Bei Silber glänzten Terminmarktprofis in den beiden vergangenen Wochen vor allem durch Zurückhaltung und eine wachsende Skepsis. So hat bereits zum zweiten Mal in Folge der Optimismus unter spekulativen Marktakteuren nachgelassen. Leicht bergab ging es auf Wochensicht mit dem allgemeinen Interesse an Silber-Futures. Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) war in der Woche zum 9. Juli ein Rückgang von 221.200 auf 218.500 Kontrakte (-1,2 Prozent) zu beobachten. Einen kräftigen Einbruch verzeichnete hingegen die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Hier gab es auf Wochensicht nämlich mit einem Rückgang von 52.100 auf 45.300 Kontrakte (-13,0 Prozent) ein dickes Wochenminus zu beklagen.

Hauptverantwortlich für diese Negativentwicklung waren große Terminspekulanten (Non-Commercials). Sie reduzierten ihre Long-Seite innerhalb einer Woche um 3.700 Kontrakte, während das Short-Engagement um 1.600 Futures aufgestockt wurde. Dies hatte zum Ergebnis, dass sich deren Netto-Long-Position von 30.500 auf 25.200 Kontrakte (-17,4 Prozent) besonders kräftig reduziert hat. Signifikant nach unten ging es auch mit dem Optimismus kleiner Terminspekulanten (Non-Reportables). Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 21.600 auf 20.100 Kontrakte (-6,9 Prozent) ermäßigt.

Unter charttechnischen Aspekten halten sich beim Silberpreis positive wie negative Aspekte in etwa die Waage. Soll heißen: Die charttechnischen Börsenampeln stehen derzeit eher auf "Gelb", da sich das Edelmetall weiterhin innerhalb eines intakten Abwärtstrendkanals bewegt. Auf "Grün" würden die Signale springen, falls mit dem markanten Überwinden der Marke von 16 Dollar ein Trendausbruch gelingt. Ein deutliches Verletzen der bei 15 Dollar verlaufenden langfristigen 200-Tage-Linie wäre allerdings als klares "Rot-Signal" zu sehen. Dann droht nämlich chartinduzierter Verkaufsdruck und ein Test der extrem wichtigen Unterstützungszone im Bereich von 14 Dollar. Zur Erinnerung: Anfang 2016 rutschte Silber kurzzeitig unter diese "Hausnummer" und zog danach innerhalb von sechs Monaten um über 50 Prozent an. Fazit: Der Silberpreis bleibt heiß.

Historisch hohes Gold/Silber-Ratio


Derzeit hinkt der Silberpreis seinem "großen Bruder Gold" weiterhin deutlich hinterher, was sich am derzeit hohen Gold/Silber-Ratio von über 90 sehr gut ablesen lässt. Ein wichtiger Grund für diese Underperformance dürfte im zyklischen Charakter des mit großem Abstand günstigsten Edelmetalls liegen. Mehr als die Hälfte der Nachfrage stammt aus verschiedenen Industriesektoren. Eine immer wichtigere Rolle spielt Silber in Wachstumsbranchen wie der Photovoltaik oder dem Medizinsektor. Doch die eingetrübten Konjunkturperspektiven und aufkommende Rezessionssorgen haben das Interesse industrieller Silberkäufer weiter gebremst. Als Krisenwährung hat das gelbe Edelmetall derzeit eindeutig die Nase vorn. Sowohl an den Terminmärkten als auch im ETF-Sektor war in den vergangenen Wochen vor allem bei Gold ein verstärktes Interesse registriert worden. Grundsätzlich stehen die Chancen aber nicht schlecht, dass Silber sein "Tal der Tränen" auf mittlere bis lange Sicht verlassen könnte. Das Aufwärtspotenzial fällt mit Blick auf das alte Rekordhoch recht üppig aus. Zur Erinnerung. Im April 2011 notierte das Edelmetall im Bereich von 50 Dollar. Um dahin zurückzukehren, müsste der Silberpreis um mehr als 230 Prozent zulegen. Investoren mit viel Geduld und starken Nerven können durchaus ein Investment wagen und dabei stets im Hinterkopf behalten, dass Silber deutlich stärker schwankt als Gold. Derzeit übertrifft der CBOE-Silbervolatilitätsindex mit 19,7 Prozent sein Pendant auf Gold (aktuell: 14,9 Prozent) um fast fünf Prozentpunkte.