Einmal pro Woche informiert die CFTC, wie sich die Stimmung an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures entwickelt hat. Dadurch erfahren die Investoren beispielsweise, ob sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures im Vergleich zur Vorwoche erhöht oder abgeschwächt hat. Dies bringt die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, wobei ein Silber-Future den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber repräsentiert.

Von erheblichem Interesse sind beim Commitments of Traders-Report jedoch vor allem Informationen über die Aktivitäten der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Dies zeigt dann die aktuelle Stimmung kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf. Dadurch erfährt man, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 3. Oktober hat das allgemeine Interesse an Silber-Futures erneut nachgelassen. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) reduzierte sich gegenüber der Vorwoche von 186.900 auf 183.500 Futures (-1,8 Prozent). Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es deutlich stärker nach unten. Hier war ein Rückgang von 72.300 auf 68.700 Futures (-4,9 Prozent) registriert worden, den niedrigsten Wert seit fünf Wochen. Diesmal war der nachlassende Optimismus vor allem auf die Transaktionen der Kleinspekulanten zurückzuführen.

Diese reduzierten nämlich ihre Long-Seite um mehr als 2.300 Kontrakte und fuhren ihr Short-Exposure marginal nach oben. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 12.000 auf 9.500 Kontrakte (-20,8 Prozent) kräftig ermäßigt, während bei großen Terminspekulanten im Berichtszeitraum keine nennenswerte Stimmungsveränderung zu beobachten. Ihre Netto-Long-Position fiel von 60.300 auf 59.200 Futures (-1,8 Prozent) lediglich leicht zurück.

Auf Seite 2: Silber - Unterstützung bei 16,50 Dollar hat gehalten

Aus charttechnischer Sicht musste Silber im September einen kräftigen Preisrückgang verkraften. Nachdem es in den ersten Handelstagen zeitweise über 18 Dollar notierte, folgte danach eine rasante Talfahrt, die zu einem Monatsverlust von über fünf Prozent führte. Seit dem Jahreswechsel hinkt das mit Abstand günstigste Edelmetall mit plus sieben Prozent der Gold-Performance (+8,1 Prozent) etwas hinterher. Dieser Underperformance erhöht sich auf Sicht von drei Jahren auf neun Prozentpunkte. In der zweiten Septemberhälfte rutschte Silber sogar unter die langfristige 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre als starkes Verkaufssignal gilt. Zuvor generierte bereits der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Unterschreiten der 70-Prozent-Marke ein Ausstiegssignal. Aktuell notiert der RSI mit 41 Prozent noch in der neutralen Zone. Bei unter 30 Prozent würde Silber als überverkauft gelten. Ein Kaufsignal entstünde, sobald diese Hürde wieder überwunden wird. Im Bereich von 16,50 Dollar laboriert das Edelmetall nun an einer Bodenbildung.

Wer auf lange Sicht an höhere Edelmetallpreise glaubt, sollte sich einmal das Gold/Silber-Ratio genau anschauen. Dieser Indikator zeigt nämlich an, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold aktuell benötigt werden. Ein hohes (niedriges) Ratio wird als Indiz für eine relative Unterbewertung (Überbewertung) von Silber im Vergleich zu Gold interpretiert. Mit aktuell 76 fällt die Kennzahl gegenwärtig relativ hoch aus, schließlich bewegte sie sich in den vergangenen 20 Jahren zwischen 30 und 88. Dies würde dafür sprechen, dass sich Silber in den nächsten Jahren besser entwickelt als Gold. Eines sollte dabei allerdings nicht vergessen werden: Weil Silber - gemessen an der Kursschwankungsintensität (Volatilität) - als erheblich "wilder" gilt, benötigen Investoren ein stärkeres Nervenkostüm. Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, in beiden Edelmetallen investiert zu sein.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.