Dadurch muss der mächtige Mann bei Exxon dem Druck vonseiten der Anteilseigner lediglich virtuell Stand halten - von Angesicht zu Angesicht braucht er seinen Kritikern nicht gegenüberzutreten. Mehrere Aktionäre fordern einen unabhängigen Aufseher für den Konzernchef - Woods soll auf den Posten als Chairman verzichten.

An der Spitze der Initiative stehen der Pensionsfonds des US-Bundesstaates New York sowie die Vermögensverwaltung der Church of England. Dieses Duo wirft Exxon Mobil seit Längerem eine ignorante Haltung beim Thema Klimaschutz, zu wenig Transparenz sowie eine schwache finanzielle Performance vor. Gerade dem letztgenannten Kritikpunkt kann Darren Woods momentan wenig entgegenhalten. Im ersten Quartal hat Exxon Mobil zum ersten Mal seit 1988 einen Verlust verbucht. Der starke Ölpreisverfall sowie die schwache Nachfrage zwangen den Konzern zu hohen Abschreibungen. Besserung ist nicht in Sicht. Nachdem die US-Sorte WTI zwischenzeitlich sogar unter der Nullmarke notierte, hat sie sich zuletzt bei rund 32 US-Dollar je Barrel eingependelt. Die Texaner reagieren mit Kostensenkungen auf die historische Flaute am Ölmarkt. Unter anderem im Permian-Becken, dem größten Schiefergasvorkommen der USA, setzt das Management den Rotstift an. Mit 23 Milliarden US-Dollar sollen die Kapitalausgaben insgesamt um gut 30 Prozent unter dem eigentlich für 2020 geplanten Niveau bleiben.

Dividende hat (noch) Priorität

Gleichwohl dürfte der aktuelle Ölpreis für Exxon Mobil nicht reichen, um sowohl die verbleibenden Investitionen als auch die Dividenden zu finanzieren. Analysten zufolge müsste der Branchenriese dafür annähernd 80 US-Dollar je Barrel kassieren. Gerade die Gewinnbeteiligungen zählen zu den strategischen Prioritäten von Exxon Mobil: 2019 wurde die Dividende das 37. Jahr in Folge erhöht. Selbst ohne Abstriche bei der Ausschüttungspolitik droht die Talfahrt der Exxon-Mobil-Aktie weiterzugehen. Trotz der aktuellen Erleichterungen im Corona-Lockdown und dem allmählichen Anfahren der Wirtschaft sieht selbst Darren Woods das Unternehmen vor einem "herausfordernden Sommer". Zwar erachtet er die langfristigen Treiber für den Erfolg von Exxon Mobil als intakt. Doch allein der skizzierte Gegenwind vonseiten der Aktionäre zeigt die berechtigten Zweifel an der These des Managers.

Mit einem Mini-Future Short können Anleger darauf setzen, dass der Abstieg des einst weltgrößten Börsenkonzerns weitergeht. Das endlos laufende Papier münzt fallende Kurse mit einem Hebel von aktuell 5,2 in Gewinne um. Auch wenn der Knock-out knapp ein Fünftel über dem Kurs liegt: Sollte der CEO das Ruder herumreißen, drohen Verluste.