat die Stimmung der spekulativen Marktakteure sehr gelitten. So hat sich innerhalb einer Woche die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 65.700 auf 47.900 Futures (-27,0 Prozent) reduziert. Damit beläuft sich das Minus gegenüber Ende Januar bereits auf 80 Prozent.

Die wachsende Skepsis war unter großen wie kleinen Terminspekulanten ähnlich stark ausgeprägt. Bei Großspekulanten war das Long-Exposure massiv reduziert worden, während die Short-Seite ein neues Rekordniveau erreicht hat. Dadurch stellte sich bei deren Netto-Long-Position ein Rückgang von 48.600 auf 35.300 Futures (-27,4 Prozent) ein. Unter den Kleinspekulanten hat sich innerhalb einer Woche die Netto-Long-Position von 17.100 auf 12.600 Kontrakte (-26,3 Prozent) reduziert. Derzeit kann man den Bedarf an dem traditionellen Krisenschutz zweifellos als sehr bescheiden bezeichnen. Anleger sollten aber davon ausgehen, dass dies nicht zum Dauerzustand wird.

Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung

Aus charttechnischer Sicht gab es in diesem Jahr so manchen Belastungsfaktor zu verkraften. Noch im Januar markierte das gelbe Edelmetall mit fast 1.360 Dollar den höchsten Stand seit Mitte 2016. Danach ging es dann aber Schlag auf Schlag: Ende April unterschritt der Goldpreis die mittelfristige 100-Tage-Linie, Anfang Mai folgte noch der langfristige 200-Tage-Durchschnitt. Beide Verkaufssignale haben das Sentiment empfindlich getrübt. Der Versuch einer Bodenbildung im Bereich von 1.290 Dollar scheiterte und ließ den Krisenschutz ständig neue Jahrestiefs bei 1.220 Dollar markieren. Am Freitag stellte sich mit 1.205 Dollar sogar das niedrigste Niveau seit über 16 Monaten ein.

Mitte 2016 und Mitte 2017 drehte das Edelmetall genau hier markant nach oben und verteuerte sich danach innerhalb weniger Wochen um 140 bzw. 130 Dollar. Höchste Priorität hat derzeit das erfolgreiche Verteidigen der Marke von 1.200 Dollar. Einen triftigen Grund, nicht ganz so pessimistisch dreinzublicken, liefert der Timingindikator Relative-Stärke-Index. Dieser generierte nämlich in der zweiten Junihälfte mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent ein charttechnisches Kaufsignal. Besonders interessant: In der Vergangenheit folgten auf solche Einstiegssignale stets kräftige Aufwärtsbewegungen des Goldpreises.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.