Einmal pro Woche informiert der sogenannte CoT-Report (siehe Seite 3), wie sich die aktuellen Long- und Short-Positionen von kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die das allgemeine Interesse an Gold-Futures zum Ausdruck bringt, ging es mittlerweile zum dritten Mal in Folge bergauf. So war in der Woche zum 21. April ein leichter Zuwachs von 395.089 auf 397.379 Kontrakte (+0,6 Prozent) registriert worden.

Doch hinsichtlich der aktuellen Marktstimmung unter den spekulativen Marktakteuren, die an den Goldmärkten von besonderem Interesse sind, war keine einheitliche Tendenz auszumachen. So nahm bei den Großspekulanten (Non-Commercials) - bedingt durch eine markante Reduktion der Short-Seite - der Optimismus zu. Dies schlug sich in einer von 98.397 auf 101.245 Kontrakte (+2,9 Prozent) gestiegenen Netto-Long-Position nieder. Sie hat sich damit seit Mitte März zwar fast verdoppelt, liegt aber weiterhin signifikant unter dem zum Jahresultimo gemeldeten Stand von 115.837 Futures.

Bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) nahm hingegen die Skepsis spürbar zu, denn ihre Netto-Long-Position reduzierte sich innerhalb einer Woche von 5.196 auf 3.761 Kontrakte. Seit Ende Dezember hat sich deren Stimmung jedoch erheblich aufgehellt. Damals war nämlich eine Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) von minus 2.703 Futures gemeldet worden. Die Richtungslosigkeit an den Terminmärkten schlug sich beim Goldpreis in den vergangenen Tagen in einer gewissen Lustlosigkeit nieder.

Auf Seite 2: Alle Augen auf Fed gerichtet





Am Mittwoch ist es wieder so weit: Aus dem offiziellen Fed-Statement wird dann jedes Wort seziert und auf die Goldwaage gelegt. Ob dies dem gelben Edelmetall dann nach oben hilft oder eher nach unten drückt, bleibt abzuwarten. Summa summarum lässt sich in der aktuellen Marktlage aber vor allem eines attestieren: Die Angst vor steigenden US-Zinsen wird an den Finanzmärkten heiß diskutiert und generiert so manchen überdurchschnittlichen Kursausschlag. So bewegte sich im April der Goldpreis meist relativ nahe an der Marke von 1.200 Dollar, starke Daten vom US-Immobilienmarkt ließen zur Wochenmitte dann aber erheblichen Verkaufsdruck aufkommen.

Diese Nervosität bringt die Sorge zum Ausdruck, dass die US-Notenbanker früher als erwartet an der Zinsschraube drehen könnten. Doch deren Spielraum ist im Grunde genommen minimal, schließlich kann man sich ein nennenswertes Anheben des Zinsniveaus gar nicht erlauben. Selbst Länder mit guter Bonität haben mittlerweile einen enormen Schuldenberg angehäuft und sich an die für Schuldner attraktiven Niedrigzinsen gewöhnt. Sparer werden sich angesichts der zum Teil negativen Renditen bei Bundesanleihen jedoch höchstwahrscheinlich niemals mit der geringen Wertschätzung ihres ersparten Kapitals anfreunden.

Diese Geringschätzung wirft kein gutes Licht auf die Werthaltigkeit und Substanz von Dollar, Euro und Yen. Relativ unbeeindruckt zeigen sich die Akteure an den Goldmärkten indes von den zahlreichen Krisenherde in der Welt. Weder die drohende Staatspleite Griechenlands noch die Bürgerkriege in der Ostukraine, in Syrien, im Irak und im Jemen lockten verunsicherte Investoren in Gold, die Krisenwährung par excellence. Eine Garantie, dass dies auch künftig so bleiben wird, gibt es freilich nicht.

Auf Seite 3: Commitments of Traders-Report





Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.