Das Jahr 2018 erwies sich für das Edelmetall Platin bislang als ausgesprochen unerfreulich. Unter sämtlichen Edelmetallen entwickelte sich die vor allem zum Bau von Autokatalysatoren benötigte Substanz mit minus 11,1 Prozent am schlechtesten. Auf Dreijahressicht weist es gegenüber Gold (24 Prozentpunkte), Silber (26 Prozentpunkte) und Palladium (65 Prozentpunkte) noch eine starke Underperformance aus. Und diese Entwicklung hat triftige Gründe. So kommt zum Beispiel Platin vorwiegend in Dieselkatalysatoren zum Einsatz, während Palladium vor allem bei Benzinfahrzeugen verarbeitet wird. Die generelle Umweltproblematik im Allgemeinen und der Diesel-Abgasskandal im Besonderen haben den Einsatz solcher Fahrzeuge - und damit auch die Platinnachfrage - in den vergangenen Jahren kräftig einbrechen lassen. Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle auf Autos sind zudem wenig geeignet, als Platininvestor hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken. Die miserable Stimmung kann man besonders gut an den Terminmärkten beobachten.

An den Terminmärkten gab es mit Blick auf Platin-Futures in der Woche zum 10. Juli unter den Terminmarktprofis wenig Erfreuliches zur Stimmung zu vermelden. So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Platin-Futures (Open Interest) zum dritten Mal in Folge reduziert, diesmal von 83.600 auf 81.500 Kontrakte (-2,5 Prozent). Die zweite Woche in Folge sind große und kleine Terminspekulanten per Saldo netto short, also tendenziell pessimistisch gestimmt. Mit minus 400 Futures fiel der Pessimismus gegenüber der Vorwoche (-500 Kontrakte) aber einen Tick schwächer aus. Zur Erinnerung: Ende Dezember gab es hier noch eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 22.500 Kontrakten zu vermelden.

Seit vier Wochen wird für Großspekulanten (Non-Commercials) bei Platin eine beträchtliche Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) ausgewiesen. Im Berichtszeitraum hat sich deren Netto-Long-Position mit minus 6.900 Futures praktisch nicht verändert. Völlig anders sieht die Stimmung unter den kleinen Terminspekulanten aus. Sie sind nämlich ausgesprochen optimistisch, was sich an der von 6.400 auf 6.500 Kontrakte leicht gestiegenen Netto-Long-Position ablesen lässt. Nun darf man gespannt sein, wer für den Rest des Jahres mit seiner Strategie eine höhere Rendite einfahren wird.

Auf Seite 2: Platinpreis: Zehnjahrestief in Reichweite

Platin kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. So rutschte das Edelmetall im Rezessionsjahr 2009 von über 2.200 auf unter 800 Dollar ab, weil die Automobilindustrie unter dem heftigsten Konjunktureinbruch der Nachkriegsgeschichte zu leiden hatte. Die nachfolgende technische Erholung fiel ebenfalls heftig aus und trieb den Platinpreis im Herbst 2011 in der Spitze auf 1.900 Dollar pro Feinunze. Danach folgte dann erneut eine kräftige Baisse und führte innerhalb von vier Jahren zu einem Kurssturz in Richtung 800 Dollar. Auch das nachfolgend generierte Trendwechselsignal, welches mit dem Überwinden der 200-Tage-Linie und deren Drehen nach oben ausgelöst wurde, erwies sich im Nachhinein betrachtet als "Bullenfalle". Höchste Priorität hat nun das erfolgreiche Verteidigen der im Bereich von 820 Dollar angesiedelten Unterstützungszone (aktuell: 828,75 Dollar). Weiteres Ungemach würde im Falle neuer Zehnjahrestiefs, also unter 780 Dollar drohen. Gewissermaßen könnte man ein Platininvestment als Wette auf eine ausbleibende "Strafzoll-Infektion" der globalen Autobranche betrachten.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.