Das DAX-Indexzertifikat feiert seinen 30. Geburtstag. Am 11. Juli 1990 hat die Dresdner Bank das erste Papier auf den deutschen Leitindex emittiert. Laufzeit war zehn Jahre. Damit legte die Bank den Grundstein für den deutschen Zertifikatemarkt. Erstmals konnte an 30 DAX-Titeln mit einem Papier partizipiert werden. Zudem konnte damit der Index wie eine Aktie gehandelt werden. Das war damals revolutionär.

Die Zertifikate zielten ursprünglich auf institutionelle Anleger und traten schnell ihren Siegeszug an. Andere Finanzinstitute machten es der Dresdner Bank nach und legten eigene Indexzertifikate auf.

Richtig in Schwung kam der Markt von 2000 bis 2008. Endlos-DAX-Zertifikate wurden aufgelegt. In Deutschland entstand ein Milliarden-Euro-Markt für Zertifikate, in dem auch Privatanleger eine große Rolle spielten. Inzwischen gab es nicht nur Zertifikate auf den DAX, sondern auch auf MDAX, TecDAX, SDAX und alle möglichen ausländischen Börsenindizes, darunter Exoten wie Nigeria.

Die Wende für das Erfolgsmodell kam mit der Finanzkrise. Nach der Lehman-Pleite wurde Anlegern plötzlich das Emittentenrisiko von Zertifikaten bewusst. Dies führte dazu, dass die Konkurrenz von Indexzertifikaten, die börsengehandelten Indexfonds (ETFs), vermehrt Zulauf erhielten, da diese Sondervermögen darstellen und vor einer Insolvenz des Emittenten geschützt sind.

Endgültig fast ins Bedeutungslose stürzte eine neue Steuerregelung Zertifikate auf deutsche Indizes. Das sind meist Performance-Indizes, das heißt, die Dividenden werden in die Indizes reinvestiert. Mit der neuen Steuervorschrift dürfen seit ein paar Jahren nur noch die Nettodividenden (abzüglich Steuer) reinvestiert werden.

Nur noch Nettodividenden


Wollen Sie mehr Hintergründe und Einschätzungen zum Coronavirus, Informationen zu Dividenden und Hauptversammlungen und Empfehlungen und Strategien für Anleger: Dann lesen Sie jetzt die digitalen Einzelausgaben von BÖRSE ONLINE, €uro am Sonntag und €uro

Hat Ihnen der Artikel von boerse-online.de gefallen? Dann unterstützen Sie jetzt unabhängigen Journalismus mit einem kleinen Einmal-Betrag. Wir bieten laufend aktuelle Börsen-Analysen, spannende Realtime-News und objektive Nutzwert-Themen - die in diesen Zeiten wichtiger sind denn je. Vielen Dank.

Unterstützen Sie
unabhängigen Journalismus!

Wählen Sie einen Betrag:

Powered by

Mit den bestehenden Indexzertifikaten war das nicht umsetzbar. Viele Emittenten kündigten in den Jahren 2016 und 2017 daher ihre Indexzertifikate oder stellen seither nur noch Ankaufkurse (Geldkurse). Einige Banken legten neue Zertifikate auf, die nur noch die Nettodividenden berücksichtigen. Damit ist die Eins-zu-eins-Abbildung von DAX, MDAX & Co, die vielen Anlegern sehr wichtig war, aber nicht mehr möglich.

Zu diesen Problemen gesellte sich, dass die ETF-Branche mit ihren Indexfonds immer mehr Börsenbarometer abbildete, auch viele exotische. Überdies gruben sie Indexzertifikaten bei den lukrativen Sparplänen wegen des Vorteils des Sondervermögens das Wasser ab. "Die ETFs haben die Indexzertifikate überrollt. Die Revolution frisst ihre Kinder", bringt es Christian Köker, Zertifikateprofi bei HSBC Deutschland auf den Punkt.

Trotzdem haben Indexzertifikate für bestimmte Anlegergruppen noch Vorteile gegenüber ETFs. Da sie oft noch etwas günstiger sind, eignen sie sich für kurzfristig orientierte Trader. Zudem sind sie in wenigen Nischenmärkten immer noch die einzige Möglichkeit zu investieren. Dazu zählen etwa einige Euro-Stoxx- und Stoxx-Branchen sowie Länder wie Neuseeland, Chile, Dänemark oder Chinas Red-Chips-Index.