Kaum eine Branche steht seit Monaten so sehr unter Feuer wie der Automobilsektor. Während in der Fahrschule gelehrt wird, einen Spurwechsel sorgfältig vorzubereiten und schnelle Manöver zu vermeiden, müssen die Automobilkonzerne gleich mehrere Spurwechsel gleichzeitig meistern. Neben globalen Sorgen vor Protektionismus, Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, Brexit-Verhandlungen und den angespannten Beziehungen zu Russland und der Türkei müssen die Fahrzeughersteller strengere Abgasvorschriften - Stichwort WLTP - erfüllen und zudem den Wandel von konventionellen Antrieben hin zur Elektromobilität schaffen. VW-Chef Herbert Diess wurde zuletzt bereits sehr deutlich: "Wir sind es gewohnt, dass das Auto in der Kritik steht. Der jetzige Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto nimmt jedoch existenzbedrohende Ausmaße an".

Insbesondere die deutschen Hersteller sind von mehreren Seiten unter Druck. So bergen die widerholten Drohungen des US-Präsidenten, deutsche Pkw-Importe mit Zöllen zu belegen, ein hohes Risiko. In Europa erscheint es fraglich, ob angesichts der hohen SUV-Nachfrage die EU-Zielvorgaben für 2020/21 zur Reduzierung der CO2-Emissionen erreicht werden. Schon jetzt hinterlässt auch die Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfzyklus WLTP tiefe Bremsspuren bei den Zulassungszahlen in Europa.

Die Folge: Wegen immer neuer Belastungen aus dem Dieselskandal kappte der Konzern am Freitag erneut sein Gewinnziel, das Konzernergebnis werde 2018 vor Zinsen und Steuern um mehr als zehn Prozent zurückgehen. Im dritten Quartal lag das Ebit bei 2,49 Mrd. Euro, was im Jahresvergleich einen Rückgang von 27 Prozent entspricht. Weitere Details werden bei der Vorlage der Zahlen am Donnerstag erwartet.

Källenius vor großen Herausforderungen



Bei der Marke mit dem Stern müssen sich Anleger auch künftig auf eine unruhige Fahrweise einstellen. Daimler-Chef Dieter Zetsche wird den Stab wohl auf der Hauptversammlung 2019 nicht mit glänzenden Zahlen an seinen Nachfolger Ola Källenius überreichen. Als wesentlicher Wachstumstreiber bleibt nach Einschätzung der DZ Bank nur China. Allerdings lässt auch hier bereits die Dynamik nach, Daimler hat den zyklischen Höhepunkt wohl überschritten. Auch im kommenden Jahr ruhen die Hoffnungen auf dem asiatischen Markt, denn in Europa und den USA dürfte aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen kein starkes Momentum aufkommen. Nicht zu vergessen sind anhaltend hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung, gerade mit Blick auf die Elektromobilität. Die schwebenden Kartellvorwürfe und die laufenden Untersuchungen im Rahmen der Emissionsvorschriften geraten da schon fast in den Hintergrund. Die Umbaupläne - künftig soll Daimler in drei rechtlich selbstständige Einheiten aufgeteilt werden und so an Schlagkraft gewinnen - ist zwar positiv, verursacht aber auch Kosten im hohen dreistelligen Mio. Euro-Bereich.

Auf der anderen Seite kann Daimler mit guten Finanzkennzahlen punkten. Die 2017er-Umsatzrendite von 6,6 Prozent liegt nur zwar unter den 8,8 Prozent, die BMW erreicht. Dafür übertrifft die EK-Rendite von 16,6 Prozent den Wert der Konkurrenz aus Bayern. Auch die hohe Liquiditätsausstattung ist durchaus positiv, nicht nur für die Bonität.

Ebenfalls attraktiv sieht auf den ersten Blick die Bewertung aus. Analysten rechnen für 2019 mit einem Gewinn je Aktie von 8,90 Euro. Mit einem KGV von weniger als sechs zählt Daimler zu den günstigsten Titeln im DAX. Allerdings liegt die viel beachtete Kennzahl bereits seit Monaten auf einem niedrigen Niveau, die Aktie springt dennoch nicht an. In der tiefen Bewertung spiegeln sich viel mehr die Sorgen der Investoren wider.

Nach der schwachen Performance seit Jahresbeginn bereitet auch der Blick auf den Kursverlauf keine Freude. Am Freitag gab es die Papiere so günstig wie seit Sommer 2013 nicht mehr. Charttechnisch relevante Unterstützungen sind in unmittelbarer Umgebung Mangelware. Erst wieder bei 36 oder 30 Euro zeigt der Wochenchart gute Haltezonen. Ein direkter Absturz ist dennoch nicht zu erwarten, mit minus 17 Prozent Abstand zur 200-Tage-Linie ist Daimler kräftig überverkauft. Eine Rückeroberung der 60er-Barriere dürfte aber kaum gelingen. In den nächsten Monaten sollte sich der langsame Sinkflug fortsetzen.

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Empfehlung der Redaktion



Nervenstarke Trader können die Erholungen mit Bull-Papieren begleiten. Der übergeordnete Trend zeigt aber abwärts, die Short-Seite ist mittelfristig zu favorisieren. Einen guten Mix offeriert der Discount-Put PX1CZY. Mitte März 2019 ist der Schein fünf Euro wert, wenn die Aktie bei höchsten 50 Euro steht. Dies führt zu einer Maximalrendite von 80 Prozent. Entspricht der Kurs zum Laufzeitende dem jetzigen Kurs, ist eine Seitwärtsrendite von 20 Prozent drin. Wertlos verfällt das Zertifikat nur, wenn Daimler Mitte März bei 55 Euro (Basispreis) oder darüber notiert.




  Basiswert
  
  

  Daimler
  
  

  Kurs Basiswert
  
  

  52,25 EUR
  

  Produkt
  
  

  Capped-Put
  

  WKN
  
  

  PX1CZY
  

  Emittent
  
  

  BNP Paribas
  

  Bewertungstag
  
  

  15.03.2019
  

  Basispreis
  
  

  55 EUR
  

  Cap
  
  

  50 EUR
  

  Maximalrendite (p.a.)
  
  

  80% (347%)
  

  Kurs Zertifikat
  
  

  2,59 Euro
  

  Zielkurs
  
  

  5 EUR