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Diesen Schluss legt zumindest der aktuelle Commitments of Traders-Report der US-Börsenaufsicht CFTC nahe. So hat sich zum Beispiel in der Woche zum 30. Oktober, erstmals seit Mitte September, das allgemeine Interesse an Palladium-Futures spürbar abgekühlt. Auf Wochensicht ermäßigte sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 28.900 auf 27.400 Futures (-5,2 Prozent). Zugleich ging es mit dem Optimismus großer wie kleiner Terminspekulanten spürbar bergab. So ermäßigte sich auf Wochensicht die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 13.300 auf 12.250 Futures (-7,7 Prozent). Für diese Entwicklung waren vor allem Großspekulanten (Non-Commercials) verantwortlich.

Weil sie ihr Long-Exposure (-1.500 Kontrakte) stärker reduziert haben als ihr Short-Engagement (-400 Futures), schlug sich dies in einem Rückgang der Netto-Long-Position von 13.250 auf 12.100 Kontrakte (-8,7 Prozent) nieder. Besonders interessant: Ende Dezember fiel der Optimismus dieser Gruppe von Marktakteuren mit 25.500 Futures mehr als doppelt so hoch aus. Dies lässt angesichts der positiven Performance des Palladiumpreises den Schluss zu, dass bei Palladium der physische Handel den Palladiumpreis derzeit stärker beeinflusst als der Terminhandel. Normalerweise ist an den Rohstoffmärkten eher das Gegenteil der Fall. Hierfür spricht auch der Umstand, dass laut Schätzungen der Analysten von HSBC in diesem Jahr die Nachfrage um 490.000 Feinunzen höher ausfallen wird als das Angebot (Fehlmenge 2017: 101.000 Unzen).

Auch die Kleinspekulanten sind in diesem Jahr vor allem durch ihre wachsende Skepsis aufgefallen. Seit dem Jahreswechsel hat sich deren Netto-Long-Position sogar von 730 auf 110 Futures (-85,0 Prozent) reduziert. Von Mitte Juli bis Mitte September wiesen sie sogar eine Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) aus. Vor diesem Hintergrund kann man die relative Stärke von Palladium als besonders eindrucksvoll bezeichnen.

Auf Seite 2: Palladium - die Luft wird dünner

Unter sämtlichen Edelmetallen glänzte in diesem Jahr vor allem Palladium. Das hauptsächlich in den Katalysatoren von Benzinfahrzeugen verarbeitete Edelmetall entwickelte sich seit Ende Dezember mit plus 8,6 Prozent deutlich besser als das Schwestermetall Platin (-7,2 Prozent). Und auch Gold (-0,3 Prozent) und Silber (-16,7 Prozent) performten erheblich schlechter. Am 23. Oktober erzielte der Palladiumpreis mit 1.144 Dollar sogar ein neues Rekordhoch. Vor allem die Entwicklung in den vergangenen zweieinhalb Monaten fiel ziemlich stark aus. Doch mittlerweile wechselte das Edelmetall in den Korrekturmodus. Angesichts der seit Mitte August zu beobachtenden Kursrally um in der Spitze mehr als 35 Prozent sollte dies aber keine große Überraschung darstellen.

In den Sommermonaten überwogen eindeutig die positiven Aspekte. So generierte zum Beispiel der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent den Startschuss der rasanten Rally. Danach gab es dann Kaufsignale en masse. So überwand Palladium seine 100-Tage-Linie, die danach nach oben drehte und somit für noch mehr gute Laune sorgte. Ende August kämpfte das Edelmetall zwei Wochen lang mit der 200-Tage-Linie und ließ diese - nach einem scheinbar mühelosen Überwinden der 1.000-Dollar-Marke - deutlich hinter sich. Unmittelbar vor der Marke von 1.150 Dollar drehte der Palladiumpreis wieder recht dynamisch nach unten. Diese technische Korrektur ging mit einem Verkaufssignal beim RSI einher. Mittlerweile haben aber wieder die Optimisten das Kommando übernommen. Zum Rekordhoch fehlen derzeit lediglich 25 Dollar.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.