Woche für Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, wie sich die Transaktionen der diversen Marktakteure an den Terminmärkten entwickelt haben. Daraus können Investoren dann ableiten, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. In der Woche zum 20. Dezember hat unter großen wie kleinen Terminspekulanten der Optimismus spürbar nachgelassen.

Eine rückläufige Tendenz war auch beim allgemeinen Interesse zu beobachten. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 163.556 auf 159.697 Futures (-2,4 Prozent) reduziert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten hat sich im selben Zeitraum ein deutlich höheres Minus eingestellt. Hier kam es zu einem Rückgang von 81.131 auf 73.948 Kontrakte (-8,9 Prozent), den niedrigsten Stand seit acht Wochen. Die wachsende Skepsis war sowohl unter großen als auch unter kleinen Terminspekulanten zu beobachten.

Beide Gruppen von Marktakteuren haben auf der einen Seite ihre Long-Seite reduziert und zugleich ihre Short-Seite nach oben gefahren. Bei den Großspekulanten führte dies zu einem Rückgang der Netto-Long-Position von 66.933 auf 60.894 Kontrakte (-9,0 Prozent). Kleinspekulanten haben ihre Netto-Long-Position von 14.198 auf 13.054 Kontrakte (-8,1 Prozent) reduziert. Summa summarum kann man festhalten, dass der Verkaufsdruck bei Silber-Futures - verglichen mit Gold-Futures - in der zweiten Jahreshälfte zwar erheblich geringer ausfiel, die im Zuge dieser Entwicklung erlittenen Verluste fielen aber deutlich höher aus als bei Gold aus.

Auf Seite 2: Silber in Sippenhaft genommen

Silber, welches häufig als kleiner Bruder von Gold bezeichnet wird, wurde in der zweiten Jahreshälfte in Sippenhaft genommen und verlor seit seinem Anfang August erzielten Jahreshoch von 20,63 Dollar mittlerweile 25 Prozent an Wert. Da Silber zugleich als wilder gilt, fiel der Rückschlag um acht Prozentpunkte heftiger als bei Gold aus. Die massiven Verkäufe großer und kleiner Terminspekulanten an der Terminbörse Comex waren hierfür hauptverantwortlich. Eine rückläufige Nachfrage ließ sich aber auch bei der weltweit stark gefragten American-Eagles-Silbermünze feststellen. Seit dem Jahreswechsel verkaufte die US Mint auf diesem Weg lediglich 37,7 Millionen Feinunzen Silber. Damit wurde das vergleichbare Vorjahresniveau von 47,0 Millionen Feinunzen um fast 20 Prozent unterschritten.

Aus charttechnischer Sicht stellt sich die Lage bei Silber derzeit als ausgesprochen spannend dar. Die im Jahresverlauf erzielten Kursgewinne von in der Spitze fast 50 Prozent haben sich mittlerweile mehr als halbiert. Auf dem gedrückten Kursniveau verläuft nun aber eine wichtige Unterstützungszone, wo das Edelmetall zuletzt Anfang Juni deutlich nach oben gedreht hat. Der Blick auf die mittelfristige 100- bzw. langfristige 200-Tage-Linie machen allerdings wenig Mut. Beide wurden in der zweiten Jahreshälfte markant verletzt und generierten dadurch ein charttechnisches Verkaufssignal. Die 100-Tage-Linie vollzog sogar einen Trendwechsel nach unten, was Chartisten in der Regel als negativen Begleitumstand interpretieren. Der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) bewegt sich aktuell nur knapp oberhalb von 30 Prozent. Werte darunter gelten als Indiz für eine überverkaufte Situation. Ein RSI-Kaufsignal entsteht immer dann, wenn die 30-Prozent-Marke überwunden wird. Damit wäre aktuell für zusätzliche Spannung gesorgt.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.