Unter anderem stellte sich zum Beispiel beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures in der Woche zum 22. Juni das stärkste Minus seit über neun Monaten ein. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) brach von 194.300 auf 175.700 Futures (-9,6 Prozent) regelrecht ein. Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) drückten kräftig auf den Verkaufen-Knopf. Der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten bekam dies gar nicht gut. Innerhalb einer Woche erlitt dieser nämlich einen Einbruch von 71.000 auf 57.700 Kontrakte (-18,8 Prozent). Ein noch stärkeres Wochenminus war letztmals im Juli 2020 registriert worden.

Unter den spekulativen Marktakteuren herrschte erstmals seit vier Wochen eine einheitliche Stimmungstendenz und diese war von einer stark wachsenden Skepsis gekennzeichnet. Nur ein Beispiel: Großspekulanten haben ihr Long-Exposure (minus 14.750 Futures) deutlich stärker reduziert als ihr Short-Engagement (minus 2.550 Kontrakte), was bei deren Netto-Long-Position zu einem Einbruch von 52.100 auf 39.900 Kontrakte (-23,4 Prozent) geführt hat. Deutlich geringer fiel der Verkaufsdruck unter kleinen Terminspekulanten aus. Hier war im Berichtszeitraum lediglich ein Minus von 18.900 auf 17.800 Futures (-5,8 Prozent) registriert worden. Wenn man bedenkt, dass der Silberpreis innerhalb des Berichtszeitraums (15. bis 22. Juni) "lediglich" sieben Prozent an Wert verloren hat, kann man ihm angesichts der kräftigen Verkaufswelle fast schon ein gewisses Maß an relativer Stärke attestieren.

Dass Silber in den vergangenen zwölf Monaten gefragter zu sein scheint als sein "großer Bruder" Gold, lässt sich nicht nur an der während dieses Zeitraums erzielten Outperformance in Höhe von 39 Prozentpunkten, sondern auch an der unterschiedlichen Entwicklung der Lagerbestände ablesen. Laut Commerzbank Research haben sich nämlich die Goldbestände innerhalb dieses Zeitraums um zwei Prozent auf 100,92 Millionen Feinunzen reduziert, während bei Silber im selben Zeitraum ein Zuwachs um 21 Prozent auf 923,3 Millionen Unzen registriert worden war. Hauptverantwortlich für diesen gegenläufigen Trend dürften vor allem die ausgesprochen positiven Konjunkturperspektiven gewesen sein. In diesem Zusammenhang seien nur die Bereiche Elektromobilität und Photovoltaik genannt, wo derzeit ein besonders starkes Wachstum zu beobachten ist. Doch neben diversen Industriesektoren, bleibt das Edelmetall auch für Investoren interessant, schließlich dürften Währungen mit Substanz angesichts immenser Hilfsprogramme von Regierungen und Notenbanken auf absehbare Zeit auf keinen Fall überflüssig werden.

Silber: 200-Tage-Linie erfolgreich verteidigt


In der abgelaufenen Handelswoche ging der Silberpreis auf Tuchfühlung mit der langfristigen 200-Tage-Linie. Weil diese unverletzt blieb, hat sich das charttechnische Marktsentiment spürbar aufgehellt. Verstärkter Verkaufsdruck würde jedoch drohen, falls die Durchschnittslinie nachhaltig unterschritten wird. Ende März rutschte das Edelmetall zwar darunter, das damit verbundene Verkaufssignal erwies sich allerdings als "Bärenfalle". Als problematisch wäre auch ein Wechsel dieser Linie vom Aufwärts- in einen Abwärtstrend anzusehen. Seit ungefähr elf Monaten bewegt sich das Edelmetall in einer Tradingrange zwischen 23 und 29 Dollar. Ein Ausbruch nach oben (unten) könnte zusätzliches Kaufinteresse (Verkaufsinteresse) aufkommen lassen. Unter charttechnischen Aspekten kann man Silber derzeit als haltenswert einstufen.

Charttechnische Timingindikatoren verbreiten derzeit wenig Hoffnung. Auf der Charttechnik-Website Tradingview schlägt das Pendel weiterhin in Richtung "Verkaufen" aus. Von den insgesamt 26 aufgeführten Indikatoren stehen gegenwärtig fünf auf "Kaufen" (Vorwoche: 6), neun auf "Halten" (Vorwoche: 8) und zwölf auf "Verkaufen" (Vorwoche: 12).

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