Diese Maßnahmen dürften somit eingepreist sein - aber was wird die Entwicklung der Aktienbörsen in den kommenden Monaten treiben? Im Fokus der Experten des Werthstein Instituts stehen die Handelsstreitigkeiten der USA mit ihren Handelspartnern und die geplante deutliche Lockerung der Fiskalpolitik in Italien.

Robert Halver, Mitglied des Werthstein Instituts, bleibt im Index Update Video recht gelassen. "Einen volatilen Sommer, aber keinen Crash" erwartet er. Halver sieht keine neue Euro-Krise: "Italien ist zu groß, die Verschuldung zu hoch. Angesichts dieses Drohpotenzials wird die EZB letztlich das tun, was sie seit Jahren tut: Hilfreich eingreifen, die lockere Geldpolitik fortsetzen und so die Zeche für die öffentlichen Defizite zahlen."

Deutlich zurückhaltender kommentiert Stefan Riße vom Werthstein Institut. "Letztlich hat Robert Halver recht: Am Ende des Tages werden EU und EZB Italien entgegenkommen. Aber sie werden eine höhere Verschuldung Italiens nicht einfach durchwinken. Für die kommenden Monate erwarte ich gravierende Konflikte in der EU, eine Eurokrise, die Griechenland möglicherweise in den Schatten stellen wird, einen deutlich schwächeren Euro und deutliche Rücksetzer an den Aktienmärkten." Dem stimmt Valérie Plagnol zu: "Den Handelsstreit mit den USA und die restriktivere Geldpolitik der Fed haben wir als Themen schon länger, nun kommt Italien hinzu. Die Zukunft wird schwieriger."

Giles Keating, Präsident des Werthstein Instituts, betont: "Politisch entscheidend wird der EU-Gipfel Ende des Monats, bei dem Merkel und Macron vor schwierigen Problemen stehen. Die EZB ist zuletzt deutlich restriktiver aufgetreten. Sie wird diesen Kurs beibehalten und selbst bei Problemen in Italien nicht wieder lockern. Ich bin sehr zurückhaltend für Aktien, und zudem sicher, dass der Euro tendenziell abwerten wird."

Der Werthstein Index lag im Juni bei 3,8 Punkten und ist im Vergleich Mai (4,8 Punkte) um einen Punkt gesunken. Der Index drückt die durchschnittliche Einschätzung der Mitglieder des Werthstein Instituts über die Entwicklung der globalen Aktienmärkte für die kommenden drei Monate aus. Mögliche Wertungen liegen zwischen "1" (extrem negativ) und 10 (extrem positiv).

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