Einmal pro Woche zeigt die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in ihrem Commitments of Traders-Report auf, wie sich an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) die Stimmung der Marktakteure bei Palladium-Futures entwickelt hat. Aus diesem Wochenbericht kann man zudem erkennen, wie sich das allgemeine Interesse an Palladium-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - gegenüber der Vorwoche verändert hat. Besonders intensiv werden aber vor allem die Hinweise verfolgt, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus erkennen Anleger dann, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist. Für die jüngste Rally des Palladiumpreises waren vor allem die Transaktionen der Großspekulanten verantwortlich.

Das allgemeine Interesse an Palladium-Futures hat sich in der Woche zum 13. Juni zum zweiten Mal in Folge erhöht. Auf Wochensicht stieg die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 34.586 auf 36.107 Futures (+4,4 Prozent), auf Jahressicht beläuft sich der Zuwachs sogar auf 48,6 Prozent. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war innerhalb einer Woche ein Anstieg von 21.747 auf 22.012 Futures (+1,2 Prozent) registriert worden, was den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren darstellt.

Hierfür verantwortlich waren ausschließlich große Terminspekulanten. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position per Saldo von 21.314 auf 21.597 Kontrakte (+1,3 Prozent) leicht nach oben gefahren. Damit wird das Niveau von Ende Dezember um über 52 Prozent übertroffen. Unter den Kleinspekulanten hat im Berichtszeitraum die Skepsis leicht zugenommen. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 433 auf 415 Kontrakte (-4,2 Prozent) reduziert. Seit Ende Februar hat sich deren Gradmesser für den Optimismus somit mehr als halbiert.

Auf Seite 2: Palladium - Terminmärkte in Turbulenzen

Sorgen um ein zunehmendes Angebotsdefizit bei Palladium haben an der Terminbörse Nymex zu heftigen Turbulenzen bei Platin-Futures geführt. Derzeit rechnet der Katalysatorenhersteller Johnson Matthey für das laufende Jahr zum Beispiel mit einem Angebotsdefizit in Höhe von 792.000 Feinunzen. An den Terminmärkten ging dies nicht spurlos vorüber. Allein am Freitag kletterte der nächstfällige Palladium-Kontrakt um 25,20 auf 893,95 Dollar, während beim aktivsten gehandelten Future mit Fälligkeit im September "lediglich" ein Anstieg um 6,15 auf 864,10 Dollar registriert worden war. Ein solches Phänomen wird in Expertenkreisen als "Backwardation" bezeichnet und gilt bei Edelmetallen als relativ selten. Normalerweise sind Kontrakte mit längerer Laufzeit nämlich - auch aufgrund von Lagerkosten - teurer als der nächstfällige Future. Auf die angespannte und volatile Lage bei Palladium reagierte die Nymex am Freitag mit einem Anheben der Sicherheitsleistungen um über 22 Prozent von 4.950 auf 6.050 Dollar pro Kontrakt. Auch dadurch ist nun die Gefahr einer technischen Korrektur signifikant gestiegen.

Aus charttechnischer Sicht hat sich bei Palladium die Lage aus mehreren Gründen signifikant eingetrübt. Zum einen prallte das Edelmetall an der charttechnischen Hürde von 900 Dollar ab. Vor drei Jahren war dies schon einmal der Fall - was damals folgte, war ein Kurssturz unter die Marke von 500 Dollar. Zum anderen bereitete Anfang Juni aber auch der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) Sorgen. Mit dem Rutsch unter die Marke von 70 Prozent generierte dieser nämlich ein charttechnisches Ausstiegssignal. Massiver chartinduzierter Verkaufsdruck dürfte aber aufkommen, falls die Marke von 750 Dollar unterschritten wird. Begründung: Damit wäre sowohl die untere Trendbegrenzung des Aufwärtstrends als auch die 200-Tage-Linie verletzt, was unter Chartisten als klares Verkaufssignal gilt. Fazit: Aktuell überwiegen beim Palladium eher die Verkaufsargumente.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.