Elon Musk ist in Unternehmerkreisen so etwas wie eine schillernde Gestalt. Immerhin hat der zumeist leger gekleidete Unternehmer die Elektro-Automarke Tesla aus dem scheinbaren Nichts erschaffen, investiert mit SolarCity Milliarden in die erneuerbaren Energien. Und spricht laut und vernehmlich darüber. Damit liefert er nicht nur Schlagzeilen für die Presse, sondern auch einen Denkanstoß für Investoren. Denn Musk zeigt, dass Ökonomie und Ökologie gleichermaßen florieren können. Dass sich mit "Sustainability" Geld verdienen lässt. Damit rutscht das Thema immer weiter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dabei klang das anfangs noch ganz anders.

Von wolkig zu wichtig



"Sustainability" galt lange als wolkiges Thema, schwer zu greifen und nicht wirklich lukrativ. Inzwischen sind die Grenzen klar umrissen. ESG steht für die drei Hauptaspekte der Nachhaltigkeit, "Environment", "Social" und "Governance" (ESG). Die Umwelt also, die sozialen Aspekte und die Unternehmensführung.



Aus seiner Nische ist das Thema vor allem aus zwei Gründen getreten. Zum einen, weil die Politik es auf die globale Agenda gesetzt hat. Zum Beispiel mit dem Beschluss des Klimagipfels von Paris (2015), der die Erwärmung der Welt einbremsen soll. Zum anderen, weil die Wirtschaft das Thema in ihre Arme geschlossen hat. Nicht mehr nur Unternehmen aus der Nische setzen auf Nachhaltigkeit, sondern auch Weltkonzerne kommen darum nicht mehr herum. Coca-Cola zum Beispiel oder Apple, auch sie geben laut einer Studie von Morningstar an, entsprechende Überlegungen in ihre Strategie einzubinden.

Ein Großthema also, das eine ganze Zeitphase prägt. In Form von Dämmvorgaben für den Hausbau in Deutschland oder eines angestrebten Fahrverbots für Diesel-Autos in Oslo. Oder in Gestalt von Großanlegern wie dem norwegischen Staatsfonds, der immer wieder mit Nachdruck und medialem Widerhall auf der Einhaltung der ESG-Ziele bei seinen Investments besteht. Oder eben mit dem Vertragsschluss von Paris.

Das führt auch dazu, dass immer mehr Geld in dieses Segment fließt. Allein das würde noch kein Zeitgeist-Investment ausmachen. Dazu gehört ein weiterer Baustein - nämlich die Erkenntnis, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien die Wertentwicklung eines Investments im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen nicht beeinträchtigt.

Nach von den Vereinten Nationen anerkannten Richtlinien waren laut Barclays im Jahr 2006 weniger als 10 Billionen US-Dollar in den ESG-Sektor investiert, im vergangenen Jahr mehr als 60 Billionen Dollar. 57 Prozent des Kapitals davon steckt im Bereich "E" wie Environment, also den Umwelttechnologien.

Der iShares Global Clean Energy ETF ist derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,89 bewertet, was unter dem Markt-Durchschnitt liegt. Vom Hoch in 2015 sind die Aktienkurse ein knappes Drittel zurückgekommen.



Langfristige Entwicklung, langfristiger Schwung



Eine Last für die Wertentwicklung ist die Entscheidung für ESG nicht, wie unter anderem eine Studie des Jahres 2015 von Gunnar Friede, Timo Busch und Alexander Bassen zeigt. Die Wissenschaftler untersuchten über 2200 bislang getätigte Analysen. Und kamen zum Schluss, dass bei 90 Prozent der Studien kein negativer Zusammenhang zwischen der Wertentwicklung und der Berücksichtigung von ESG-Kriterien besteht.

Eine Meta-Untersuchung von 2013 des Steinbeis Research Center for Financial Services kommt zum gleichen Ergebnis. Nachhaltige Investments, heißt es dort, böten kein schlechteres Rendite-Risiko-Profil als die klassischen Anlagen. Im Fall vom Aktien zum Beispiel wurden 55 Studien analysiert. Nur eine davon protokolliert einen negativen Einfluss der Orientierung an Nachhaltigkeitskriterien auf das Anlageergebnis. Das CFA Institute wiederum erklärt, Nachhaltigkeit sei der Schlüssel zur "robusten Analyse".

Diese Erkenntnisse greifen in der Investmentwelt immer mehr um sich. Zum einen aus den skizzierten politischen Gründen. Zum anderen aber auch, weil auch der Druck auf die Investoren wächst, gute Ergebnisse abzuliefern. Und kaum einer es sich leisten kann, ein ganzes Segment links liegen zu lassen.

Der Prozess läuft bereits: Bündelten allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachhaltige Investmentfonds 2010 26,3 Milliarden Euro, waren es 2015 schon 63,7 Milliarden, notierte zuletzt das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Und losgelöst vom Anlageprodukt steckten 2015 in Nachhaltigkeitsinvestments der drei Länder 326,3 Milliarden Euro, ein Plus von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Fazit: Dieser Kapitalzufluss dürfte andauern. Wegen der Politik, wegen Investoren wie Musk, die rechtzeitig darüber nachdenken. Quasi vom Zeitgeist beflügelt.

Die Energieerzeugung durch neue Technologien hat sich entscheidend verbessert. Auch die Mobilität, ein sehr schwieriges Umfeld für fossile Energieträger, wird der Nachfrage nach neuer, sauberer Energie einen Schub geben.
Valérie Plagnol


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