Es ist noch gar nicht so lange her, dass Star-Investor Jim Rogers seinen Gesprächspartnern eines jener Zuckertütchen zuzustecken pflegte, wie sie überall in Cafés zum Espresso oder Milchkaffee gereicht werden. Damit wollte er auf das immense Investment-Potential der Rohstoffe, vor allem der "Soft Commodities", aufmerksam machen. Jener Rohstoffe, die alle brauchen. Er behielt Recht. Doch nach dem Boom ist bei der Geldanlage bekanntlich vor dem Boom. Wo also könnte das nächste Großthema liegen, das kommende Zeitgeist-Investment? Genau dort, wo Genuss und Gesundheit sich treffen.

Doch von Anfang an. Zucker ist süß und deswegen populär. Allerdings ist Zucker, abhängig von der Dosierung, auch ungesund. Immerhin wird ein Gutteil davon konsumiert, ohne es zu wissen, heißt es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ein Esslöffel Ketchup zum Beispiel enthalte ungefähr einen Teelöffel Zucker. Das trägt zur Fettleibigkeit bei. Zwei Drittel der US-amerikanischen Erwachsenen sind übergewichtig oder gar fettleibig, jedes dritte Kind. Und 190 Milliarden Dollar kostet es das Gesundheitssystem, zu versuchen, der damit einhergehenden Krankheiten Herr zu werden. Stevia dagegen hat diesen Folgen nicht. Kein Wunder also, wenn zum Beispiel die Nahrungsmittelindustrie sich die Lippen nach der süßen Alternative zu herkömmlichem Zucker leckt



Von wegen bloßes Modephänomen



Stevia wird aus einer südamerikanischen Pflanze gewonnen und ist längst zu einem großen Markt herangewachsen. Zwischen 2008 und 2012 stiegen die Verkaufszahlen um 400 Prozent. Unter anderem, weil Großkonzerne wie Coca-Cola oder auch Danone auf Stevia setzen. 2011 wurde der Stoff von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gebilligt. 2014 lag der globale Marktwert von Stevia bei 336 Millionen US-Dollar, bis Ende 2017 sollen es 578 Millionen sein.



Es wäre allerdings nicht unbedingt ein Zeitgeist-Investment, nun allein auf Stevia zu setzen. Zeitgeistig sind vielmehr solche Anlagen und Investments, die auf dem manchmal nur schwer wahrnehmbaren Hauch einer Veränderung aufbauen. Zum Beispiel dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein. Das wiederum schlägt sich in einer bewussteren Ernährung nieder, aber auch in der Erkenntnis, dass Bewegung zum gesunden Leben gehört.



Entsprechend dürfte sich die Nachfrage hin Themen wie gesunder Ernährung, vermehrter Fitness und den damit verbundenen Service-Anbietern sorgen. Zum Beispiel weg von Zucker, hin zum Zuckersubstitut Stevia. Oder eben hin zu Dienstleistungen wie die Lieferungen gesunder Mahlzeiten. Je mehr die Menschen von daheim arbeiten, umso größer die entsprechende Nachfrage - eben wegen der veränderten Grundeinstellung. Weight Watchers hat ein solches Programm im Angebot, Konkurrent Nutrisystem ebenso.

Fazit: Gesundheit kann man bekanntlich nicht kaufen - wohl aber jene Dinge und Dienstleistungen, die Gesundheit ermöglichen. Zum Zeitgeist-Investment werden sie, weil sie wegen des generellen Umdenkens und der weltweit steigenden Kaufkraft erst am Anfang einer längeren Aufwärtsentwicklung stehen dürften.

Es handelt sich hier tatsächlich um nicht mehr niedrig bewertete Firmen. Aber wir investieren hier auch nicht wegen einer niedrigen Bewertung, sondern wegen der hohen Wachstumsraten. Man muss das Für und Wider abwägen. Gelegentlich bekommt man niedrig bewertete Anteile an Firmen mit guten Wachstumschancen. Doch normalerweise muss man für gute Wachstumschancen schon etwas bezahlen. Und das ist hier der Fall.
Giles Keating


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