Bergauf ging es in der Woche zum 16. Juni aber auch mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures. Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) stellte sich nämlich gegenüber der Vorwoche ein Anstieg von 475.700 auf 489.600 Kontrakte (+2,9 Prozent) ein. Eine wachsende Zuversicht war vor allem unter den großen Terminspekulanten (Non-Commercials) auszumachen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten machte sich dies in einem markanten Plus von 243.500 auf 258.000 Kontrakte (+6,0 Prozent) bemerkbar.

Großspekulanten haben auf der einen Seite ihr Long-Engagement um 13.400 Kontrakte erhöht und auf der anderen Seite ihr Short-Exposure um 2.300 Futures reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 208.600 auf 224.300 Futures (+7,5 Prozent) kräftig erhöht. Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind hingegen eher durch ihre wachsende Skepsis in Erscheinung getreten. Ihre Netto-Long-Position hat sich nämlich im Berichtszeitraum von 34.800 auf 33.700 Kontrakte (-3,2 Prozent) reduziert.

Seit dem Jahreswechsel wurden vor allem Staatsanleihen bester Bonität und der Krisenschutz Gold ihrer Funktion als "sichere Häfen" gerecht. Aufgrund massiver Kapitalzuflüsse hat sich zum Beispiel die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen seit Ende Dezember von 1,8 auf 0,7 Prozent p.a. reduziert. Niedrige Zinsen lassen in der Regel auch Gold als attraktives Investment aussehen, schließlich fallen dann die Opportunitätskosten (Zinsverzicht) besonders niedrig aus. Und steigende Zinsen sind auf Sicht von Jahren relativ unwahrscheinlich. Von Fed-Chef Jerome Powell war in der vergangenen Woche zu hören, dass die Verantwortlichen der US-Notenbank noch nicht einmal darüber nachdenken würden, die Zinsen anzuheben. Damit droht dem Goldpreis von dieser Seite also erst einmal kein Ungemach.

Goldman Sachs erhöht Kursziele für Gold


Am vergangenen Freitag revidierten die Analysten von Goldman Sachs ihre Kursziele für Gold deutlich nach oben. In der Finanzwelt und insbesondere im Rohstoffsektor genießt die Meinung der US-Investmentbank hohes Ansehen. Sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht trauen sie dem gelben Edelmetall einiges zu. Auf Sicht von drei Monaten haben sie zum Beispiel ihr Kursziel von 1.600 auf 1.800 Dollar angehoben. Ihr Sechsmonatskursziel wurde von 1.650 auf 1.900 Dollar nach oben revidiert und mit Blick auf die nächsten zwölf Monate halten sie sogar einen Preis von 2.000 Dollar (bisher: 1.800 Dollar) für möglich. Als Grund nannten sie zum einen die corona-bedingten Konjunktursorgen sowie die Befürchtung einer markanten Geldentwertung. Letztere nannten sie sogar als Schlüsselfaktor. Sollte die Inflationsrate signifikant über die Marke von zwei Prozent ansteigen, erwarten die Experten von Goldman Sachs ein deutliches Überschreiten der Hürde von 2.000 Dollar. Sollte der Inflationsschub jedoch ausbleiben und die Weltkonjunktur markant anziehen, drohe allerdings dem Goldpreis eine ähnlich starke technische Korrektur wie im Jahr 2013.

Unter charttechnischen Aspekten vollzieht der Goldpreis auf dem erhöhten Niveau eine Seitwärtsbewegung. Nennenswerte Gewinnmitnahmen blieben bislang aus. Leichte Kursrutsche werden regelmäßigt als interessantes Einstiegsniveau interpretiert. Die große Frage lautet nun: Handelt es sich aktuell um ein Atemholen vor dem nächsten Kursschub oder um die vergebliche Mühe, eine charttechnische Hürde zu überwinden? Unterhalb von 1.800 ist nämlich eine besonders hartnäckige Widerstandszone angesiedelt. Hier scheiterte der Vermögenschutz in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt dreimal. Spannend dürfte es werden, falls sich die altbewährte Krisenwährung in Richtung 1.600 Dollar bewegen sollte. Dann würde nämlich das Verletzen einer wichtigen Unterstützung und der langfristigen 200-Tage-Linie drohen. Aktuell stehen die charttechnischen Ampeln bei dem gelben Edelmetall aber weiterhin auf "Grün". Neue Rekordhochs scheinen nur noch eine Frage der Zeit zu sehen, was Goldman Sachs offensichtlich ähnlich sieht (siehe oben).