Es ist das teuerste und gleichzeitig am wenigsten bekannte Edelmetall der Welt. Der Preis für Rhodium hat vor Kurzem mit 14.750 US-Dollar pro Feinunze einen neuen historischen Höchststand erreicht. Der Rohstoff wird hauptsächlich als Nebenprodukt beim Abbau von Platin und Palladium gewonnen, selten auch bei der Förderung von Nickel und Kupfer. Nur auf Rhodium spezialisierte Bergwerke gibt es nicht.

Nur 25 Tonnen im Jahr

Südafrika ist das mit Abstand größte Abbaugebiet von Rhodium. Etwa 80 Prozent des Metalls stammen von dort. Weitere wichtige Förderländer sind Russland, Kanada und Simbabwe. Rhodium ist sehr selten. Im Jahr 2019 wurden in Südafrika 20 Tonnen abgebaut, im Rest der Erde fünf Tonnen. Im Vergleich dazu waren es bei Gold im vergangenen Jahr 2.500 Tonnen.

Das dominierende Einsatzgebiet sind Katalysatoren von Benzin- oder Dieselmotoren im Autosektor. Dahinter folgen Katalysatoren in der chemischen Industrie und die Glasindustrie. Dort wird das Metall zur Beschichtung von Glas verwendet, weil es ein hohes Reflexionsvermögen aufweist. So findet es sich etwa in Spiegeln, Spiegelteleskopen, TV- und Computerbildschirmen. In dieser Sparte wächst der Bedarf an Rhodium seit Jahren, weil es hitzebeständig ist und vor Verunreinigungen schützt.

Zu einem sehr kleinen Teil kaufen Investoren auch Barren und Münzen, die aus Rhodium bestehen. Überdies wird es in geringem Maß auch noch in der Düngemittelproduktion eingesetzt.

China treibt Nachfrage

Seit Mai stieg der Preis des Rohstoffs deutlich an. Zuerst, weil die Produktion in Südafrika stockte, da wegen des Lockdowns einige Platinminen zeitweise geschlossen wurden oder nur teilweise im Betrieb waren.

Ab Juni zog dann die chinesische Wirtschaft wieder an und damit dort auch die Nachfrage nach Autos und Lastkraftwagen. Da die chinesische Autoindustrie die größte der Welt ist, benötigt sie viel Rhodium. Hinzu kommt, dass die Abgasnormen für Pkw im Reich der Mitte im laufenden Jahr noch einmal massiv verschärft wurden. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat inzwischen die weltweit strengsten Vorschriften zur Reduktion zur Stickoxiden. Um diese einzuhalten, wird in den Katalysatoren mehr Rhodium verarbeitet, was die Nachfrage nach dem Metall kräftig anfachte.

ETFs spielen keine Rolle

Auch in Indien und Europa wurden härtere Abgasregeln eingeführt. Da in Benzinmotoren aber rund dreimal so viel Rhodium verwendet wird wie in Dieselmotoren, wirkt sich die Senkung der Grenzwerte in den asiatischen Staaten deutlich mehr aus als auf dem alten Kontinent. Denn in Asien tanken anteilig weit mehr Pkw Benzin als Diesel als in Europa. "Eine kräftige Erhöhung des Bedarfs an Rhodium führt im Regelfall zu einer deutlichen Preissteigerung des Metalls, weil die Minenproduktion nicht so schnell nachziehen kann", sagt Hans-Günter Ritter, Leiter des Edelmetallhandels bei Heraeus. Dieser Umstand sorgte zuletzt für die schnell anziehenden Preise.

Anders als bei den übrigen Edelmetallen spielen Käufe von ETFs oder ETCs durch Anleger dagegen keine Rolle. Auch der Terminmarkt nicht, da es keine Futures auf Rhodium gibt.

Gegenwärtig korrigiert der Rhodiumpreis etwas. Das dürfte jedoch nicht von langer Dauer sein. Denn das Angebot an dem Rohstoff im Hauptförderland im Süden Afrikas dürfte dieses Jahr 20 Prozent unter dem Vorjahr liegen. Zum einen wegen der Minenstilllegungen während des Lockdowns, zum anderen wegen der vorübergehenden Schließung der Raffinerie von Anglo American Platin, des größten Produzenten des Metalls.

Viel Material in Raffinerien

Dort liegt gegenwärtig viel unverarbeitetes Material. Es dürfte ein langwieriger Prozess werden, bis dieses die Raffinerie wieder verlässt. "Die globale Nachfrage ist 2020 zwar auch gefallen, aber nicht so stark wie das Angebot. Das sollte mittelfristig für höhere Preise sorgen", meint Ritter. Zumal die rhodiumreichen Minen am Kap zunehmend an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen. Anleger können mit einem ETC (ISIN: DE 000 A1K JHG 8) von Xtrackers auf steigende Preise setzen. Dieser ist mit physischem Rhodium hinterlegt.

Die jährliche Gebühr beträgt 0,45 Prozent. Allerdings ist der Spread mit vier Prozent hoch, und das Papier ist nicht sehr liquide. Es wird nur ein paar Mal täglich ein Kurs gestellt.

Risiken liegen vor allem beim Autoabsatz in Europa, falls es zu einem erneuten Lockdown in großen Ländern des Kontinents kommen sollte. Dann könnte das gegenwärtige Angebotsdefizit bei Rhodium in ein Gleichgewicht wechseln, was sich negativ auf den Preis des Rohstoffs auswirken würde.

Hohe Volatilität

Käufer müssen sich auch darüber klar sein, dass der Rhodiumpreis extrem hohe Schwankungen aufweist. So kletterte er während der Finanzkrise im Jahr 2008 auf 10.000 Dollar je Feinunze, um danach auf 1.000 Dollar abzustürzen. Am Anfang des Lockdowns im März diesen Jahres fiel er von 13.500 Dollar auf 6.000 Dollar. Deswegen sollten sich nur sehr risikobereite Investoren bei dem Metall engagieren, da außer hohen Gewinnen auch hohe Verluste möglich sind.